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Monat: Mai 2021

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Rückblick

Die Teilnehmenden stehen fest

33 finale Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten wurden zur Teilnahme an dem Zertifikatskurs ermittelt.

Nach einem intensiven Auswahlprozess der Projektverantwortlichen der Universität Hildesheim gemeinsam mit den externen Jurorinnen Özlem Canyürek und Khadidiatou Bangoura wurden nun 33 Teilnehmenden für den Pilotkurs ermittelt. Besonderer Fokus lag bei der Auswahl auch auf einer möglichst hohen Vielfalt in Bezug auf die Kunstsparten, ebenso auf Alter, Erfahrungen und Herkunft. Die Heterogenität der Gruppe ermöglicht es, die Inhalte des Kurses aus unterschiedlichsten Perspektiven zu diskutieren.

Jurorin Özlem Canyürek hebt dabei hervor, dass dies „die diverseste Gruppe“ sei, die sie bisher als Jurorin für Qualifizierungen im Kulturbereich in Deutschland ausgewählt habe. Aufgrund des hohen Rücklaufs von 456 Bewerbungen auf 30 Plätze haben sich die Organisator:innen darauf verständigt, die Teilnehmendenzahl um 10% zu erhöhen und 33 Personen aufzunehmen.

Ein wichtiges Signal für diejenigen Kunstschaffenden, die keinen Platz für den Pilotkurs erhalten haben, ist, dass schon jetzt intensiv an einer kontinuierlichen Etablierung der Weiterbildung an verschiedenen Orten in Deutschland  gearbeitet wird.

Die ausgewählten Stipendiat:innen werden im Mai mit ihrem Profil sowie einem Einblick in ihre künstlerische Praxis und bereits realisierte Projekte in der Kulturellen Bildung auf der Projekthomepage vorgestellt.

Bei Interesse an weiteren Informationen oder der Mitwirkung am Transfer des Pilotprojekts finden Sie Informationen auf der Webseite  sowie per E-Mail ( pia [dot] wagner [at] uni-hildesheim [dot] de).

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Absolvent:innen

Lisa Haucke – Projekt

Papierflieger fliegen, 2020

© Nina Werth

Meine Zeit als Fliegende Künstlerin an der Limesschule Idstein startete ich mit einem Performance-Auftakt, der in der von mir gewählten formalen Setzung das gesamte Schuljahr strukturierte. Dazu rief ich alle an der Schule Beteiligten auf, einen Wunsch für das Schuljahr auf einem Papierflieger zu notieren und diesen auf den Schulhof segeln zu lassen. Anschließend wurden drei der Flieger in einer Tanzperformance von mir und meinen Performance-Kolleg:innen ausgelost und jeweils ein Datum per Zufallsprinzip ermittelt, wann ich diesen Wunsch im Laufe des Jahrs mit weiteren Kunst-Aktionen erfüllen würde. Die Papierflieger wurden eingesammelt und mit den Schüler:innen ausgewertet, kategorisiert, geschreddert und neu geschöpft. Dann wurde ein Buch mit den darin enthaltenen Wünschen daraus gebunden, welches in den Präsenzbestand der Schulbibliothek übergeht.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Inspirierend für die künstlerische Arbeit war, dass ich als Gast an der Schule zugleich Gastgeberin des Künstlerzimmers war. Dass das Fliegende Künstlerzimmer dabei nicht nur zum „dritten Pädagogen“, sondern auch zu einem künstlerischen Partner werden kann, war eine tolle Erfahrung. Die Aktion „Papierflieger fliegen“ hat mir gezeigt, dass ich als Künstlerin die Möglichkeit habe, die Stimmen vieler zu bündeln, Schule als ein soziales Feld mit künstlerischen Mitteln zu beleuchten und durch das Setzen von Rahmungen kleine wie größere Teilprojekte zu realisieren. Das schafft nicht nur Strukturen, sondern es kann alltägliche auch verändern. Mit dem Buch kann ich der Schulgemeinschaft etwas zurückgeben – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit von Projekten in der Kulturellen Bildung.

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Absolvent:innen

Lisa Haucke – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Ein Thema der vergangenen Jahre war für mich, Lebensorte, Tanzen und Performance miteinander zu verbinden. Bei meinem Projekt „An der Kreuzung“ in Braunschweig 2016 habe ich gemeinsam mit den an einer Straßenkreuzung lebenden und arbeitenden Menschen die Kreuzung zum Aufführungsort bestimmt – und beispielsweise in einem Bioladen, in Wohnhäusern und einem Kirchturm Installationen, künstlerische Interventionen, Videoarbeiten und Tanz realisiert. In meinem Stipendium in Meinersen habe ich sogar die gesamte Dorfgemeinschaft zum Mitmachen aufgefordert. Performances mit Menschen in einem zuvor abgesteckten sozialen Feld zu realisieren, in dem ich als Künstlerin interagiere, ist auch in meiner derzeitigen Arbeit im Fliegenden Künstlerzimmer an der Limesschule in Idstein zentral.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich interessiere mich dafür, Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen für den Tanz, die Körperarbeit, die künstlerische Arbeit zu öffnen. Ich bin davon überzeugt, dass Tanzen als gemeinsame Sprache Menschen zueinander bringt, füreinander öffnet, dabei hilft, Vorurteile abzubauen und sensibler zu werden im Umgang mit sich selbst und mit anderen. Tanzen hat etwas sehr Friedliches, schafft Freiräume im Kopf und im Miteinander. Ich erlebe in meiner Arbeit immer wieder, dass die in der Tanzpraxis verborgenen Potenziale für die Persönlichkeitsentwicklung immens sind. Diese Freiräume möchte ich Menschen ermöglichen, indem ich sie zum eigenen künstlerischen Tun anrege.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Eine Intervention stößt Veränderungsprozesse an, ermöglicht Partizipation, Aneignung, Selbstreflexion. Sie ist lange geplant oder spontan improvisiert. Sie inspiriert und regt zum Dialog an, schafft Begeisterung und Erkenntnisse. Sie erfordert Vertrauen in den Dialog nach innen und nach außen. Sie kann ein überraschender Tanz auf dem Schulhof sein oder ein länger geplantes großes Aufführungsprojekt, bei dem viele Beteiligte involviert sind und ihre eigenen Themen mit einbringen oder mit neuen Themen konfrontiert werden. Die Intervention gibt die Erlaubnis, etwas anders zu denken und zu machen, als es der gängige Ablauf, zum Beispiel in einer Institution, sonst erfordert – und bringt diesem zugleich Respekt und Wertschätzung entgegen.

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Absolvent:innen

Olek Witt – Projekt

Ortswechsel – Szenen aus dem Leben einer Stadt

© Bernd Banski

Die Produktion des Theaters der Migranten nimmt das Publikum in „Ortswechsel. Szenen aus dem Leben einer Stadt“ mit auf eine Reise durch die Straßen und die Häuser des Reuterkiezes in Berlin-Neukölln. Die Zuschauer:innen wandern in Gruppen und erleben Theater als einen Parcours an bekannten und unbekannten Orten. Dort haben junge Akteur:innen des multikulturellen Ensembles kurzweilige, sehr musikalische und manchmal auch skurrile Szenen entwickelt. Ob ein türkischer Friseur, eine polnische Buchhandlung, ein deutscher Fahrradladen oder ein brasilianisches Cafe – jeder dieser Orte ist eine Bühne, die von den Darsteller:innen vielfältig bespielt wird. Hier sind die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit fließend. Theaterkunst wird zur Ausdrucksform der vielschichtigen Alltagskultur.

Was haben Sie aus dem Projekt für ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Dieses Projekt war ein ermutigendes Experiment. Ich habe hier gelernt, wie soziale Kunst funktionieren kann. Kunst als partizipative, niederschwellige Intervention im öffentlichen Raum. Es war eine erkenntnisreiche Erfahrung in einem multikulturellen Team verschiedene Orte eines Stadtteils zu bespielen. Diese Orte mit ihren historischen und sozialen Backgrounds, mit ihren authentischen Alltagskulissen, sind eine Inspirationsquelle für ein kollaboratives Erfinden von Geschichten, an dem sich alle Spieler:innen mit ihren diversen Fähigkeiten und mit großer Spielfreude beteiligen können.

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Absolvent:innen

Olek Witt – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf? 

Entsprechend dem Motto „Jeder Mensch ist ein Künstler“ von Joseph Beuys, taucht bei mir immer wieder die Förderung von kreativen Potenzialen von Kindern und Jugendlichen auf. Ich wende Methoden des Devising Theatre bei der Entwicklung von Performances an. Zentral sind kollektives, kollaboratives und improvisatorisches Arbeiten und Erforschen der sozialen Wirklichkeit sowie der Respekt für unterschiedliche Lebenserfahrungen und Entwürfe. Ich wende unkonventionelle Formate wie Theaterparcours an, die einem breiteren Publikum in diversen sozialen Räumen einen direkteren Zugang zur Kunst ermöglichen. Es geht mir um das Erkennen von sichtbaren und unsichtbaren Grenzen, um sie zu hinterfragen, denn Theaterkunst ist Dialog.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken? 

Ich möchte bewirken, dass die Partizipation gestärkt wird, neue, unkonventionelle Zugängen zu Kunst jenseits von Privilegien aufgrund der Herkunft oder Bildung geschaffen werden, die persönliche Entwicklung sowie die Eigenverantwortung der kreativen Selbstbestimmung gestärkt werden. Eine demokratische Gesellschaft ist stets eine Gesellschaft im Wandel. Dieser Wandel braucht immer wieder neue individuelle und kollektive Gestaltungsfähigkeit. Durch die Anwendung von theaterpädagogischen und performativen Methoden wird die Entfaltung der Kreativität und der ästhetische Bildung als Basis für die kulturelle und politische Teilhabe gefördert.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus? 

Sie sorgt für eine ästhetische Sensibilisierung und Durchbrechung von Alltagswahrnehmung durch Entdeckung, Erforschung und Manifestation von neuen Perspektiven. Außerdem trägt sie dazu bei, Veränderungen in sozialen Räumen durch dialogische Prozesse bewusst und aktiv zu gestalten. Sie fördert das Erkennen und Infragestellen von Strukturen, die die notwendigen Veränderungsprozesse behindern, sowie temporäre und spontane Aktionen im öffentlichem Raum als auch langfristig angelegte Strategien, die auf Defizite, Ungleichheiten und Diskriminierung aufmerksam machen und zugleich auf positive Veränderungen zielen sowie eine Teilhabe mit einer umfassenden Inklusion ermöglichen.

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Absolvent:innen

Dong Zhou – Projekt

 Gong Projekt, 2017

© Dong Zhou

Im Jahr 2017 gründeten Wang Shiwen und ich gemeinsam das Kollektiv „Gong Projekt“, das interdisziplinäre Musikstücke produziert und Musiker:innen verschiedener Stilrichtungen zusammenbringt. In diesem Projekt wollen wir die Möglichkeit bieten, sich mit chinesischer Folklore und Philosophie auseinanderzusetzen, sie in Musik und Performance zu transformieren, um damit die heutige Gesellschaft zu kommentieren und zu kritisieren.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Ich habe gelernt, die Musik nicht nur als akustisches Ergebnis wahrzunehmen, sondern einen Zugang zum Kontext zu bekommen sowie den historischen Hintergrund zu erforschen. Diese Erfahrung wiederum inspiriert meine Kompositionen. Besonders wenn ich performative Stücke kreiere, verleihen sie der Musik eine neue Dimension. Während der Kollaboration mit Musiker:innen aus verschiedenen Regionen lerne ich, wie sie Kultur verstehen und ausdrücken. Ich erkläre dann einige chinesische kulturelle Phänomene. Dieser Erfahrungsaustausch soll keine exotische Ausstellung sein, sondern eine Plattform für gegenseitiges Verständnis und die Diskussion aktueller gesellschaftlicher Themen. Die gewonnene Erfahrung aus diesem Austausch kann außerdem auch auf das Kuratieren von Konzerten übertragen werden.

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Absolvent:innen

Dong Zhou – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In meiner künstlerischen Arbeit tauchen verschiedene Themen immer wieder auf: die Klangumgebung und ihre Botschaft, insbesondere im industrialisierten städtischen Leben, außerdem Individuen in einem machtvollen System, Missverständnisse und Diskriminierung auf der Grundlage von Gender und Ethnizität sowie die Internetkultur. Diese Themen überlappen einander oft, da es sich bei ihnen um unterschiedliche Seiten der Gegenwartskultur handelt.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich möchte mit meiner kulturellen Bildungsarbeit einerseits Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund unterstützen, sich auszudrücken und dadurch sichtbar zu werden. Andererseits möchte ich damit Menschen helfen, sich gegenseitig zu verstehen und sich selbst zu reflektieren.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Die künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung findet ein Thema und versucht, es mit einer künstlerischen Lösung anzusprechen. Manchmal wird das Problem nicht unmittelbar gelöst, jedoch kann die Intervention das Thema in die künstlerische Praxis integrieren und die Situation allmählich verbessern.

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Mareike Wenzel – Projekt

PLAY, 2015

© Mariam Gabritchidze

PLAY war eine Arbeit für die Tbilisi Triennial 2015. Über mehrere Monate arbeitete ich mit den Bewohner:innen des georgischen Dorfs Machkhaani zusammen, um in verschiedenen Interventionen das dortige, leerstehende Theater zu bespielen und wieder in das Dorfleben zu integrieren. Das Projekt knüpfte an Erinnerungen der Bewohner:innen an. Gemeinsam sammelten wir Geschichten über das Dorf, das Theater und die Bewohner:innen und setzten sie in Installationen um. Das Theater wurde mit den Dorfbewohner:innen nach ihren Ideen umgestaltet und wiedereröffnet. Darüber hinaus entwickelte ich mit Schüler:innen ein immersives Theaterstück über ihr Leben in Machkhaani, frei nach „Romeo und Julia“, das durch das ganze Dorf führte und im Theater endete.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Das Projekt ist Ausgangpunkt für meine späteren Arbeiten im Bereich künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung. Die lange Arbeit vor Ort hat mir gezeigt, wie wichtig das zeitintensive Arbeiten ist, um etwas gemeinsam entstehen zu lassen und Arbeit auf Augenhöhe zu ermöglichen. Ich habe gelernt, meine eigene künstlerische Position mit den Bedürfnissen der Teilnehmenden in Einklang zu bringen, sie immer wieder neu zu bewerten und ergebnisoffen zu arbeiten. Ich sehe mich als Mittlerin, die nach Anknüpfungspunkten sucht, verschiedene Materialen zusammenbringt und ästhetische Rahmen setzt.

 

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Absolvent:innen

Mareike Wenzel – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Meine Arbeiten gehen sehr stark von Orten und Räumen aus, die ich gemeinsam mit verschiedenen Gruppen erforsche und neu betrachte. Das Umdefinieren von gängigen Narrativen und Neugestalten von Räumen stehen im Zentrum meiner Arbeit. Ein Schwerpunkt dabei sind Erfahrungen von Frauen und die Auseinandersetzung mit öffentlichen und privaten Räumen. Mich interessiert das Übereinanderlegen verschiedener Narrative und die Verknüpfung mit Orten, um neue Gedanken- und Begegnungsräume entstehen zu lassen und eine gemeinsame künstlerische Sprache zu entwickeln.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Kulturelle Bildungsarbeit bedeutet für mich, gemeinsame Räume zu schaffen und zu öffnen, um neue Narrative entstehen zu lassen, bestehende Strukturen zu hinterfragen und Teilhabe zu ermöglichen. Kunst als ein gemeinsames Erlebnis und Kommunizieren in einer gemeinsamen Sprache, die sich durch und in einem ständigen Austausch entwickelt. Sie kann neue Narrative zu bestehenden Orten oder Positionen entwickeln und dabei Zuschauende sowie Teilnehmende herausfordern, eigene Wahrnehmungen und Verhaltensmuster zu hinterfragen und so Raum für Neues und ein neues kulturelles Verständnis zu schaffen.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Sie schafft Orte des Austauschs, der Begegnung und Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen und eröffnet neue Wissens- und Diskursräume. Mit künstlerischen Mitteln kann Bewusstsein für unterschiedliche Lebensrealitäten geschaffen werden. Für mich sind diese Arbeiten immer ein Austausch und Wissenstransfer, eine gemeinsame Suche und gemeinsames Verhandeln von Themen, immer ergebnisoffen und auf Augenhöhe. Sie hinterfragen gängige kulturelle Praxis, schaffen neue künstlerische Begegnungsorte und ermöglichen Partizipation aus Sicht der Teilnehmenden sowie der Betrachtenden.

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Rosmarie Weinlich – Projekt

Ästhetische Forschung zur Lichtverschmutzung, 2013-2014

© Rosmarie Weinlich

Die „Ästhetische Forschung zur Lichtverschmutzung“ ist ein gelungenes interdisziplinäres Projekt der künstlerischen Forschung unter einem brisanten Thema, das das Ziel verfolgt, kulturferne Regionen in den kulturellen Austausch zu bringen. Unter gesellschaftlichen, kulturellen, astronomischen und ökologischen Aspekten umfasste das Projekt einen ästhetischen Forschungsprozess zur Auseinandersetzung mit der Problematik der Lichtverschmutzung. In drei Projektzyklen wurde ein gestalterischer Exkurs entwickelt, welcher in visueller Kommunikation, in Objekt- und Installationskunst, in Interventionen sowie in ein fotodokumentierendes Ausstellungsformat mündete. Ziel jeder Projektphase war ein Präsentationsteil mit Kunstwerken, der wiederum die grundlegende Ideen- und Impulsplattform für die darauffolgende Arbeitsgruppe darstellte.

http://publikation.kulturagenten-programm.de/detailansicht98f7.html?document=113 

Was nehmen Sie aus dem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mit?

Über die gewonnenen ästhetischen Erfahrungen der Jugendlichen hinaus war mir wichtig, mit eigenen kreativen Resultaten und ausgelösten Debatten zu zeigen, dass im Sinne eines offenen, erweiterten Kunstbegriffs jedem die demokratische, verantwortungsbewusste und damit nachhaltige Mitgestaltung von Umwelt obliegt.

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Rosmarie Weinlich – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Meine künstlerische Arbeit liegt im Grenzbereich von Wissenschaft, Natur und Kunst. Sie setzt sich mit Phänomenen der Natur und des Sozialen auseinander und baut auf dem Auflösen und Wiedererschaffen auf, wobei der analytische Blick, die ästhetische Empfindsamkeit und die künstlerische Neuformung ineinander übergehen. Ich erschaffe Parallelwelten neuer Möglichkeiten und des Widernatürlichen. Für mich ist entscheidend, der wissenschaftlich fundierten Welt meine eigene künstlerische Welt entgegenzusetzen und neue Realitäten zu schaffen. Dabei bediene ich mich hauptsächlich zweier künstlerischer Medien – Malerei und Installation.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich bin der festen Überzeugung, dass Kunst und Kultur bewegen, unverzichtbare Erfahrungen auslösen und ein wesentlicher Beitrag einer fortschrittlichen, sich entwickelnden demokratischen Gesellschaft ist. Auf dieser Grundlage legt meine kulturelle Bildungsarbeit den Fokus auf die ästhetische Forschung. Mir ist besonders wichtig, über die gewonnenen ästhetischen Erfahrungen hinaus mit eigenen kreativen Resultaten und ausgelösten Debatten zu zeigen, dass im Sinne eines offenen, erweiterten Kunstbegriffs jedem die demokratische, verantwortungsbewusste und damit nachhaltige Mitgestaltung von Umwelt obliegt.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Die Kunst ist Selbstinszenierung, aber auch identitätsstiftend und eine Form, sich die Welt anzueignen. Die künstlerische Arbeit lebt von der Eroberung neuer Dimensionen und ist in der Kulturellen Bildung eine Möglichkeit, Unsichtbares erlebbar zu machen. Dabei dient die künstlerische Intervention, meine professionelle Sichtweise, als Impulsgeber zur künstlerisch-praktischen, aber durchaus kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Gedankenwelt in Verbindung oder Konfrontation mit dem öffentlichen Raum.

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Kristina Veit – Projekt

X-Welten

© Kristina Veit

Ein Jahr lang, für einen Tag pro Woche, setzten sich fünf Künstler:innen aus Musik, Tanz, Bildender Kunst und Schauspiel und etwa 35 Schüler:innen der Jahrgangsstufen fünf, sechs und sieben mit dem Thema X-Welten auseinander. Es gab eine Orientierungsphase, in der alle die Disziplinen kennenlernten, um sich dann für eine Kunstsparte entscheiden zu können. So kamen in den folgenden Wochen Fragen zu Schwerkraft und Schwerelosigkeit auf. Welche Gesetzmäßigkeiten könnte es noch geben? Was verändert unsere Wahrnehmung? Wann sieht Bewegung befremdlich aus? Reicht ein Perspektivwechsel dafür aus? Das Projekt mündete in einer Aufführung für die Schulgemeinde, die durch das Schulgebäude reiste und die unterschiedlichsten Welten entdecken konnte.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Dass der künstlerische Prozess oft mit Fragen beginnt und diese nicht unbedingt im Laufe des Prozesses weniger werden. Einige Fragen werden vielleicht eine Antwort finden, und andere haben genau die Stärke und Kraft, dass man sie nie beantworten darf.

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Kristina Veit – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Die Frage nach dem Raum oder der unmittelbaren Umgebung, einhergehend mit einem sich in Beziehung setzen, beschäftigte mich in meiner künstlerischen Arbeit in den vergangenen Jahren. Die Verhandlung mit dem, was mich an Architektur, Objekten oder Körpern umgibt.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Im besten Fall erhoffe ich mir, dass die Teilnehmer:innen eine Erweiterung der Möglichkeiten erhalten, um den Körper einzusetzen und spielerisch ihre Ausdrucksformen frei zu wählen. Ich wünsche mir, dass ein Vertrauen in und der Mut zu eigenen Ideen und kreativen Impulsen geschaffen wird, sodass die Hemmschwelle sinkt, selbst erfinderischer zu werden und die Ideen in Tat, Ausdruck, Form und Bewegung umzusetzen.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung hat für mich zunächst mit einer Unterbrechung zu tun. Es ist eine Möglichkeit, aus dem Bekannten und eventuell Automatisierten herauszutreten und eine Erfahrung zu machen, die vielleicht neu, ungewohnt und anders ist. Das eigene Erfahrungsfeld wird dadurch erweitert.

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Elisaveta Siomicheva – Projekt

Russisch ohne Wörterbuch

Zusammen mit einem Team junger Regisseur:innen, Dramatiker:innen und Künstler:innen haben wir ein Projekt namens „Russisch ohne Wörterbuch“ entwickelt. Das Projekt hilft Kindern mit Migrationserfahrung, Russisch durch Theater, Geschichtenerzählen und künstlerische Praktiken zu lernen. Zusammen mit den Kindern erzählten wir Geschichten über uns selbst, erstellten unser eigenes Vokabular und zeichneten Comics über das Leben von Migrantenkindern in Russland. Wir haben mit dem Internat Nr. 28 zusammengearbeitet, in dem 150 Kinder und Jugendliche aus Krisenfamilien sowie Kinder aus Migrantenfamilien studierten. Viele von ihnen sprachen nicht gut Russisch. Dies wirkte sich nicht nur auf ihre Fortschritte in den Schulfächern aus, sondern auch auf ihre Kommunikation mit anderen. Unsere Kurse halfen den Kindern, mit kreativen Techniken Russisch ohne Wörterbuch zu lernen.

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Elisaveta Siomicheva – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Aufgrund meiner Ausbildungen als Journalistin und Dokumentarfilmerin habe ich Kunst immer als soziale Praxis betrachtet. Seit 2011 arbeite ich als Kulturmanagerin und Kuratorin. Bei meiner Arbeit stoße ich oft auf das Thema Privilegien. Jeder Mensch, jedes Kind ist von Natur aus talentiert und begabt. Aber oft bietet die Gesellschaft keine Gelegenheit und kein gutes Umfeld für eine Person, damit sie sich verwirklichen kann. Daher ist es mir wichtig, mich zum Beispiel mit dem Thema Migration zu beschäftigen.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich hoffe, mit meiner kulturellen Bildungsarbeit zu weltweiter Gerechtigkeit, Inklusion und Frieden beitragen zu können. Aber zumindest möchte ich erreichen, dass jede Person an ihre Einzigartigkeit glaubt und sich frei äußert.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Die Kulturelle Bildung hat zurzeit ein großes Potenzial, bei den wichtigsten Herausforderungen Veränderungen herbeizuführen. Ich bin sicher, dass sich sowohl das Bildungssystem als auch die Bildungskonzepte erheblich ändern müssen. In diesem Sinne können Kunst und künstlerische Eingriffe in die Bildung zu Inspirationen, neuen Ansätzen und neuer Energie führen. Ich hoffe, dass künstlerische Interventionen das Interesse an konventionellem Wissen fördern und gleichzeitig neue Möglichkeiten bieten, die Welt besser kennenzulernen.

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Valeria Schwarz – Projekt

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Der Schwerpunkt meiner Kunstprojekte liegt auf ortsspezifischen Interventionen in der öffentlichen Sphäre, als Ort für den politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Austausch.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

In meinen Workshops versuche ich, Teilnehmer:innen aktiv zu involvieren, sodass neue, alternative Geschichten erlebt und verinnerlicht werden und im besten Fall zur direkten Aktion für mehr globale Gerechtigkeit führen.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung sollte den Prozess unterstützen, neue gesellschaftliche Visionen zu entwickeln, die auf Solidarität und gegenseitigem Verständnis basieren.

 

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Valeria Schwarz – Fragen

Er(be)leben, 2018

© Valeria Schwarz

Im Jahr 2018 habe ich das fortlaufende Projekt Kultureller Bildung Er(be)leben konzipiert. Er(be)leben lädt junge Menschen dazu ein, sich als kreative Stadtbewohner:innen künstlerisch am Diskurs über den öffentlichen Raum zu beteiligen und sich in die Stadtentwicklung einzubringen. Wie unterscheidet sich die alltägliche Wahrnehmung, die junge Menschen vom städtischen Raum haben, von institutionellen Auffassungen? Welchen Bezug hat ihr gegenwärtiges Leben zur Geschichte Berlins?

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Mit diesem Projekt wurde mir klar, wie wenig die Wünsche und Bedürfnisse junger Menschen im Diskurs um Stadtentwicklung miteinbezogen werden. Seitdem versuche ich, Einblicke von den jungen Generationen in meinen Arbeiten zu integrieren.Er(be)leben, 2018

 

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Christina Schelhas – Projekt

Blut ist dicker als Wasser, 2015 

© Thilo Beu

Die Theaterinszenierung „Blut ist dicker als Wasser“ porträtiert vier sehr unterschiedliche Geschwisterpaare im Alter von elf bis 70 Jahren. 2015 hatte das Projekt am Theater Bonn Premiere. Basierend auf den Biografien der nicht-professionellen Performer:innen werden in spielerischen Szenen humorvoll und berührend die Beziehungen untereinander verhandelt. Die 14-jährige Karlotta berichtet über ihren Schlaganfall und die einhergehenden Folgen für sie und ihre Brüder, die Zwillinge Johanna und Katharina befinden sich im ständigen Identitätskonflikt, die Schwestern Nijole und Leonarda erzählen über den Zusammenhalt in Krisenzeiten und Jochen über das Gefühl der Einsamkeit in einer Großfamilie.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

„Blut ist dicker als Wasser“ habe ich am Anfang meiner Selbstständigkeit inszeniert, und die künstlerischen wie menschlichen Erfahrungen waren in vielerlei Hinsicht wichtig für mich. Vor allem habe ich gelernt, dass eine Vernetzung aus unterstützenden und professionellen Disziplinen in der Zusammenarbeit mit Laien ausschlaggebend ist. Es gab ein Team im Bereich Dramaturgie, Ausstattung und Video, welches die persönlichen Familiengeschichten der Teilnehmenden auf der Bühne in einen künstlerischen und geschützten Rahmen setzen konnte. Auch wurde die Produktion in den Spielplan des Theater Bonns aufgenommen, sodass die Teilnehmenden nachhaltig betreut werden konnten.

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Absolvent:innen

Christina Schelhas – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In meinen Theaterinszenierungen bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen ästhetischen Formen, um feministische und sozialpolitische Themen unserer Zeit zu verhandeln. Dabei stoße ich immer wieder auf Mythen, Held:innen-Geschichten und -Märchen. Mich fasziniert die symbolhafte und bildgewaltige Kraft und ich finde, dass sich die „alten“ Geschichten hervorragend als Schablone eigenen, um sich kritisch mit zeitgenössischen Fragen auseinanderzusetzen. Dabei ist es mir wichtig, sinnliche Erfahrungsräume für das Publikum zu erschaffen, Klischees und humorvoll veraltete Narrationen zu hinterfragen.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich glaube daran, dass die politische Kraft des Theaters nicht nur im „Endprodukt“, in der Aufführung liegt, sondern ebenso in seiner Machart. Für mich ist Theater wie eine Art Experimentierlabor der Gesellschaft. Aktiv und selbstbestimmt teilzuhaben an kreativen Prozessen, kann unglaublich kraftvoll und bestärkend sein. Mit meiner kulturellen Bildungsarbeit möchte ich Freiräume schaffen, die Begegnung und Auseinandersetzung ermöglichen – mit sich selber und innerhalb einer Gemeinschaft.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Für mich bedeutet künstlerische Intervention eine Erschütterung, ein Innehalten oder einen Wechsel der eigenen Perspektive. Das bedeutet, kulturelle Formate neu und umzudenken, um eine kritisch Auseinandersetzung mit sozialen Gesellschaftsstrukturen zu ermöglichen. Sich immer wieder neu zu fragen: Wie kann kulturelle Teilhabe für alle intersektional zugänglich gemacht werden? Welchen Themen und wem gebe ich Raum? Was und wer bleibt dabei unsichtbar?

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Pascal Sangl – Projekt

JUKEBOX 2.0, 2020

© Ulrich Beuttenmüller

„Jukebox 2.0“ ist ein Tanzstück für zwei professionelle Tänzer:innen, das ich als Auftragsarbeit für die Tanzszene Baden-Württemberg im Rahmen des Vermittlungsformats „Tanz in der Fläche“ entwickelt habe. „Tanz in der Fläche“ vermittelt zeitgenössischen Tanz an Zielgruppen jenseits der städtischen Ballungsräume und setzt dabei auf einen Dreiklang von künstlerischer Darbietung, Vermittlung und Partizipation. So entwickelte sich das Stück mit 18 Teilnehmer:innen (15 bis 78 Jahre) in Ehingen (Donau) zur „Jukebox 3.0 Ehingen“ weiter. Zurzeit findet eine Neuentwicklung mit 20 Erwachsenen zur „Jukebox 3.0 [in] Geislingen“ statt.

Ein Probeneinblick: https://vimeo.com/484054126 

 

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen? 

Aus diesem intergenerativen Projekt nehme ich besonders die Blickwinkel der verschiedenen Altersgruppen auf den Tanz mit. Ich habe einiges über die doch sehr unterschiedlichen Interessen gelernt und werde diese bei künftigen Konzeptionen und Performances stets im Hinterkopf behalten.

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Pascal Sangl – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In verschiedener Form tauchen die Auswirkungen des Umgangs mit Technik und Digitalität auf das menschliche Verhalten immer wieder als Thema in meiner künstlerischen Arbeit auf. Darüber hinaus faszinieren mich Prozesse wie Verwandlung und Transformation – sowohl auf körperlich-abstrakter als auch auf erzählerischer Ebene.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch, der künstlerisch arbeitet, an sich selbst wächst und im Kunstkontext auch mit inspirierenden Mitmenschen in Berührung kommt. Das begeistert mich an meiner Arbeit. Ich beabsichtige mit meiner kulturellen Bildungsarbeit Gemeinschaften zu bilden, die kollektiv ein sensibleres Kunstverständnis entwickeln und die Chance darin erkennen, durch eben diese Arbeit auch das individuelle Selbstbewusstsein zu stärken und zu vervielfältigen.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus? 

Sie ist zielgruppenorientiert, inklusiv und durchweg fördernd!

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Baharak Omidfard – Projekt

Meine Geschichte töpfern, 2019

© Baharak Omidfard

Im Sommer 2019 arbeitete ich bei IN VIA e. V.mit Frauen afghanischer und jesidischer Herkunft zusammen und entwickelte das Projekt „Illustrating my history with pottery“, das auf der Visualisierung des Geschichtenerzählens basierte. Die Idee war, die eigenen Erfahrungsfelder zu erschließen und die Geschichten zu kommunizieren – gemeinsam mit anderen Teilnehmer:innen als verbindendes Element. Ziel war es, gegenseitiges Vertrauen zu gewinnen und Räume für Begegnung und Kommunikation zu schaffen. Beim Töpfern entstanden Themen wie das, was früher war und heute Heimat ist, Emanzipation und Frauenrechte. Aus Gründen der Privatsphäre war das Fotografieren bei IN VIA nicht erlaubt, weshalb ich später das Objekt „Zahn des Schmerzes“ entwarf, das sich auf die Geschichte einer Teilnehmerin und ihre Zahnschmerzen auf der Flucht bezieht.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Für meine Arbeit als Künstlerin erkannte ich als Ergebnis des Projekts, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Gruppe zu erkennen und kreative oder künstlerische Methoden für sie zu entwickeln. Außerdem erkannte ich, wie wichtig es ist, alle Formen der Einsicht als gleichwertig zu akzeptieren und sie in den Arbeitsprozess einzubeziehen.

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Baharak Omidfard – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In meiner interdisziplinären Arbeit und Forschung beschäftige ich mich mit folgenden Themen: Sammlungen und Archive als Kunststrategie, kuratorische Tätigkeit als Kunstmedium, Abschied als Strategie für einen Neuanfang und zur Veranschaulichung der Ereignisse des Tages.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Mit meinen kulturellen Bildungsaktivitäten versuche ich, mehr Akzeptanz für Vielfalt in der Kunst- und Kulturlandschaft zu schaffen sowie dazu beizutragen, dass Inter- und Transkulturalität im Kunst- und Kulturkontext alltäglich und soziokulturelle Interessen in der Kulturellen Bildung berücksichtigt werden.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Die Verbindung von künstlerischer Intervention und Kultureller Bildung halte ich für ein hochinteressantes und in der Tat notwendiges Unterfangen. Künstlerische Intervention ist für mich eine konstruktive Kritik an den bestehenden verknöcherten Strukturen in der Kulturellen Bildung, die darauf abzielt, die diversifizierte Stadtgesellschaft im Hier und Jetzt agil ansprechen zu können. Solche „Interventionen“ können als Öffnungsräume und Öffnungsstrategien für Interaktion und Partizipation fungieren, in denen inter- und transkulturelle Konflikte die Identitätsentwicklung auf individueller und organisatorischer Ebene anregen können.

 

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Carolina Nees – Projekt

Ich dachte, ich wär ein Panther

© Siggi Müller

„Ich dachte, ich wär ein Panther“ ist ein Musiktheaterstück für Kinder ab sechs Jahren. Es basiert auf der gleichnamigen Erzählung der Autorin Paola Mastrocola. Die Handlung wurde von Duo Papagena für die Bühne adaptiert. Sprechtexte, Instrumentalmusik und interaktive Abschnitte wechseln sich ab, dabei sind die Übergänge zwischen Dialog, Klang, Text und Musik fließend. Die Musik der Münchner Komponistin Helga Pogatschar vereint zeitgenössische Spieltechniken von Flöte und Oboe mit Hip-Hop-Beats, und basiert auf deutschen Volks- und Kinderliedern. Das Publikum darf in der Geschichte selbst aktiv werden, verwandelt sich in Biber, Panther und Papageien und muss mithelfen, mitsingen und mitlachen. Dieses Projekt wurde vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München und dem Bayerischen Musikfonds gefördert.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen ?

Für meine eigene künstlerische Arbeit konnte ich aus diesem Projekt lernen, welche Stärke spartenübergreifende Projekte haben können. „Ich dachte, ich wär ein Panter“ enthält Elemente aus Konzert, Theater, Komposition und Choreografie. Das Publikum wird interaktiv mit einbezogen, kann sich so auf unterschiedliche Weise mit dem Geschehen auf der Bühne auseinandersetzen und spiegelt die Emotionen, die die Musik auslöst, den Aufführenden direkt wider.

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Absolvent:innen

Carolina Nees – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Oft stelle ich mir die Frage, wer die Menschen sind, die mir heute zuhören und was sie vom Konzerterlebnis mit nach Hause nehmen sollen.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Mein Ziel ist es, Kulturelle Bildung bei der Konzipierung von Konzert-Formaten selbstverständlich mitzudenken. Kulturelle Teilhabe soll dabei allen Alters-, Ziel- und Gesellschaftsgruppen ermöglicht werden. Dabei gefällt mir besonders der Aspekt „Kulturinstitution als Lernort“.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Musik ist so viel mehr als schöne Töne. Musik kann heilen, Musik kann verbinden, Musik kann Grenzen überwinden. Mir ist es besonders wichtig, Konzerte auch außerhalb des gewohnten Umfelds, zum Beispiel in sozialen und Bildungseinrichtungen zu realisieren.

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Carolina Nees – Bio

© Gloria Zganier

Carolina Nees ist Musikvermittlerin beim Freiburger Barockorchester und freie Oboistin. Sie studierte Oboe an der Universität Mozarteum Salzburg und arbeitete deutschlandweit als Orchestermusikerin. Nees ist Gründerin des freien Ensembles Duo Papagena, dessen Schwerpunkt Musiktheater-Inszenierungen für Kinder ist. An der Hochschule der Künste Bremen schloss Carolina Nees den Studiengang „Musik erleben. Musik vermitteln“ ab. Danach arbeitete sie am Badischen Staatstheater Karlsruhe als Konzertpädagogin der Badischen Staatskapelle, 2019 begann sie als Musikvermittlerin beim Freiburger Barockorchester. Nees schreibt Konzepte für Kinder- und Jugendkonzerte und steht als Sprecherin und Moderatorin auf der Bühne. Seit 2018/2019 unterrichtet Carolina Nees Musikvermittlung in Theorie und Praxis an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim.

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Christophe Ndabananiye – Projekt

Schuhe – persönlich versus unpersönlich, 2011

© Christophe Ndabananiye

Im Jahr 2011 habe ich einige meiner Arbeiten in der Ausstellung „Traces“ im Centre de Formation Refuge Icyugamo in Masaka gezeigt. Zu sehen waren die installative Arbeit „Schuhe – persönlich versus unpersönlich“, die stets für Irritation sorgt, außerdem verschiedene Serien aus Lack- und Acrylfarbe, zum Teil mit Collagentechnik, zu den Themen Spuren und Strecken.

Parallel zur Ausstellung habe ich gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Katja Vobiller einen Workshop für Kinder gestaltet. Dieser hatte zum Ziel, den Kindern Grundlagen der Gestaltung beizubringen. Auch hier zog sich das Thema „Spuren“ wie ein roter Faden durch die Workshops. Bei diesen entdeckten die Kinder ihre künstlerische Begabung und experimentierten mit Blei- und Buntstiften, Pinsel und Farbkasten, Wachskreide und Schere. Im Anschluss an den Workshop hatten die Kinder die Möglichkeit, ihre Werke auszustellen.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Für mich war die Kulturelle Bildung beim Austausch mit den Kindern eine wichtige Erfahrung, denn das Thema Identität spielte hier – wie auch schon in meiner bisherigen künstlerischen Laufbahn – eine große Rolle.

 

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Christophe Ndabananiye – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf? 

Von zentraler Bedeutung in meinen Arbeiten ist die Erinnerung, genannt Ukumbusho auf Suaheli, meiner ersten Muttersprache. Ich rekurriere dabei auf Spuren, sowohl als konzeptuelle Grundlage meiner Werke als auch als Material, die den Zustand von Heimatlosigkeit und Zerstörung durch das Zurücklassen von Menschen und Objekten signalisieren. Dabei verarbeite ich biografische Erfahrungen von radikaler Angst und Verlust, verbunden mit der Ungewissheit der Zukunft. Bevorzugt verwende ich industrielle Lackfarbe aufgrund ihres zerstörerischen Potenzials als giftige Farbe und zugleich wegen ihrer Funktionalität.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Mich interessiert in erster Linie der Diskurs über künstlerische Arbeiten. In meiner bisherigen kulturellen Bildungsarbeit, beispielsweise mit Kindern in Masaka in der ruandischen Hauptstadtprovinz Kigali oder mit Studierenden in Berlin, erlebte ich gegenseitige Inspiration. Sie fördert den gemeinsamen künstlerischen Prozess und lehrt uns die interessante Erfahrung des Austauschs zwischen Kunstschaffenden und Rezipient:innen, die wir in der Bildungsarbeit im Alltag erleben.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Von der Theorie bis hin zur Praxis im Kurs ist für mich sehr wichtig, wie die Kulturelle Bildung an der Schnittstelle von künstlerischer Arbeit, pädagogischer Arbeit und Kulturmanagement anknüpft und auch meine eigene künstlerische Position stärkt. Ein wichtiges Anliegen ist mir außerdem, die Zusammenarbeit mit anderen künstlerischen Sparten zu verstärken und dabei die Herausforderung der Digitalisierung in der Bildungsarbeit nicht zu vergessen.

 

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Ole Meergans – Projekt

Forms of Apolda

© Ole Meergans

Innerhalb eines partizipativen Bauprozesses wurde in Apolda, im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Thüringen, eine Außenraum-Skulptur aus Beton und Stampflehm errichtet. In öffentlichen Workshops wurde mit Anwohner:innen, Schüler:innen der Lessing Grundschule und Student:innen Lehm gestampft und Beton gegossen. Nachhaltigkeit und Zirkularität, aber vor allem die Einfachheit und Direktheit bei der Verarbeitung dieser Baumaterialien waren ausschlaggebend. Ziel war es, eine interpretationsoffene Form zu finden, die spontane Aneignung ermöglicht – als Land Art, Sitzbank, Liege oder Turm.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Für mich war besonders die Arbeit im Kollektiv bereichernd, und zu sehen, wie die unterschiedlichen Menschen ihre Fähigkeiten in die Arbeit eingebracht haben. Dabei konnte ich lernen, wie sich in den Gruppen Ideen oder Arbeitsabläufe transformieren und verbessern.

Die unterschiedlichen Perspektiven der Teilnehmenden auf künstlerische Produktion sind dabei immer wieder bereichernd und schärfen auch den Blick auf meine eigenen künstlerischen Arbeiten.

 

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Ole Meergans – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In meiner künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich mit Bedingungen der Kunstproduktion und Fragen der Präsentation sowie Repräsentation in der Kunst. Dabei interessieren mich auch Fragen nach Digitalität, Partizipation und Selbstorganisation in der Vermittlung, oder auch wie dem – meiner Meinung nach wenig beachteten – Problem des Klassismus im Kunstbetrieb entgegengewirkt werden kann.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Kulturelle Bildungsarbeit sollte niedrigschwellige Ansätze suchen und dadurch so viele unterschiedliche Menschen wie möglich einbinden. Dabei ist es mir wichtig, eine Situation zu erzeugen, die allen Beteiligten ein Gefühl von Vertrauen und Gleichberechtigung gibt, und ihnen so ermöglicht, ihr jeweiliges Wissen und ihre individuellen Fähigkeiten einzubringen. Sie soll Perspektivenwechsel ermöglichen, Selbstbewusstsein stärken und Menschen durch Erlebnisse einbinden.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Meine Vision für künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung ist die Überwindung von alten Dogmen der Kunst – wie Autorenschaft und künstlerisches „Genie“. Im besten Fall entstehen während der Interventionen eigenständige und kollektiv geschaffene künstlerische Arbeiten, die ohne eine singuläre Autorenschaft auskommen. Dabei interessiert es mich, nachhaltige Räume zu schaffen, die nicht nur für den kurzen Moment einer Veranstaltung oder eines Seminars entstehen, sondern dauerhaft nutzbar oder sichtbar sind.

 

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Ole Meergans – Bio

© Matthias Steinkraus

Ole Meergans (*1988) ist bildender Künstler und lebt in Berlin. Er studierte Bildhauerei an der Universität der Künste in Berlin in der Klasse von Manfred Pernice. In gemeinschaftlichen Ausstellungen oder bei Projekten im öffentlichen Raum beschäftigt er sich mit klassischer Skulptur, Rauminstallationen sowie mit dem architektonischen Raum. Meergans interessiert sich für Kunst am Bau, vor allem aus der ehemaligen DDR, und der Frage von Figuration und Abstraktion. Geometrische, gegenstandslose Formbetonsteine – ähnlich derer in Berliner Plattenbausiedlungen – finden sich, zusammen mit figurativen bis deformierten Büsten aus Gips, 3D-Druck oder Bronze in seinen Arbeiten wieder. Er ist Teil des Künstlerkollektivs COLLCOLL, was es sich zur Aufgabe gemacht hat, durch künstlerische Interventionen Diskurse über Stadtaneignung, Partizipation und Self-Empowerment zu gestalten.

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Lucia Matzke – Projekt

 Ich will Meer

© Lucia Matzke

 „Ich will Meer“ – ein Tanztheaterprojekt, initiiert von Seitenwechsel e. V., gefördert von CHANCEtanz

Ziel des Projekts war die Vernetzung von 10- bis 14-jährigen Mädchen aus drei verschiedenen Jugend-Freizeiteinrichtungen sowie die Vermittlung von Tanz, Theater und Bühnenpräsenz. An mehreren Workshop-Wochenenden lernten die Mädchen intensiv tanzen und entwickelten auf einer Proben-Reise an die Ostsee ein eigenes Tanztheaterstück. Das Oberthema „Ich will Meer“ stand zwar fest, aber die Inhalte der einzelnen Szenen kamen von den Mädchen selbst. Wir, die Tanzdozentinnen und Choreografinnen, setzten uns mit Themen auseinander, die die Mädchen beschäftigten, zum Beispiel Mobbing in der Schule. Das 30-minütige Stück wurde den Eltern, Bekannten und Verwandten am Ende auf einer richtigen Bühne präsentiert.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Tanz bietet facettenreiche Möglichkeiten des individuellen Ausdrucks. Dieses Projekt hat mir gezeigt, wie jede Teilnehmerin auf ihre eigene Art und Weise neue Fähigkeiten entwickelte, sowohl im Tanzen als auch persönlich, die zu einer Stärkung des Selbstbewusstseins führten. Gerade im Hip-Hop und im Krump gibt es genug Raum, sodass jede:r ihren:seinen Platz finden kann. Durch solche Projekte bekommen Menschen, die sich das sonst eventuell nicht leisten könnten, Zugang zum Werkzeug Tanz als individuelle Ausdrucksform,.

 

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Lucia Matzke – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In meinem Studium (B. A. in Kultur- und Sozialwissenschaften, M. A. in Religion und Kultur) habe ich mich intensiv mit Themen wie Rassismus und anderen Formen der Diskriminierung auseinandergesetzt. Mich hat immer interessiert, wie und wieso Menschen Feindbilder erschaffen und sich von den vermeintlich „anderen“ abgrenzen wollen. Ich wollte Möglichkeiten finden, solchen Prozessen entgegenzuwirken. In der Kunst, vor allem im Tanz sehe ich das Potenzial dazu. In meiner künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich viel mit den positiven Wirkungsweisen von Tanz.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Tanz verbindet, Tanz ist Verständigung (Körpersprache) und das schafft eine Plattform, auf der gesellschaftliche Grenzen aufgebrochen werden können. Ich möchte mit meiner kulturellen Bildungsarbeit Projekte entwickeln, die das Potenzial von Tanz nutzen. Ich möchte mit Tanzprojekten jungen Menschen und Erwachsenen helfen, Vorurteile oder Feindbilder zu dekonstruieren. Ich glaube, dass Krump auch Menschen erreichen kann, die sonst eher wenig Teilhabe an Kunst und Kultur haben und gleichzeitig viel mehr – beispielsweise in die Rassismus-Debatten – involviert werden sollten.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Kunst bietet immer sehr viel Spielraum. Als Tänzerin kann ich mich immer wieder neu erfinden und so befinde ich mich in einer permanenten Auseinandersetzung mit mir selbst. Kunst als Medium zu nutzen, sich mit gewissen Themen der Kulturellen Bildung auseinanderzusetzen, erschafft unzählige Zugänge und Möglichkeiten, diese Themen zu betrachten. Dieser Spielraum für mögliche individuelle Entfaltung macht für mich eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus. Jede:r kann selbst entscheiden, wie intensiv sie:er sich mit dem Thema auseinandersetzt.

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Kirstin Lohmann – Projekt

KreativLabor

© Kristin Lohmann

Das „KreativLabor“ ist ein interdisziplinäres Kulturprojekt an der Charles-Hallgarten-Schule in Frankfurt am Main. Fünf Künstler:innen aus den Sparten Bildende Kunst, Musik, Literatur, Schauspiel und Tanz arbeiten über ein Schuljahr, an einem Schultag pro Woche, mit Förderschüler:innen der Klassen fünf und sechs interdisziplinär zu einem Thema zusammen. Das Jahresthema wird nach den Interessenschwerpunkten der Schüler:innen ausgewählt. Ziel ist es, jede:n in das Projekt einzubinden, um am Ende die entstandenen Ergebnisse einer Schulöffentlichkeit – Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern – zu präsentieren.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Dass man gut daran tut, den künstlerischen Prozess so lange wie möglich offenzuhalten, damit sich das kreative Potenzial der Schüler:innen völlig frei entfalten kann. Es geht um die Auseinandersetzung mit der Kunst und ihren unterschiedlichsten Materialien, Techniken, Formen, Interpretations- und Experimentiermöglichkeiten. Diese persönlichen Erfahrungen passen häufig in keinen Zeitrahmen und können manchmal nur schwer präsentiert werden. Insofern sollte der Fokus nicht ausschließlich auf dem künstlerischen Ergebnis liegen.

 

 

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Kirstin Lohmann – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Auf den ersten Blick oft unscheinbar, fast banal wirken meine Skulpturen und Installationen. Ironisch werden die Gegebenheiten des täglichen Lebens hinterfragt. Dabei löse ich gerne Altbekanntes aus seinem gewohnten Kontext und zeige neue Sichtweisen auf. Manchmal muss man schon genau hinschauen, um den Unterschied zu den bekannten Alltagsgegenständen zu erkennen. Es interessiert mich grundsätzlich, ob man Dinge manchmal anders sehen kann, als sie eigentlich gemeint sind.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich möchte kreative Räume für Kulturelle Bildung schaffen, in denen man unvoreingenommen und frei seine eigenen künstlerischen Ideen im Team verwirklichen kann. Dabei durchläuft man den künstlerischen Prozess mit all seinen Höhen und Tiefen. Dazu gehört auch, dass dieser Prozess möglichst lange ergebnisoffen bleibt, damit sich das gesamte kreative Potenzial entwickeln kann. Das ist nicht immer einfach, aber ich sehe mich als Wegbegleiterin, die konkrete Fragen stellt, um die eigene künstlerische Entwicklung zu reflektieren und den kreativen Prozess voranzutreiben.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Ich sehe meine Aufgabe als Künstlerin in kulturellen Bildungsprojekten darin, Fragen zu stellen, um mit anderen ins Gespräch, in den künstlerischen Austausch und in Aktion zu kommen. Künstlerische Impulse sollen inspirieren, aber gerne auch mal irritierend auf mein Gegenüber wirken. Es geht nicht darum, für alles gleich eine Lösung oder Antwort zu finden, sondern in einem künstlerischen Prozess gemeinsam Ideen zu entwickeln, Resultate kritisch zu betrachten, Ansätze zu verwerfen und neu zu experimentieren. Es geht mir um den Blick über den Tellerrand hinaus, der oft herausfordernd, aber auch zugleich faszinierend sein kann.

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Robert Krainhöfner – Projekt

Walter Gropius: Werkstattwochen

© Robert Krainhöfner

Anlässlich des 100-jährigen Bauhausjubiläums entstand in Zusammenarbeit mit der Walter-Gropius-Schule in Erfurt die Idee, eine Skulptur mit den Schüler:innen zu entwickeln, die dem künstlerischen Anspruch des Namensgebers der Schule, Walter-Gropius, gerecht wird, und am Ende auch vor dem Schulgebäude realisiert werden kann. Dazu fanden drei Workshop-Wochen mit jeweils acht bis 12 Jugendlichen statt. Aus den entstandenen Modellarbeiten wurden zunächst in einer Jurysitzung drei Modelle in die engere Auswahl gezogen und diese danach weiter präzisiert. In einer weiteren Jurysitzung wurde eine Arbeit ausgewählt, die dann von einer Metallfirma umgesetzt wurde.

Was haben aus diesem Projekt für ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Die Herausforderung bei diesem Projekt war, meine Workshop-Teilnehmer:innen für die Dimension und Ernsthaftigkeit des Projekts zu begeistern und zu sensibilisieren. Die einzelnen Schritte des Prozesses in Worte zu fassen und einem Gegenüber zu erklären, erfordert ein zusätzliches Überprüfen einer bloßen Intuition. Viele unbewusste Handlungen der eigenen kreativen Arbeit gelangen so in das Bewusstsein, da man sie immer wieder den Kursteilnehmer:innen erläutert. Bei diesem Projekt habe ich viel über die Notwendigkeit der Kommunikation mit den beteiligten Verantwortlichen gelernt.

 

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Robert Krainhöfner – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Der Ausgangspunkt für meine Arbeiten sind immer wieder einfache geometrische Formen – der Kreis, das Quadrat und das Band –, die sich offensichtlich einem Veränderungsprozess unterziehen. Diese elementaren Formen werden nach vorher bestimmten Regeln gefaltet oder zerschnitten und neu zusammengesetzt. Bei meinen Untersuchungen steht eine Neugier im Vordergrund, die das lebendige und nicht sichtbare Wesen der Geometrie zeigen möchte. Es entstehen Falträume, die sich mit phantasievoller Aufmerksamkeit in ihre ursprüngliche Lage zurückverfolgen lassen. Man wird herausgefordert, genau hinzuschauen und die spielerischen Zusammenhänge von Fläche und Raum zu verstehen. Ich verstehe sie als „Visuelle Klänge“.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

In meinen Workshops und Projekten möchte ich den Kunstunterricht Praxisbetonter gestalten beziehungsweise eine Atelierstimmung erzeugen, die so im klassischen Schulbetrieb nur selten zu erreichen ist. Beim gemeinsamen Arbeiten und Ringen um eine gute Lösung entstehen unmittelbar wichtige Fragen, die aus der jeweiligen Situation heraus direkt besprochen werden können. Das Ernstnehmen dieser Fragen macht Mut und lässt die Teilnehmenden größer denken. Gerade Außenseiter können so lernen, ihren Fokus auf bestimmte Themen zu richten. Generell geht es darum, die Leidenschaft und Zuversicht für den kreativen Prozess zu entfachen.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Ich möchte bei meinen künstlerischen Interventionen in der Kulturellen Bildung den Rahmen des bisher Möglichen sprengen und die Sicht auf den Stellenwert der Kunst neu schärfen. Als erstes natürlich bei den Schüler:innen, aber ebenso bei den Lehrer:innen und Eltern. Es sind die Erfahrungen über den Schulalltag hinaus, welche die Schüler:innen aus ihrer Komfortzone heraustreten lassen und damit etwas Tieferes offenbaren. So möchte ich bleibende Erfahrungen hinterlassen, die im Normalablauf unseres Bildungssystems nur selten zu erfahren sind.

 

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Karima Klasen – Projekt

 Pixelation Space Invasion, 2019

© Wolfgang Folmer

Die Fußgänger- und Fahrradunterführung wurde in den 1970er-Jahren mit grün-braunen Fliesen getäfelt und galt seither als „Un“-Ort der Umgebung. Nachdem ich im Jahr 2017 bereits ein großes Wandgemälde für den Schulhof eines Gymnasiums in Göppingen entwarf, wurde ich eingeladen, unter Einbeziehung der Wünsche der Schüler-/Lehrerschaft für die Unterführung ein neues Konzept zu erarbeiten. Die ursprüngliche Fliesenstruktur bot ein ideales Zeichenraster. Das braune und dunkle Ambiente wurde durch Überstreichen mit weißer Dispersion aufgehellt. Auf dem vorhandenen Raster der Fugen wurden Pixelobjekte in Pfeilstrukturen im Hard-Edge-Stil gezeichnet und mit Neonfarbe koloriert. Die Pfeile weisen in beide Richtungen und visualisieren die Bewegungen des Durchgangsverkehrs. Die Arbeit wurde in drei Tagen mit 27 Schüler:innen der gymnasialen Oberstufe realisiert.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Mein künstlerischer Ansatz befähigt mich, Projekte zu konzipieren, die sich für andere öffnen und mit deren Partizipation möglich sind.

 

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Karima Klasen – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Meine Arbeit in drei Worten erklärt: SPACE AS CANVAS. Dabei fasse ich den physischen Raum als Leinwand und aktives Handlungsfeld. Malerei im erweiterten Feld ist Gegenstand meiner künstlerischen Forschung in Theorie und Praxis. Ein kontextueller und konzeptueller Ansatz eröffnet neue Bedeutungs- und Wahrnehmungsebenen in der Entwicklung, Erzeugung und Perzeption der Werke. Ich erkunde durch Projekte und Konzepte ein erweitertes Kunst- und Bildverständnis. Das erweiterte Bild geht aus Prozessen hervor, die auf Erfahrungen im Raum zurückgehen. Mein künstlerischer Prozess ist ergebnisoffen. Die Bezugnahme auf die jeweils unterschiedlichen situativen Bedingungen schafft immer wieder aufs Neue ein Werk, das vorab nie vollständig zu bestimmen ist.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich öffne Räume. Kunst und deren Vermittlung bildet Prozesse ab, die auf Erfahrungen im Raum zurückgehen. In der Interaktion mit unserer Umwelt werden nicht nur körperliche, zeitliche, räumliche oder objektbezogene Verbindungen hergestellt, es geht um Kommunikation, Begegnung, Intervention und Partizipation. Nur in der aktiven Teilhabe eröffnen sich Erfahrungsräume und dadurch dialogische Handlungsfelder. Um diese Felder, die heute hybriden, dynamischen Ausdrucksformen eines zeitgenössischen Verständnisses von Bildender Kunst und einer lebendigen, transdisziplinären Lehrpraxis, geht es mir. Hierbei sind Fachbereiche interdisziplinär verknüpft, Übergänge und Grenzen fließend, Lehre und künstlerische Praxis gehen Hand in Hand.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Künstlerische Interventionen sind Kunst im Kontext, die in der Anwendung von situativem Wissen aus Erprobung, Erfahrung und Experiment entstehen. Das erweiterte Bild umfasst den Rezipienten und den Produzenten in der jeweiligen Situation. Dies veranschaulichen die verschiedenen Ebenen von Wahrnehmung und Aktion in meiner Praxis und in meiner Lehrphilosophie/Projektkonzeption. Ich entwerfe Konzepte für einen spezifischen Kontext und beziehe mich dabei auf den konkreten Bedarf und auf die individuellen Fragestellungen. Mein Ziel ist es, in der Kunstvermittlung den Entwurf von Bildungskonzepten den jeweiligen Anforderungen anzupassen und Projekte durchzuführen, die für alle Beteiligten neue Erfahrungen und einen Wissenszuwachs bedeuten.

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Takwe Kaenders – Projekt

otto mops – Lautmalerei

© privat

Mein wichtigstes Anliegen in diesem Projekt war, Kinder mit dem Gedicht „ottos mops“ von Ernst Jandl an Lyrik heranzuführen und ihnen vor allem die Lust an und auf Sprache zu vermitteln. Sprache konnte im Projekt mit allen Sinnen entdeckt und ganz im Sinne Jandls weiterentwickelt werden. Die Originalität und Einzigartigkeit seiner Gedichte ermöglichen den Kindern einen kreativen Zugang zu Sprache. Diese wandelt sich im Zuge von Aktivitäten wie Tanzen, Rappen, Rollenspiel und Lautmalerei zu Gefühl und Klang und haptischen Erlebnissen. Sprache wird mittels kreativer Interaktionen und Ideen der Kinder zu mehr als einem Verständigungsmittel; sie ist nicht mehr nur hörbar, sondern auch sicht-, fühl- und wandelbar.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Dass es möglich ist, spontan Inhalte so anzupassen und umzugestalten, dass sie für Kinder und Jugendliche in genau diesem Augenblick richtig sind.

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Takwe Kaenders – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In meiner künstlerischen Arbeit tauchen die Themen Durchbrüche und Öffnungen immer wieder auf.

Was möchten sie mit ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Es wäre schön, eine Visionärin zu sein, die durch kulturelle Bildungsarbeit Menschen befähigt, einen individuellen Begriff von Freiheit durch die Kunst zu finden und zu erfahren.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung ermöglicht es uns, Räume, Gedanken und Freiheiten zu öffnen. Das wäre in einem starren Frontalunterricht gar nicht erst möglich.

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Gudrun Ingratubun – Projekt

Kalle Hochbeete, 2021

© Claudia Jahnke

Nach der Projektvorstellung beim Ideen-Forum Nachhaltige Stadt im bauhaus reuse Pavillon haben wir auf einem Berliner Innenstadtplatz in einer gemeinschaftlichen Aktion mit Nachbarn und Menschen, die spontan dazugekommen sind, aus alten Fußbodendielen und Palettenbrettern Hochbeetbänke gebaut. In den Beeten sind naturbelassene Robinienpfähle verankert, die eine Illusion von Wald schaffen, aber auch als Rankhilfe oder zum Anhängen von Objekten dienen. So haben wir Sitzgelegenheiten in einem Halbrund geschaffen, zur Begrünung des Platzes beigetragen, gemeinschaftliches Gärtnern und mehr Kommunikation in der Nachbarschaft ermöglicht, auch über das kontroverse Thema der Verkehrsberuhigung. Außerdem können an diesem neuen Ort Ausstellungen und Workshops stattfinden.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Durch den Bau der Hochbeetbänke für die Gemeinschaft mit bekannten und vorher unbekannten Menschen ist ein Gemeinschaftsgefühl entstanden, das auch Nicht-Beteiligte spüren. Die Bänke sind fast immer besetzt und werden achtsam behandelt. Die Hochbeetbänke schaffen die Möglichkeit zum Dialog, der insbesondere in dieser Pandemie fehlt.

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Gudrun Ingratubun – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Die Auseinandersetzung mit der Natur als Sehnsuchtsort, aber auch als Ort der rücksichtslosen Zerstörung, wenn der Mensch seine Bedürfnisse über die aller anderen Lebewesen stellt.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich möchte bewirken, dass die Teilnehmenden die Welt ein kleine bisschen mit anderen Augen sehen, Pflanzen als Lebewesen spüren, die Formen der Bäume und ihrer Blätter bewusster wahrnehmen und dadurch achtsamer mit der Natur umgehen. Außerdem möchte ich bewirken, dass die Teilnehmenden sich selbst bewusster wahrnehmen, zu mehr Ruhe finden und dies künstlerisch ausdrücken.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Sie ermöglicht überraschende ästhetische Erfahrungen, rüttelt auf, lässt uns Dinge hinterfragen und zeigt im besten Fall Lösungen auf. Sie bringt Menschen ins Gespräch.

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Damian Ibn Salem – Projekt

kontext:europa

© Tobias Paul

Das Projekt kontext:europa bringt kontroverses Kulturgut auf die Bühne und setzt sich mit dem Kosmopoliten Beethoven auseinander. Mit der Instrumentierung irischer, schottischer und walisischer Volkslieder lässt Beethoven seine Zeitgenossen durch die ästhetische Brille der Wiener Klassik teilhaben – an den geschichtlichen, gesellschaftlichen und menschlichen Bedürfnissen dieser Völker. Jahrhundertealte Konflikte werden thematisiert, und zeigen auf, welche Ressentiments oder Verbindungen bis heute zwischen den Menschen bestehen. Die Auseinandersetzung hiermit, in Form von Musik und Gespräch, bietet ein interessantes Zeugnis dieser Ereignisse.

Was haben Sie aus diesem Projekt für ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Für mich war erstaunlich, wie gut das Gespräch innerhalb des Konzerts aufgenommen wurde. Erst dadurch konnte eine Verbindung zu aktuellen Konflikten zwischen den betroffenen Völkern hergestellt werden.

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Damian Ibn Salem – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Das einzige, wirklich Verbindende in meinen Arbeitsfeldern ist die Musik. Einige Fragen begleiten mich in meiner Arbeit aber immer wieder: Wie schwer lastet die musikalische Tradition der vergangenen 300 Jahre auf uns? Was davon ist Reichtum? Warum hindert uns so vieles an einem offenen, zeitgemäßen Umgang mit dieser Tradition?

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Wir lassen uns in unserer Meinung über künstlerische Arbeit oft durch Klickzahlen, Vorschläge oder Beurteilungen leiten. Ich würde mich freuen, zu einem festeren Selbstbewusstsein beitragen zu können, um mit Neugier und ohne Vorbehalt Kultur aufzunehmen.

Was macht für Sie künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Mir gefällt die Aussage von Joseph Beuys „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Für die kulturelle Bildungsarbeit bedeutet das, dass es nicht nötig ist, Menschen Kunst beizubringen. Wir können stattdessen zusammen Kunst erschaffen und erleben.

 

 

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Jeff Hemmer – Projekt

Comic-Workshops

© Jeff Hemmer

Das Foto zeigt einen Eindruck aus meinen Comic-Workshops. Meine Workshoparbeit liegt mir sehr am Herzen, weil sie mich in viele unterschiedliche Kontexte führt und ich mich durch die zwischenmenschlichen Kontakte und die Bandbreite der Themen, zu denen wir dort gemeinsam arbeiten, sehr bereichert fühle. Für viele Teilnehmer:innen dieser Workshops ist die aktive Auseinandersetzung mit dem Medium Comic wie ein Ausflug in unbekanntes Gebiet, dessen Möglichkeiten sie sich nun erschließen können. Nach dem gemeinsamen Einstieg auf den ersten Metern lasse ich mich etwas zurückfallen und begleite die Teilnehmer:innen Seite an Seite durch die kreativen und inhaltlichen Prozesse.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

In den Workshops schafft jede Gruppe ihren eigenen Rahmen und ihre eigene Dynamik. Ich weiß vorab nie genau, was mich erwartet, und ich muss mich schnell in unterschiedliche Perspektiven und Arbeitsweisen einfühlen. Mein Blick auf meine eigene Arbeitsweise hat sich dadurch ebenfalls geweitet. Das individuelle Erleben, das ich in meinen Workshops zugänglich machen will, wird jedes Mal auch zu meiner eigenen Erfahrung, die mich mit einem klareren Bewusstsein an meine persönlichen Projekte, meine Hürden, Blockaden und Routinen zurückkehren lässt.

 

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Jeff Hemmer – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Auf der rein inhaltlichen Ebene drehen sich meine Arbeiten je nach Kontext um sehr unterschiedliche Themen. Der rote Faden darin spinnt sich jedoch oft um die Nähte zwischen Individuum und Gesellschaft. Ich beschäftige mich gerne mit historischen, sozialen und gesellschaftspolitischen Themen. Spannend für mich sind an entsprechenden Projekten in der Vorbereitungsphase die Recherche und die Gelegenheit zu einer tieferen Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema, und in der Produktionsphase die Suche nach einer geeigneten Erzählung. Ich liebe Sprachen und erlebe meine Arbeit oft analog zum Erlernen, Erkunden und Übersetzen einer Sprache.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ein Bild ist ein Bild. Eine ganze Seite solcher Bilder wird zu einem Stil mit einer inhärenten Logik und einer eigenen Sprache. Comics können so individuell verschieden sein wie die Menschen, die sie zeichnen. Wir alle erzählen täglich Geschichten und die meisten von uns sind motorisch in der Lage, eine Strichfigur zu zeichnen. Beides zusammen ist die Grundlage für einen Comic, der andere Menschen berühren und mitnehmen kann. Die Erfahrung „Ich kann eine Botschaft zeichnen und darüber in eine gelungene Kommunikation treten“ möchte ich erlebbar machen.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung sollte für die Teilnehmer:innen die Möglichkeit einer nachhaltigen Erfahrung bieten. Idealerweise bleibt sie nicht auf den Moment der Teilnahme beschränkt, sondern entfaltet ihre tatsächliche Wirkung vor allem im Nachhinein. Ebenso wichtig wie der aktive, kreative Moment ist der Raum, den sie öffnet und offenlässt. Die Intervention ist ein Impuls, der zu Reflexion und einer tieferen Beschäftigung einlädt und zur individuellen Entwicklung beiträgt, indem ein geschützter Raum die Auseinandersetzung mit Freude, manchmal auch Frust, den eigenen Ideen und neuen Eindrücken ermöglicht.

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Alexandar Hadjiev – Projekt

KreativLabor 

© Alexandar Hadjiev

Das „KreativLabor“ ist ein interdisziplinäres Kulturprojekt an der Charles-Hallgarten-Schule in Frankfurt am Main. Fünf Künstler:innen aus den Sparten Bildende Kunst, Musik, Literatur, Schauspiel und Tanz arbeiten über ein Schuljahr an einem Schultag pro Woche, mit Förderschüler:innen der Klassen fünf und sechs interdisziplinär an einem Jahresthema zusammen. Das Thema wird nach den Interessenschwerpunkten der Schüler:innen ausgewählt. Ziel ist es, jede und jeden in das Projekt einzubinden, und am Ende die Ergebnisse einer Schulöffentlichkeit (Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern) zu präsentieren.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Im KreativLabor lerne ich jede Woche etwas Neues. Die Schüler:innen zeigen mir neue Musik, Apps, Videos, aber am wichtigsten ist, dass sie mir ihre Meinung von der Welt mitteilen. Wir haben spannende Diskussionen, die mich sehr bewegen. Die Themen, die wir diskutieren, tauchen immer wieder in meiner künstlerischen Arbeit auf, die stark davon inspiriert ist.

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Alexandar Hadjiev – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Ein immer wiederkehrendes Thema bei meiner künstlerischen Arbeit ist „Geduld“. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Technologie sehr stark entwickelt. Innerhalb von wenigen Sekunden erhalten wir Information, basierend auf Algorithmen, und müssen dadurch nicht mehr so viel denken. Beispielsweise gibt es mathematische Berechnungen, die besagen, wie Musik klingen oder was der Inhalt eines Films sein sollte. Wir aktivieren unser Gehirn zu wenig und werden ungeduldig, wenn wir selbst nachdenken und Antworten auf Fragen finden müssen. In meiner Arbeit probiere ich, den Zuschauer:innen/Zuhörer:innen viel Raum zu geben, um deren Imagination zu aktivieren und sie zu einer eigenen Beschreibung zu motivieren.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Die neue Generation hat viel zu bieten und wir sollten die Gelegenheit nutzen, sie kennenzulernen. Als Künstler liegt mein Fokus auf Kollaborationen und interdisziplinärem Austausch, und so kann ich den Prozess mit jungen Menschen auch beschreiben. Wir treffen uns, um zu experimentieren und Ideen auszutauschen, ohne etwas zu „lernen“. Als Künstler ist es meine Aufgabe zu erkennen, wo sich ein künstlerisches Potenzial versteckt, und dieses gemeinsam weiterzuentwickeln. Sehr oft überschneiden sich die Themen meiner künstlerischen Arbeiten und der Projekte mit Jugendlichen. Ich empfinde das als sehr wertvoll, weil sich uns so viel mehr Sichtweisen eröffnen können. Außerdem fördern solche Prozesse das Selbstbewusstsein und die Kreativität der Schüler:innen.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Die Geschichte hat bewiesen, dass Kunst eines der wichtigsten Elemente für die Entwicklung einer Gesellschaft ist. Obwohl sie heute ein Bereich ist, dem wir uns in unserer Freizeit widmen, umgibt uns die Kunst unbewusst; sie ist überall, in jedem Beruf und jedem Fachgebiet zu finden. Kunst entwickelt unser Denken und unterstützt unsere persönliche Entwicklung. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass eine Konfrontation mit Kunst unsere Gesellschaft näher zusammenbringen wird.

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Svenja Gräfen – Projekt

Projekt ID – Idee & Identität, 2015

© privat

Das „Projekt ID – Idee & Identität“, durchgeführt im Jahr 2015 in Zusammenarbeit mit dem zakk Düsseldorf, war eine mehrwöchige Schreibwerkstatt für Mädchen und junge Frauen. Ziel war es, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem sie sich mit sich selbst und mit verschiedenen Textformen auseinandersetzen und davon ausgehend Wege ins Schreiben finden konnten. Wir haben uns über Feminismus und Sexismus in der Literatur ausgetauscht und darüber, inwiefern die eigene Identität und Perspektive das Schreiben beeinflussen. In Vorbereitung der Textpräsentation auf der Lesebühne haben wir uns mit Elementen aus dem Schauspiel- und Stimmtraining beschäftigt und für ein Bühnen-Performancetraining mit einer Schauspielerin zusammengearbeitet.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Wie in jedem bisherigen Projekt habe ich auch in diesem einiges dazugelernt. Jeder Text, jede Stimme eröffnet mir neue Sichtweisen und Lebensrealitäten. Augenhöhe ist mir wichtig – ich denke, die Beziehung zwischen Kursleiter:in und Teilnehmer:innen sollte keine Einbahnstraße sein. Im Projekt ID haben wir alle voneinander gelernt und profitiert. Und einmal mehr habe ich aus dem Projekt mitgenommen, welche große und entscheidende Rolle sowohl der Austausch über Kunst und Kultur als auch die Vernetzung von Kunstschaffenden untereinander spielt – insbesondere unter denjenigen, die in der Literatur nach wie vor unterrepräsentiert sind: zum Beispiel Frauen, nichtbinäre und queere Personen.

 

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Svenja Gräfen – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Da ist zum einen die Auseinandersetzung mit dem Selbst: meiner eigenen Identität und Perspektive, den ihr inhärenten Privilegien als auch Diskriminierungserfahrungen. Zum anderen interessieren mich besonders in meiner Prosa das Psychosoziale, zwischenmenschliche Beziehungen und (Macht-)Dynamiken, auch vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Strukturen und Prägungen. Darüber hinaus ist die Improvisation für mich nicht nur ein immer wiederkehrendes Thema, sondern zugleich auch Zugang zum Schreiben und zur Sprache.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich möchte das Bewusstsein dafür schärfen, dass Sprache nicht bloß Mittel zum Zweck ist, sondern auch mit Macht zu tun hat. Worte und Geschichten haben Macht, und es spielt ebenso eine Rolle, wer sie wie erzählt – und wer sie rezipiert. Hier sehe ich im Hinblick auf die Identitätsentwicklung als Teil kultureller Bildungsarbeit großes Potenzial zur Selbstreflexion sowie zur Selbstermächtigung. Seit der Recherche für mein zuletzt veröffentlichtes Buch spielt ohne Frage auch das Thema Selbstfürsorge eine Rolle: Kunst und Kultur nicht als Luxus, sondern als Teil einer selbstfürsorglichen Praxis.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Weniger Theorie und mehr Praxis: Für mich spielt die Zugänglichkeit, das Zugänglich-Machen eine zentrale Rolle. Kunst und Kultur quasi zum Anfassen und Ausprobieren, erleb- und erfahrbar für Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen. In meinem Fall also eine Annäherung an Sprache und Literatur über das eigene Schreiben, den eigenen Ausdruck, die eigene textliche Verortung. Ein Innehalten und Hinterfragen, eine Eröffnung neuer Perspektiven durch die eigene Erfahrung – und neue Erfahrungen durch das Ausprobieren, Experimentieren und Improvisieren. Diese Erfahrungen prägen seit jeher auch meinen eigenen Zugang zum künstlerischen Schaffen.

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Absolvent:innen

Sabine Funk – Projekt

Frappanz – Kollektiv kultureller Freiheiten e. V. – Workshop Digital Painting, 2020

© Sabine Funk

Im Sommer 2020 gründete ich mit Akteur:innen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft den gemeinnützigen Verein Frappanz – Kollektiv kultureller Freiheiten e. V. Mit dieser Initiative soll eine direkte Verbindung in den Stadtraum und eine offene Plattform geschaffen werden, auf der wir gemeinsam mit anderen Aktivist:innen gesellschaftliche Themen verhandeln, künstlerische Praxis erfahrbar machen und Stadt und Gesellschaft aktiv mitgestalten können. Unser Projekt #outofthebox umfasste verschiedene Workshops zu den Themen „Radikale Empathie“, „Upcycling“, „Design“ und „Digital Painting“. Das Frappanz ist für uns Probe-, Aktions- und Resonanzraum in einem.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Mein Workshop „Digital Painting“ im oben genannten Projekt fand aufgrund der Pandemie rein digital statt. Dennoch war es mir wichtig, die Ergebnisse auszudrucken und in einer Pop-up-Walking-by-Ausstellung im realen Frappanz-Raum auszustellen. Da es nicht allen Interessierten möglich war, den realen Raum aufzusuchen, wurde die Aktion hauptsächlich digital über die Social-Media-Kanäle dokumentiert. Menschen und künstlerische Werke „switchten“ in echter und digitalisierter Form zwischen den Realitäten. Gerade dieses Wechselspiel zwischen analoger und digitaler Welt interessiert mich in meiner künstlerischen Arbeit.

 

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Absolvent:innen

Sabine Funk – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In meiner künstlerischen Arbeit interessieren mich insbesondere die Möglichkeiten von Wahrnehmung unterschiedlicher Realitäten und das Zusammenspiel von digitalen und analogen Elementen. Hier suche ich nach Verschmelzungen, vor allem aber auch nach Grenzen und Irritationen, die die alltäglichen Sehgewohnheiten hinterfragen und zu neuen Verortungen führen können.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich möchte dazu anregen, Perspektivwechsel auszuprobieren, sich von konventionellen Vorstellungen und Strukturen zu befreien und die eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten loszulassen. Persönliche und auch gesellschaftliche Entwicklungsräume können durch Experimentieren, Fragen stellen, Diskutieren und Forschen eröffnet und neu definiert werden. Kulturelle Bildungsarbeit kann dazu ermutigen, die persönliche Umgebung sowie unsere Gesellschaft gemeinsam aktiv mitzugestalten.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung bietet die Möglichkeit, neue Erfahrungen und Erkenntnisse zu gewinnen. Durch Impulse und das Angebot von Interaktionen können die Teilnehmenden zu neuen Perspektiven und Ideen angeregt werden. Die Interaktion kann zwischenmenschlich oder digital ausgeführt werden, ihr sollte jedoch ein ungewohnter Anreiz zugrunde liegen, der dazu auffordert, Dinge neu zu denken.

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Olga Feger – Projekt

Im&ExportMoves

© Peter R. Fiebig

Im&ExportMoves ist ein transkulturelles Theater und Tanzprojekt. Mit Mitteln aus Theater und zeitgenössischem westafrikanischem Tanz schafft es einen Raum der interkulturellen Begegnung und des Austauschs zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft. Die Teilnehmenden setzten sich sieben Monate lang interdisziplinär mit gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Themen auseinander und entwickelten ein Stück, das sie am Festspielhaus Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste zur Premiere brachten. Im&ExportMoves ist eine Kooperation zwischen dem Festspielhaus Hellerau, Dresden und dem Verein Afropa e. V., entwickelt und geleitet von Olga Feger. Sie stellte für diese Produktion ein internationales künstlerisches Leitungsteam zusammen, bestehend aus Künstler:innen mit teilweise eigener Migrationsgeschichte oder Fluchterfahrung.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Mir ist durch diese Arbeit noch einmal bewusster geworden, wie wichtig es ist, einen geschützten Raum zu schaffen und zu halten als Basis für einen schöpferischen Prozess – und um wie viel spannender lebendiges Spiel ist im Vergleich zu handwerklicher Perfektion. Auch die interdisziplinäre Fusion von Tanz, Schauspiel und Musik sowie die unterschiedlichen Arbeitsweisen des internationalen Teams waren eine große Bereicherung für meine künstlerische Arbeit.

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Olga Feger – Fragen

Welches Thema taucht in ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Ich beschäftige mich in meinen künstlerischen Arbeiten meistens mit gesellschaftspolitisch relevanten Fragen. In meinen letzten Arbeiten ging es um Macht, Machtstrukturen und den Umgang mit jedweder Andersartigkeit, und um die Frage, was wir selbst als „normal“ bezeichnen, und wie absurd dies aus einer anderen Perspektive erscheinen kann.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Kulturelle Bildungsarbeit eröffnet für jeden einzelnen Menschen andere, neue Türen. Türen zu sich selbst, zum Umgang mit sich selbst, dem anderen und der Gesellschaft. Mit meiner kulturellen Bildungsarbeit möchte ich Menschen dazu ermutigen, sich selbst und anderen neue Räume zu eröffnen und sich darin auszuprobieren. Ich möchte einen Ort schaffen, an dem man sich mit diversen Fragen auseinandersetzen, Perspektiven verändern und sich selbst erweitern kann.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung zeichnet sich für mich durch das kreative Moment aus. Sich selbst zu ermächtigen, seine eigenen schöpferischen Fähigkeiten zu entwickeln und selbstbestimmt einen Transformationsprozess zu bewirken. Die künstlerische Intervention sehe ich als ein Freiheitsmoment, in dem ich mich neu in Bezug zu mir selbst, dem anderen und der Welt entdecken und positionieren kann.

 

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Anke Eberwein – Projekt

Faltenklang

© Hans-Joachim Herbold

Wenn die Menschen nicht zur Kunst kommen können, dann kommt die Kunst zu den Menschen. In dieser „aufsuchenden Kulturarbeit“ besuche ich Einrichtungen, Kliniken, Quartiere und private Wohnzimmer und komme über das gemeinsame Musizieren der großen Sehnsucht nach zwischenmenschlicher Resonanz entgegen. Dafür reise ich mit Flöte, Stimme, Gitarre und Akkordeon, zahlreichen einfachen Mitmachinstrumenten und Verstärkungstechnik durch den Landkreis und musiziere vor Fenstern, in Wohnzimmern, Treppenhäusern und Gärten. Im Rahmen von Mitmachkonzerten ermögliche ich älteren und alten Menschen kulturelle Teilhabe und Mitgestaltung. Wir treten in einen musikalischen Dialog. Musik wird dabei ganz neu erlebt: intuitiv, interaktiv, improvisatorisch.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Meine Zielgruppe ist aufgrund von unterschiedlichen Prägungen, Lebenserfahrungen, Bedürfnissen, Fähigkeiten und kulturellen Geschmäckern höchst heterogen. Die Musik, die ich alten Menschen „bringe“, und die künstlerische Sprache verändern sich vor dem Hintergrund dieser Vielfalt daher ständig. Wir lernen von- und miteinander. Die künstlerische Herausforderung dabei ist für mich, Menschen im Prozess der Alterung, mit zunehmenden Einschränkungen und Unsicherheiten, musikalische Möglichkeiten zu bieten, in denen sie ein positives Lebensgefühl entwickeln und erhalten können. Es bedarf also ästhetisch-kreativer, humaner und menschenfreundlicher Wege des Umgangs mit Alter. Letztlich werden diese auch unsere gemeinsame kulturelle und soziale Zukunft bestimmen.

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Anke Eberwein – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Musizieren, Musik hören, Bewegen zu Musik – Musik wirkt ganzheitlich und mehrdimensional: kognitiv, motorisch, emotional, affektiv. Wie lässt sich Wirklichkeit mithilfe musikalischer Mittel ästhetisch, ganzheitlich und mehrdimensional erleben? Ist (inter)aktives, improvisiertes, intuitives miteinander Musizieren der Schlüssel? Wie kann ich ein künstlerisches „Feld“ so bereiten, dass schöpferische Kräfte darin wachsen und agieren können? Ich suche die Durchmischung von Kunst und Alltag, den ästhetischen Blick auf Alltägliches, und den alltäglich-vertrauten Blick auf Musik – jenseits von Virtuosität und Exklusivität. Jeder Mensch ist auf seine Weise musikalisch, wird auf seine Weise von Musik berührt, überall und lebenslang.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Besonders im ländlichen Raum, der kulturell meist stark unterversorgt ist und wo altersgerechte Kulturangebote fehlen, möchte ich Menschen im dritten und vierten Lebensalter mit ästhetischen, erlebnis- und wahrnehmungserweiternden Musikprojekten anregen und aktivieren. Über die Begegnung mit sich und Musik (Instrument, Stimme, Tanz) wird Identität, Selbstfindung, Entfaltung, Selbstwirksamkeit, Erkenntnis und Eigenverwirklichung („den eigenen Ton finden“), Lernen und Weiterentwicklung möglich. Mit musikalischen Mitteln kann die Lebensqualität alter Menschen erhalten und verbessert werden.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Ich versuche, einen ästhetischen Raum in vertrauter, beruhigender und anregender Atmosphäre zu schaffen, in der Kunst entstehen und sich entfalten kann. In diesem Raum begleite ich Menschen beim Erinnern an Lebensmomente, an Bekanntes – ein Lied, Musikstück, Instrument – oder auch an Emotionen wie Glück, Trauer, Liebe. Bekanntes wird während eines dialogischen Prozesses in einen neuen Kontext gesetzt, woraus sich neue Formen entwickeln. Beispiel: Das Protestlied „Bella ciao“ wird gemeinsam umgetextet und in einen persönlichen Zusammenhang gestellt oder instrumental zu einem Trauerblues umgeschrieben. Die Agierenden erleben dabei neue Erfahrungsräume und Selbstwirksamkeit – sie spüren in der Musik ihre eigene schöpferische Kraft.

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Rebekka Böhme – Projekt

Zirkus und Sprache, 2016

© Matthias Steinbach

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und dem Zirkus Cabuwazi (Projekt Beyond Borders) entwickelte ich 2016 ein zirzensisches Sprachförderungsprojekt für Kinder aus geflüchteten Familien, welches Sprache spielerisch und bewegungsorientiert vermittelt. Das zehntägige Format soll Gemeinschaft, aber auch Individualität stärken sowie die Möglichkeit bieten, die deutsche Sprache unbefangen erlernen und anwenden zu können. Der Lebensraum der Kinder wird in einen bunten Entwicklungsraum verwandelt, in welchem sie verschiedene Zirkusdisziplinen ausprobieren können, Zirkusrequisiten basteln, sich künstlerisch mit Worten und ihrer Bedeutung auseinandersetzen und gemeinsam eine Zirkus-Show gestalten.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Die Arbeit mit Sprache und Abstraktion von Worten war oft Teil meiner Bewegungsrecherchen beziehungsweise Methode zum Experimentieren mit Bewegungsqualitäten und Rhythmen. Das Ausprobieren und Spielen mit Kindern bringt mich auf neue Ideen und erfrischt meinen Blick auf meine eigenen Praktiken. In den Projektwochen habe ich häufig mit pantomimischen und clownesken Übungen gearbeitet und festgestellt, wie diese zum Motor von Deeskalation wurden sowie Aufmerksamkeit und Verständnis untereinander schafften. Die erfahrbare, künstlerische Energie in einem Projekt entwickelt sich weiter und neue, kreative Impulse entstehen.

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Rebekka Böhme – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In meiner künstlerischen Arbeit geht es oft um Wahrnehmung und Erleben. Mich interessiert, welche Haltungen, Emotionen oder auch Missverständnisse subjektive Eindrücke und Erfahrungen auslösen können und wie innere Zustände uns bewegen, den Körper formen und verändern. Ich möchte wissen, was hinter dem Sichtbaren verborgen ist. Ziel meiner Arbeit ist es, Verständnis zu schaffen und Bewertung sowie Stigmatisierung aufzulösen, die eine Wahrnehmung von „seltsamen“ Verhaltensweisen und vermeintlicher Andersartigkeit mit sich bringen können.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich möchte Menschen einen kreativen Zugang zu unterschiedlichen Themen ermöglichen und sie dazu animieren, die Umwelt bewusst wahrzunehmen, Blickwinkel zu wechseln und etwas Neues zu entdecken. Im Fokus meiner Arbeit stehen das Erforschen der eigenen Gedanken und Kreativität sowie das Herausarbeiten individueller Besonderheiten und Facetten der Bewegung oder anderer Fähigkeiten. Es ist mir wichtig, einen Raum zu schaffen, in welchem Verständnis und Teilhabe über Grenzen hinweg sowie das voneinander Lernen möglich ist, um Selbstvertrauen und respektvolles Handeln zu fördern.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Für mich ist die künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung ein Versuch des Verrückens von Vorstellungen und die Einladung zum (Neu-)Entdecken oder (Neu-)Interpretieren der Umwelt mithilfe ästhetischer Mittel und gestalterischer Methoden, die vor allem zugänglich und verständlich gemacht werden. Das künstlerische Erlebnis, durch das eigene, kreative Experimentieren, fördert die persönliche Entwicklung, stärkt das Selbstbewusstsein und motiviert, Herausforderungen mit mehr Offenheit zu begegnen.

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Emese Bodolay – Projekt

New Cologne – how many megabyte?!

© privat

„New Cologne – how many megabyte?!“ war ein Live Jump and Run, das ich gemeinsam mit acht Jugendlichen (12 bis 14 Jahre) am Theater an der Parkaue (Berlin) im Rahmen einer Osterferienwerkstatt realisiert habe. Von mir kam das Spielgerüst, das die Teilnehmer:innen unter meiner Anleitung füllen mussten: Gemeinsam erfanden wir die Welt, in der das Spiel spielte und bauten die passende Storyline. Die Teilnehmer:innen waren aktiv bei der Herstellung des Bühnenbilds und in die Entwicklung der Rätsel eingebunden. Bei der Umsetzung performten sie abwechselnd die verschiedenen Positionen.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Gemeinsam mit jungen Leuten Playstation zu spielen und zu sprechen ist wichtiger als sich alleine ein perfektes Skript zu überlegen.

 

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Emese Bodolay – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Ich suche in meinen Arbeiten mit dem Künstler:innenkollektiv nach künstlerischen Strategien und Möglichkeiten, wie sich die Produzent:innen und Rezipient:innen in einem Raum begegnen und gemeinsam etwas Ungeplantes, Neues entstehen lassen können.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich möchte mit jungen Menschen den Prozess und die Art des Arbeitens in den Vordergrund rücken und so gemeinsam das ergebnisorientierte Arbeiten hinterfragen.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Künstlerisch zu arbeiten ermöglicht es einem, Themen frei zu behandeln und einen eigenen Weg zu finden, sich diese Themen zu erschließen. Diese Offenheit in das Denken in der Kulturellen Bildung zu bringen ist für mich die künstlerische Intervention.

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Bea Berthold – Project

Kulturlandschaftskarte

© Bea Berthold

In Absprache mit der Stadt Bad Liebenstein gestaltete ich eine touristische Karte mit den kulturellen Sehenswürdigkeiten der Stadt und des Umlands. Zusammen mit Schulen, der Jugendkunstschule und einem Planungsbüro haben 50 Kinder, die für sie wichtigen Sehenswürdigkeiten und Höhepunkte zusammengetragen, vor Ort gezeichnet, auf Linoleum übertragen, geschnitten und gedruckt. Entstanden ist eine einzigartige Kulturlandschaftskarte – ein Projekt mit Kinderpartizipation, angewandter Heimatkunde, Einführung in die künstlerische Hochdrucktechnik und professioneller Vermarktung im Tourismus.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Ich war erstaunt, wie freudig und motiviert die Kinder sich in die Aufgaben gestürzt haben: Sie haben viel umfangreicher als erwartet die verschiedenen Sehenswürdigkeiten zusammengetragen, geordnet und beherzt die Linolplatten geschnitten und gedruckt. Es hat mich bestärkt, gerade Kinder und Jugendliche viel mehr in Entscheidungen einzubeziehen oder sie ihnen direkt zu übertragen und mich selbst nur als Begleitperson zu sehen. Aber genau dieser Ansatz wird oft zum Balanceakt, weil ja das Ziel von geförderten Endprodukten meist schon feststeht. Also heißt es im Umkehrschluss, man sollte Projekte, die echte Partizipation ermöglichen, vorrangig anschieben und fördern.

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Bea Berthold – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Als Grafikdesignerin bin ich eher Dienstleisterin als freie Künstlerin. Ich muss immer wieder ordnen, strukturieren, Wichtiges herausschälen, darstellen, in den Vordergrund bringen. Dann kommt die Frage der künstlerischen Umsetzung. Das ist eine interessante, immer wieder neu auszutarierende Balance zwischen freier Gestaltung und Anspruch des Auftraggebers. Wichtig für mich ist dabei, Grenzen auszuloten, neue Ansätze zu wagen, auszuprobieren.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich möchte Kinder, Jugendliche und Erwachsene ermuntern, ja geradezu anstiften, neugierig zu sein. Das ist für mich die Grundlage, um Neues auszuprobieren, zu experimentieren, zu erforschen. Ich halte es für wesentlich, gerade junge Menschen darin zu bestärken, ihre ureigenen Wege zu suchen, zu finden und auch zu gehen. Auch wenn es für sie heißt, „gegen den Strom zu schwimmen“. Dazu gehören Mut und Vertrauen. Und auch das kann mit kultureller Bildungsarbeit geweckt und gestärkt werden.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Gerade um zu zeigen, wie man eigene Wege gehen kann, ist das viel leichter im direkten Kontakt, im Austausch, in der Anregung mit Künstler:innenn. Künstler:innen leben, arbeiten und denken oftmals unkonventionell, visionär, träumerisch, mal still oder mal laut. Sie wirken abseits des Mainstreams. Sie haben eine unpädagogische Herangehensweise. Bestenfalls sind sie authentisch, in ihrer Arbeit nicht eingeschränkt durch Systemzwänge. Das direkte Kennenlernen und gemeinsame Arbeiten, das Auseinandersetzen und die Reibung mit möglichst unterschiedlichen Künstler:innen macht für mich die künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus.

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Céline Bartholomäus – Projekt

Theater in der Schule

© privat

Beim Projekt „Theater in die Schule“ arbeite ich mit Schüler:innen und Lehrkräften eines Jahrgangs sowie Künstler:innen unterschiedlicher Disziplinen an einer eigenen Interpretation eines bestehenden Theaterstücks, das wir im Vorfeld besuchen. Dabei entstehen Theatererlebnisse, die es uns ermöglichen, alle Projektgruppen – Theater, Tanz, Videokunst, Ausstattung, Gaming und Food Art – miteinander in interdisziplinäre Prozesse zu bringen. Den Rahmen der Theaterproduktion erarbeite ich im Vorfeld und entlang der Metathemen der Theaterproduktion und bespreche ihn mit den Teams, sodass möglichst viel in Interaktion entstehen kann. Ich begleite die Prozesse und führe alle Ergebnisse zusammen. Besondere Herausforderung in diesen Projekten ist die Arbeit im physischen Raum Schule, in dem die Schüler:innen etwas entwickeln, was sonst nicht dem Alltag dort entspricht.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

In der Schule gibt es ein Spannungsfeld zwischen Institution Schule mit ihren starren Strukturen, Zeiten, Hierarchien, Schutzverordnungen, Pausengongs und dem Anspruch künstlerisch qualitativ hochwertig zu arbeiten und zu inszenieren. Diesen Abgrund gilt es zu überwinden. Hierbei habe ich festgestellt, welche Kraft Theater und Kulturelle Bildung entfalten können, auch wenn sie noch so eingeengt werden. In einem sterilen Theaterraum, wo sich so vieles auf das „Schaffen“ fokussiert, wird der Ort Schule zu einem Labor in den unterschiedlichsten Räumen, die erobert werden. Es finden dramaturgische Diskussionen über Bühnenentscheidungen statt und Lieder, Requisiten und Texte entstehen. Schon früh wird deutlich: Diese Produktion gehört den Schüler:innen!

 

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Céline Bartholomäus – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen tauchen dieselben Themen in unterschiedlicher Intensität und Dringlichkeit auf. Während die Frage nach Partizipation in der Theaterarbeit mit nicht professionellen Darstellenden und Schreibenden oftmals dort beginnt und auch schon wieder aufhört, wo Förderlogiken Zugänge und Ausschlüsse festlegen, geht es in der praktischen Arbeit immer wieder um die Frage nach der eigenen Verortung auf der Bühne und den Themen, die dort verhandelt werden. In meiner Arbeit ist es ein Querschnittsthema, machtkritische Ebenen mitzudenken und sie in Inszenierungen als Arbeitsgrundlage zu setzen. Dabei geht es um die Frage nach Körperlichkeiten auf der Bühne, die eine eigene Deutungsebene einfordert, und somit Seh- und Inszenierungsgewohnheiten infrage und auf den Prüfstand stellt.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

An der Schnittstelle von emanzipatorischer und Kultureller Bildung liegt ein enormes Potenzial der Verortung und Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Da insbesondere Schulen immer drastischer kulturell-künstlerische Stunden streichen müssen, verringert sich das Angebot, dort eigene ästhetische Ausdrucksweisen zu entwickeln und Impulse zu erhalten. Daher möchte ich durch den engen Kontakt mit Schulen mein Wissen, Netzwerke und Möglichkeiten teilen, um weiterhin Kulturelle Bildung in entsprechende Institutionen einbinden zu können. Außerhalb schulischer Kontexte liegt mein Fokus auf Theaterarbeit und Performance, die sich mit und an ein Publikum wenden, und die den möglichst realen gesellschaftlichen Verhältnissen entsprechen, mitgedacht werden und dem Theaterkanon eine Perspektive entgegensetzen.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Erstens, dass sie lustvoll besetzt und dabei schmerzhaft und laut, oder leise und stürmend oder wohltuend und stechend sein kann. Zweitens, dass sie wahrgenommen wird. Drittens, dass sie Potenzial hat zu wachsen.

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Céline Bartholomäus – Bio

© Katrin Simhäuser

Céline Bartholomaeus (*1988) studierte „Kunst in Aktion“ und „Kunstwissenschaften“ an der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Braunschweig. Seit 2017 ist sie am Staatstheater Braunschweig als Theatervermittlerin mit den Schwerpunkten „Intersektionalität und Diversität“ und als Projektleiterin für „Theater in die Schule“ tätig. Vor ihrem Engagement am Staatstheater Braunschweig arbeitete sie als freiberufliche Theaterpädagogin und Bildungsreferentin mit verschiedenen Institutionen und realisierte künstlerische Projekte und Inszenierungen mit dem Fokus auf Empowerment für BIPoC, Rassismuskritik und politischer Bildung. Seit der Spielzeit 2018/2019 ist sie als Lehrbeauftragte an der HBK Braunschweig für „Theater in die Schule“ tätig. Als Mitgründerin und Vorsitzende vom Amo-Braunschweig Postkolonial e. V. verbindet sie ihre künstlerische Praxis mit rassismus- und machtkritischen Diskursen.

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Ammar Awaniy – Projekt

Eigene Spuren suchen – Neue Welten gestalten

© Ammar Awaniy

Zu Sachsen-Anhalts langer Migrations- und Integrationsgeschichte entwickelten Jugendliche gemeinsam mittels transkultureller Cross-Media-Bildungswerkstätten vier Projekt-Säulen. Jede dieser Säulen zeitigte ein konkretes Produkt, wovon eines mein erstes Buch war. Zusammen mit Dichter:innen, Layouter:innen, Illustrator:innen und Verlagen, dem .lkj) Sachsen-Anhalt und dem ICATAT e. V. entstand das Buch „Die Fackel der Angst. Von Homs nach Magdeburg“, das ich seit seinem Erscheinen als Gegenstand von Workshops und Lesungen nutze.

Ein eigener Blog begleitete das Projekt, sodass die Jugendlichen ihre künstlerischen Ergebnisse selbst bloggen konnten.

https://eigene-spuren-suchen.jimdofree.com/

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Diese Erfahrung hat mir die Rolle der Kunst im Allgemeinen bei der Gestaltung der Persönlichkeiten junger Menschen bewusster gemacht. Kunst und Literatur helfen ihnen, ihre Meinung frei zu äußern und miteinander zu arbeiten, um die Ziele zu erreichen, die sie sich selbst setzen. Als Autor habe ich meinen eigenen Blick auf die Kulturelle Bildung entwickelt. Mein Buchprojekt endet nicht, wenn das Buch veröffentlicht ist, denn das ist nur der Anfang und die Reise geht weiter durch Diskussionen, Workshops und kreatives Denken.

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Awaniy Ammar – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Seit meiner Ankunft in Deutschland interessiere ich mich für die interkulturelle Geschichte zwischen dem Orient und Mitteldeutschland. Durch multimediale Zusammenarbeit und den Einsatz verschiedener Methoden der Kulturellen Bildung möchte ich die Vielfalt Magdeburgs zeigen und das „Feindbild des anderen“ in eine stabile Brücke zwischen Alteingesessenen und Neubürger:innen verwandeln. Diese Bemühungen wurden bisher durch viele Projekte realisiert. Das Buchprojekt „Der Pascha von Magdeburg“ ist in diesem Zusammenhang ein sehr gutes Beispiel für eine solche erfolgreiche interkulturelle Arbeit.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken? 

Ich möchte neue Perspektiven der Zusammenarbeit schaffen, einen aktiven Austausch von Informationen, Lebensansichten und Zielen betreiben, neue Methoden der Kulturellen Bildung in meine Projektarbeit integrieren und das erworbene Wissen nachhaltig weitergeben. Ich möchte die Rolle der Jugendclubs auf dem Land mittels regionalbasierter Interkulturarbeit aktiver stärken und Raum für Kreativität schaffen, in dem junge Menschen mehrsprachig und interdisziplinär ihre eigenen Talente entfalten können.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Die Stärkung der Rolle von Kunst im Rahmen der Kulturellen Bildung wäre mir wichtig, weil dadurch ein kreativer Raum geschaffen wird, den Kinder und Jugendliche brauchen, um ihre eigene Persönlichkeit auf besondere Weise zu gestalten und zu festigen. Die Einbindung von Musik und Theater beispielsweise kann die Teilnehmenden ermutigen, ihre künstlerischen und intellektuellen Fähigkeiten zu erweitern und sie aus einer etwaigen Blase der Exklusivität in die Gruppe zu bringen. Sie lernen anhand dieser kreativen Mittel, mit anderen zusammenzuarbeiten und die individuellen Fähigkeiten in die kollektive Arbeit zu integrieren.