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Anke Eberwein

© Jarik Eberwein

Anke Eberwein studierte in den 1990er-Jahren Kulturpädagogik an der Universität Hildesheim, danach war sie als Musikpädagogin und Konzertmanagerin tätig. Nach der Veröffentlichung ihrer Diplomarbeit zum Thema „Konzertpädagogik“ war sie im Jahr 1997 Mitgründerin des Kölner Büros für Konzertpädagogik, das sie viele Jahre leitete. Seit der Ausbildung zur Musikgeragogin im Jahr 2020 ist sie im Auftrag von Alteneinrichtungen, Kliniken und Gemeinden freiberuflich im Landkreis Kassel unterwegs. Sie begleitet alte Menschen musikalisch in Einzelsettings (musikalische Hausbesuche, Instrumentalunterricht), in Gruppen (Sing- und Musikkreisen, Mitmachkonzerte, Seniorenbands, intergenerative Projekte) und leitet Fort- und Weiterbildungen. Das Motto ihrer Arbeit: Faltenklang – alte Menschen können sich in und über Musik „ent-falten“.

www.konzertpädagogik.de
www.faltenklang.de

kontakt [at] faltenklang [dot] de

 

EINBLICKE IN DIE PRAXIS von Anke Eberwein

„Faltenklang“ – Musik für und mit alten Menschen

Eine besondere Zielgruppe, ein neugegründetes Unternehmen und viele klingende Projekte.

»Was man als Kind geliebt hat, bleibt im Besitz des Herzens bis ins hohe Alter.« (Khali Gibran)

© Anke Eberwein

Faltenklang:
Falten sind Zeugen des Lebens, wie Spuren, Furchen oder Rillen im Lebenslabyrinth. Musizieren mit alten Menschen ist wie das Suchen nach den Spuren, die Musik in ihrem Leben eingegraben hat. Könnten Falten klingen, wären Lebensgeschichten zu hören – ernste, besorgte, erschreckte, heitere…  Als Musikgeragogin will ich nicht Falten glätten, sondern Falten und faltigen Stimmen über das Singen, Tönen, Erzählen und Musizieren Ausdruck verleihen helfen.

© privat

Das bin ich: freischaffende Musikgeragogin und Musikerin, die (endlich wieder) für und mit alten Menschen musiziert, Kultur- und Musikpädagogin, Musikvermittlerin und Musiküberbringerin, Anbieterin von maßgeschneiderten Musikprojekten für Ältere, Junggebliebene und Menschen in der letzten Lebensphase, Mutmacherin, Faltensucherin…

 

 

 

 

 

Das ist mein Reisegefährt und ständiger Begleiter, bepackt mit Gitarre, Akkordeon, Keyboard zur Begleitung, Percussions- und Kleinstinstrumente zum Mitmachen, Liederbücher, Noten, Märchenbücher, Tücher, Farben, Papier, Naturmaterial, Verstärker + Mikro (für draußen oder für größeren Rahmen), Erinnerungsmaterial (Fotos, Nostalgiegegenstände wie Kaffeemühlen, Milchkannen, Puppen, usw.). Je nach Bedarf auch Musikinstrumente wie Ukulele, Tischharfe, Glockenspiel, Klangstäbe, Klangschalen, Trommeln aller Art, die leicht zu lernen und vielseitig einsetzbar sind.

Zusammen begeben wir uns täglich auf neue musikalische Reisen durch Stadt und Land und machen Station in Alteneinrichtungen, Kliniken, Pflegeheimen, Senioren-Quartieren, Hospiz, Gemeindehäusern, Parks, Marktplätzen, Wohnzimmern und Gärten. Unsere Reisewege sind sehr abwechslungsreich, selten auf breiten geraden Hauptstraßen, sie gleichen eher einem Labyrinth mit Überraschungen, Abkürzungen, Umleitungen, Umwegen, Irrwegen…

© privat

Faltenklang – Formate:

 

© Anke Eberwein

Faltenklang – Handwerkszeug: Ein Koffer voller „Musiken“ (Nüsse), die wir verteilen, verbreiten, anbieten, wenn wir unterwegs sind. Man kann sie knacken, genießen, essen, damit musizieren, sie verarbeiten, anschauen, spalten, sich damit erinnern, zerdrücken, damit basteln, Falten gucken, Briefchen drin verstecken, zu Nussmehl mahlen, Krach machen…

Faltenklang – Musiken: Kinderlieder, Wiegenlieder, Tänze, Orchesterstücke, Kanons, Volkslieder, Schlager, Evergreens, Mandalas, Folklore, Weltmusik, Lieder ohne Worte, Kunstmusik, heilsame Lieder, Mitmachstücke, Gruppenimprovisation, Eigenkompositionen, Klangexperimente, Meditation, Märchenvertonungen, Hörrätsel, Musikquiz, Rhythmusspiele…

Die Themen:  Bilder, Kunstwerke, Klänge, Instrumente, Lieblingslieder, Orchesterstücke, Natur, Zahlen Träume, Farben, Wasser, Papier, Reisen, Linien, Formen, Familie, Bewegung, Zirkus, Fliegen…

 

© privat

Faltenklang – Motto:
Musik kann jede/r, Musik für alle, niedrigschwellig, barrierefrei und ohne Vorkenntnisse.
Jeder Mensch ist musikalisch, trägt einen eigenen Klang und Rhythmus in sich und kann das Emotionale wie Freude, Glück, Freiheit und Kraft an der Musik entdecken und erleben, lebenslang.

Faltenklang – Methoden:
Vielfalt! Berührung! Flexibilität! Learning by doing! Inspiration! Ergebnisoffen! Lebensqualität!
Die Atmosphäre muss stimmen!

Über die Musik nehme ich Kontakt auf, öffne Türen, erzähle, berühre, beeindrucke, erfrische, ermögliche, frage, forsche, arbeite biografisch und ermögliche neben kultureller Teilhabe vor allem Spaß und Freude.

Dabei arbeite ich dialogisch, interaktiv. Es geht darum, Musik in all ihren Farben und Facetten kennenzulernen, Musik ins Leben zu lassen, in neuen und ungewohnten Prozessen Musik mit anderen zu teilen und sich durch Musik trösten und heilen zu lassen. Es geht um das Sein in der Musik. Ich biete Menschen mithilfe von Musik einen äußeren und inneren Raum an, in dem sie sich spüren, erfahren und ent-falten können.

„Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.“ (E.T.A. Hoffmann)

© privat

Mitgliedschaft in:
Deutsche Gesellschaft für Musikgeragogik (DGfMG e. V.), Landesverband Hessen des Deutschen Tonkünstlerverbandes (DTKV) 

Gelungene Zusammenarbeit mit:
AWO, Diakoniestationen der Evang. Kirche in Kassel,  Evang. Altenhilfe Gesundbrunnen, Stadt Kassel, SimA® Kassel – Selbstständig im Alter, Stuttgarter Kammerorchester, Vitos, vhs Region Kassel, ZEDA – Zentrum für Menschen mit Demenz und Angehörige in Kassel, Kirchengemeinden, Heime, Kliniken, Tagespflegen, Nachbarschaftsvereine, Stadtteiltreffs, u.v.a….

Förderung durch:
Deutsche Gesellschaft für Musikgeragogik (DGfMG), Diakonische Werke, Hessische Kulturstiftung, Stiftungsfonds DiaDem – Hilfe für demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen der Stiftung Diakonie Hessen, Zentrum für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg (ZfKT), Vitos gGmbH… 

 

Faltenklang

© Hans-Joachim Herbold

Wenn die Menschen nicht zur Kunst kommen können, dann kommt die Kunst zu den Menschen. In dieser „aufsuchenden Kulturarbeit“ besuche ich Einrichtungen, Kliniken, Quartiere und private Wohnzimmer und komme über das gemeinsame Musizieren der großen Sehnsucht nach zwischenmenschlicher Resonanz entgegen. Dafür reise ich mit Flöte, Stimme, Gitarre und Akkordeon, zahlreichen einfachen Mitmachinstrumenten und Verstärkungstechnik durch den Landkreis und musiziere vor Fenstern, in Wohnzimmern, Treppenhäusern und Gärten. Im Rahmen von Mitmachkonzerten ermögliche ich älteren und alten Menschen kulturelle Teilhabe und Mitgestaltung. Wir treten in einen musikalischen Dialog. Musik wird dabei ganz neu erlebt: intuitiv, interaktiv, improvisatorisch.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Meine Zielgruppe ist aufgrund von unterschiedlichen Prägungen, Lebenserfahrungen, Bedürfnissen, Fähigkeiten und kulturellen Geschmäckern höchst heterogen. Die Musik, die ich alten Menschen „bringe“, und die künstlerische Sprache verändern sich vor dem Hintergrund dieser Vielfalt daher ständig. Wir lernen von- und miteinander. Die künstlerische Herausforderung dabei ist für mich, Menschen im Prozess der Alterung, mit zunehmenden Einschränkungen und Unsicherheiten, musikalische Möglichkeiten zu bieten, in denen sie ein positives Lebensgefühl entwickeln und erhalten können. Es bedarf also ästhetisch-kreativer, humaner und menschenfreundlicher Wege des Umgangs mit Alter. Letztlich werden diese auch unsere gemeinsame kulturelle und soziale Zukunft bestimmen.

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Musizieren, Musik hören, Bewegen zu Musik – Musik wirkt ganzheitlich und mehrdimensional: kognitiv, motorisch, emotional, affektiv. Wie lässt sich Wirklichkeit mithilfe musikalischer Mittel ästhetisch, ganzheitlich und mehrdimensional erleben? Ist (inter)aktives, improvisiertes, intuitives miteinander Musizieren der Schlüssel? Wie kann ich ein künstlerisches „Feld“ so bereiten, dass schöpferische Kräfte darin wachsen und agieren können? Ich suche die Durchmischung von Kunst und Alltag, den ästhetischen Blick auf Alltägliches, und den alltäglich-vertrauten Blick auf Musik – jenseits von Virtuosität und Exklusivität. Jeder Mensch ist auf seine Weise musikalisch, wird auf seine Weise von Musik berührt, überall und lebenslang.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Besonders im ländlichen Raum, der kulturell meist stark unterversorgt ist und wo altersgerechte Kulturangebote fehlen, möchte ich Menschen im dritten und vierten Lebensalter mit ästhetischen, erlebnis- und wahrnehmungserweiternden Musikprojekten anregen und aktivieren. Über die Begegnung mit sich und Musik (Instrument, Stimme, Tanz) wird Identität, Selbstfindung, Entfaltung, Selbstwirksamkeit, Erkenntnis und Eigenverwirklichung („den eigenen Ton finden“), Lernen und Weiterentwicklung möglich. Mit musikalischen Mitteln kann die Lebensqualität alter Menschen erhalten und verbessert werden.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Ich versuche, einen ästhetischen Raum in vertrauter, beruhigender und anregender Atmosphäre zu schaffen, in der Kunst entstehen und sich entfalten kann. In diesem Raum begleite ich Menschen beim Erinnern an Lebensmomente, an Bekanntes – ein Lied, Musikstück, Instrument – oder auch an Emotionen wie Glück, Trauer, Liebe. Bekanntes wird während eines dialogischen Prozesses in einen neuen Kontext gesetzt, woraus sich neue Formen entwickeln. Beispiel: Das Protestlied „Bella ciao“ wird gemeinsam umgetextet und in einen persönlichen Zusammenhang gestellt oder instrumental zu einem Trauerblues umgeschrieben. Die Agierenden erleben dabei neue Erfahrungsräume und Selbstwirksamkeit – sie spüren in der Musik ihre eigene schöpferische Kraft.