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Svenja Gräfen

© Paula Kittelmann

Svenja Gräfen, geboren 1990, lebt als Autor*in in Leipzig. Sie schreibt Prosa, Essays und Drehbücher. Zuletzt erschien ihr erstes Sachbuch „Radikale Selbstfürsorge jetzt. Eine feministische Perspektive“ (Eden Books 2021). Zuvor veröffentlichte sie die Romane „Freiraum“ (Ullstein 2019) und „Das Rauschen in unseren Köpfen“ (Ullstein 2017) sowie Kurzgeschichten in Anthologien und Literaturzeitschriften. Von 2012 bis 2016 studierte sie Kultur- und Medienbildung mit den Schwerpunkten Literatur, Theater und Film. Neben dem eigenen Schreiben leitet Svenja Gräfen Kurse für kreatives Schreiben, moderiert Lesungen sowie andere Veranstaltungen und arbeitet als Lektor*in.

Kontakt: 

https://svenjagraefen.de/

https://www.instagram.com/gehraven/

 

 

 

EINBLICKE IN DIE PRAXIS von Svenja Gräfen

„ANFANGEN/WEITERMACHEN“

Das Projekt ANFANGEN/WEITERMACHEN ist ein 2,5-stündiger Online-Schreibkurs für Erwachsene (keine Vorkenntnisse nötig), konzipiert und geleitet von Autor*in Svenja Gräfen ohne Kooperationspartner*innen. Ziel ist es, die Teilnehmer*innen zu ermächtigen und zu motivieren, ins Schreiben zu finden und sich auszuprobieren, die eigene Stimme zu entdecken und/ oder zu schärfen und sich mit ihrer individuellen Perspektive auseinanderzusetzen. Ein weiteres Ziel ist die Vernetzung von Autor*innen/schreibenden Personen untereinander. Außerdem geht es darum, das Schreiben als ein selbstfürsorgliches Tool kennenzulernen, das helfen kann, Erfahrungen zu verarbeiten und zu integrieren. 

Die inhaltlichen Fragen des Workshops lauten: Was hält mich vom Anfangen ab?Wie überwinde ich die Angst vorm weißen Blatt und andere Blockaden? Wie finde ich heraus, über was und für wen ich schreiben möchte? Wie gelingt es mir, dranzubleiben und eine regelmäßige Schreibpraxis zu etablieren? Die 2,5 Stunden setzen sich zusammen aus etwa 1,5 Stunden Input und Übungen/Aufgaben, 0,5 Stunden gemeinsamer Schreibzeit und 0,5 Stunden für Austausch und Fragen.

Projekt ID – Idee & Identität, 2015

© privat

Das „Projekt ID – Idee & Identität“, durchgeführt im Jahr 2015 in Zusammenarbeit mit dem zakk Düsseldorf, war eine mehrwöchige Schreibwerkstatt für Mädchen und junge Frauen. Ziel war es, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem sie sich mit sich selbst und mit verschiedenen Textformen auseinandersetzen und davon ausgehend Wege ins Schreiben finden konnten. Wir haben uns über Feminismus und Sexismus in der Literatur ausgetauscht und darüber, inwiefern die eigene Identität und Perspektive das Schreiben beeinflussen. In Vorbereitung der Textpräsentation auf der Lesebühne haben wir uns mit Elementen aus dem Schauspiel- und Stimmtraining beschäftigt und für ein Bühnen-Performancetraining mit einer Schauspielerin zusammengearbeitet.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Wie in jedem bisherigen Projekt habe ich auch in diesem einiges dazugelernt. Jeder Text, jede Stimme eröffnet mir neue Sichtweisen und Lebensrealitäten. Augenhöhe ist mir wichtig – ich denke, die Beziehung zwischen Kursleiter:in und Teilnehmer:innen sollte keine Einbahnstraße sein. Im Projekt ID haben wir alle voneinander gelernt und profitiert. Und einmal mehr habe ich aus dem Projekt mitgenommen, welche große und entscheidende Rolle sowohl der Austausch über Kunst und Kultur als auch die Vernetzung von Kunstschaffenden untereinander spielt – insbesondere unter denjenigen, die in der Literatur nach wie vor unterrepräsentiert sind: zum Beispiel Frauen, nichtbinäre und queere Personen.

 

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Da ist zum einen die Auseinandersetzung mit dem Selbst: meiner eigenen Identität und Perspektive, den ihr inhärenten Privilegien als auch Diskriminierungserfahrungen. Zum anderen interessieren mich besonders in meiner Prosa das Psychosoziale, zwischenmenschliche Beziehungen und (Macht-)Dynamiken, auch vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Strukturen und Prägungen. Darüber hinaus ist die Improvisation für mich nicht nur ein immer wiederkehrendes Thema, sondern zugleich auch Zugang zum Schreiben und zur Sprache.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich möchte das Bewusstsein dafür schärfen, dass Sprache nicht bloß Mittel zum Zweck ist, sondern auch mit Macht zu tun hat. Worte und Geschichten haben Macht, und es spielt ebenso eine Rolle, wer sie wie erzählt – und wer sie rezipiert. Hier sehe ich im Hinblick auf die Identitätsentwicklung als Teil kultureller Bildungsarbeit großes Potenzial zur Selbstreflexion sowie zur Selbstermächtigung. Seit der Recherche für mein zuletzt veröffentlichtes Buch spielt ohne Frage auch das Thema Selbstfürsorge eine Rolle: Kunst und Kultur nicht als Luxus, sondern als Teil einer selbstfürsorglichen Praxis.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Weniger Theorie und mehr Praxis: Für mich spielt die Zugänglichkeit, das Zugänglich-Machen eine zentrale Rolle. Kunst und Kultur quasi zum Anfassen und Ausprobieren, erleb- und erfahrbar für Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen. In meinem Fall also eine Annäherung an Sprache und Literatur über das eigene Schreiben, den eigenen Ausdruck, die eigene textliche Verortung. Ein Innehalten und Hinterfragen, eine Eröffnung neuer Perspektiven durch die eigene Erfahrung – und neue Erfahrungen durch das Ausprobieren, Experimentieren und Improvisieren. Diese Erfahrungen prägen seit jeher auch meinen eigenen Zugang zum künstlerischen Schaffen.