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Redaktion2

Stand: 12/2022

Transfer und Weiterführung des Kurses in anderen Bundesländern

Auf Basis des von der Universität Hildesheim entwickelten Curriculums und der Erfahrungen des Kurses werden an folgenden Standorten von folgenden Partnerorganisationen Weiterbildungen für Künstler:innen angeboten:

Bremen: Die Senatorin für Kinder und Bildung und der Senator für Kultur (Laufzeit: Mai 2022 – Juni 2023)

Hessen: Hessische Theaterakademie und Frankfurt LAB e.V. in Kooperation mit der Crespo Foundation. Der 5-modulige Kurs soll in Hessen unter dem Titel „Kunst als soziale Praxis – Zertifikatskurs zur Weiterbildung von Künstlern in sozialen Feldern und in der Kulturellen Bildung in Hessen“ im Oktober 2023 starten.

Interesse an einem Transfer des Zertifikatskurs besteht darüber hinaus in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.

© privat

Renate Raschen ist seit 2007 Referentin für ästhetische und politische Bildung, Wettbewerbe und Stiftungen bei der Senatorin für Kinder und Bildung der Freien Hansestadt Bremen und Programmleitung von „Kreativpotentiale Bremen“ (2014 – 2022). Als stv. Berichterstatterin der Kultusministerkonferenz für Kulturelle Bildung arbeitet sie 2022 mit an der Aktualisierung der KMK-Empfehlung zur kulturellen Kinder- und Jugendbildung. Sie konzipiert und steuert die Qualitätsentwicklung und Maßnahmen im Bereich kultureller, musikalischer und politischer Bildung sowie Wettbewerbe im Land Bremen. Zuvor war als Dipl. Pädagogin, Spiel- und Theaterpädagogin und Transaktionsanalytikerin (CTA) in Fortbildung und Beratung tätig.

© RuhrFutur gGmbH

Ulrike Sommer ist seit 2020 Geschäftsführerin der Wider Sense TraFo gGmbH, die unter anderem Projekte im Handlungsfeld kulturelle Bildung/kulturelles Erbe umsetzt. Zuvor hat die Historikerin und Bildungswissenschaftlerin mit Förderung der Stiftung Mercator und Partner*innen aus Landesregierung, Regionalverband Ruhr, Kommunen und Hochschulen eine Bildungsinitiative für das Ruhrgebiet aufgebaut. Bis 2013 war sie in verschiedenen Ressorts der Landesregierung Nordrhein-Westfalen tätig, zuletzt als Fachbereichsleitung in der Vertretung des Landes beim Bund. Veröffentlichungen zu Migrationsgeschichte, Bürgerschaftlichem Engagement, Bildungslandschaften und kultureller Bildung.

© privat

Als Kulturagent für kreative Schulen hat K.P. Engelland das gleichnamige Modellprogramm von 2011 bis 2019 in unterschiedlichen Schulnetzwerken mit gestaltet. Seine Arbeit in der Kulturellen Bildung mündete 2019 im Aufbau des Bundesverband Kulturagent*innen für kreative Schule e.V. – BVKA – der die bundesweite Interessen von Kulturagent*innen und weiteren Akteur*innen der Kulturellen Bildung nach dem Ende des Modellprogramms bündelt. Durch die Partnerschaft des BVKA im Zertifikatskurs ‚Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung‘ der Universität Hildesheim, haben sich ein Großteil der Stipendiat*innen des Zertifikatskurs für eine Mitgliedschaft im Bundesverband entschieden und hier eine eigene Sektion gegründet. K.P. Engelland lebt und arbeitet als Kulturagent in Ulm.

 

© privat

 

 

 

Claudia Keuchel ist seit 2019 Fachreferentin für Kulturelle Bildung der Stadt Gelsenkirchen. Zuvor war sie lange Jahre Kulturreferentin für freie Kultur und Kulturförderung der Stadt sowie im Kommunalen Kulturmanagement und in der Kulturförderung der Stadt Unna tätig. 2021 erhielt sie zum 4. Mal eine Auszeichnung und damit auch eine dreijährige Konzeptionsförderung durch das Land NRW für das Kommunale Gesamtkonzept Kulturelle Bildung der Stadt Gelsenkirchen.

©Gernot Kaspersetz

Seit Helmut Seidenbusch als Jugendlicher die Musik für sich entdeckt hat, widmet er sich den Künsten und der Kunstvermittlung. Nach seinem Gesangsstudium in Salzburg, Basel und Utrecht war Helmut Seidenbusch international als Konzert- und Opernsänger tätig. Ab 2007 studierte er Theater- und Orchestermanagement in Frankfurt. Von 2009 an leitete er das Educationprogramm für das Beethovenfest Bonn und gründete 2012 Seidenbusch Musik Management – seine eigene Künstleragentur, die auch Beratung und Fundraising für Outreachprojekte anbot. Von 2016 bis 2021 war er Director für Musikalische Förderung bei der Bertelsmann Stiftung und ist seit Februar 2021 als Direktor Kulturelle Bildung der Stiftung Mercator tätig.

© Bureau Andreas Gärtner

Kristin Lohmann ist Bildende Künstlerin und Kunstdozentin.

 

Gesellenbrief in Holzbildhauerei, Studium der Freien Bildenden Kunst mit Schwerpunkt Bildhauerei und Skulptur, Auszeichnung zur Meisterschülerin. 23. Künstlerstipendium Willingshausen, Lehrtätigkeit an einer Integrierten Gesamtschule in Frankfurt, künstlerische Projektleitung im Kooperationsprojekt „Boys & Girls“ des Museums für Moderne Kunst Frankfurt und der Carl-von-Weinberg-Schule Frankfurt, „ALL OUR FUTURS“ des Schauspiel Frankfurts, Dozentin für Bildhauerei an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und Freien Kunstakademie Frankfurt, Workshops im Bereich Kultureller Bildung und praktischer Kunstvermittlung. Interdisziplinäre Kunstprojekte mit Schüler*innen aller Altersstufen aktuell an der Charles-Hallgarten-Schule Frankfurt, der Hölderlinschule Bad Homburg und im SABA Projekt der Crespo Foundation.

© privat

 

 

 

Teresa Darian ist seit 2010 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Kulturstiftung des Bundes und betreut den Programmbereich Vermittlung und Kulturelle Bildung. In dieser Funktion betreut sie u.a. die Programme „Kulturagenten für kreative Schulen“ und „lab.Bode – Initiative zu Stärkung der Vermittlungsarbeit in Museen“, „Jupiter – Darstellende Künste für junges Publikum“ sowie weitere Förderprojekte der kulturellen Bildung.

© Andrea Sunder-Plassmann

Magdalena von Rudy ist freischaffende Künstlerin mit dem Schwerpunkt Videokunst. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Anthony Cragg. Seit 2001 arbeitet sie parallel zu ihrer künstlerischen Praxis im Bereich der Kulturellen Bildung. Von 2016 bis 2018 war sie Artist in Residence bei dem Projekt „Kunstlabore“ der MUTIK gGmbH, der Mercator Stiftung, der Alanus Hochschule und der Fachhochschule Nordwestschweiz. Zuvor war sie Visiting Professor an der Wladyslaw-Strzemiński-Kunstakademie in Lodz (Polen) und hatte Lehraufträge an der Bergischen Universität Wuppertal und an der Hochschule Düsseldorf. Sie ist unter anderem die Preisträgerin des 12. Marler Video-Kunst-Preises, Stipendiatin der Film- und Medienstiftung NRW und der Kunststiftung NRW.

Abschluss, Erkenntnisse und Perspektiven des Pilotkurses Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung
17.-18. November im Palais Podewil (Klosterstraße 68, 10179 Berlin)

(C) Victoria Tomaschko. Pilotkurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Stiftung Universität Hildesheim.

Welche zentralen Erkenntnisse ziehen das Hildesheimer Institut für Kulturpolitik, die Kursteilnehmer:innen, Praxispartner:innen und Expert:innen aus dem Pilotkurs und wie können diese in die Praxis umgesetzt werden? Wie sollten Förderstrukturen und Weiterbildungsformate für Kunstschaffende in Zukunft aussehen und welche Formen von Vernetzung und politischer Interessenvertretung benötigen sie? Diese und weitere Fragen diskutierten unterschiedliche Akteur:innen aus dem Bereich Kulturelle Bildung zunächst im Rahmen einer offenen Gesprächsrunde (mit dem Titel Zukunft vermitteln: Kunstschaffende in der Kulturellen Bildung, moderiert von Ulrike Sommer) am Donnerstagabend und vertiefend in Arbeitsgruppen am Freitag. Des weiteren wurde eine Kurzpräsentation zu den zentralen Erkenntnissen des Pilotkurses gehalten sowie der Impulsvortrag zum Thema „Kunstschaffende in Bildungssetting“ von Prof. Dr. Nana Eger.

Auf der Veranstaltung wurde die im Kontext des Projekts entstandene Publikation Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung – Inhalte, Methoden und Reflexion eines Curriculums für Künstler:innen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie ist seit dem 17. November verfügbar.

 

(C) Victoria Tomaschko. Pilotkurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Stiftung Universität Hildesheim.

Birgitta Heller-Mevißen und Saskia Köhler haben im Rahmen von zwei digitalen und zwei analogen Terminen mit interessierten Teilnehmenden gearbeitet und zum Thema Wissenstransfer ausgetauscht.

Besonders standen folgende Fragen im Zentrum: Wie vermittle ich mein erworbenes Wissen und meine Erfahrungen zuverlässig und wirkungsvoll an andere Künstler:innen? Wie gelingt unabhängig von einer bestimmten Künstlerpersönlichkeit der Transfer? Was hat sich  in meiner Haltung als Künstler:in und Vermittler:in verändert nach dem Durchlaufen des Kurses?

Ganz im Sinne von Train the Trainer wird parallel zu dem letzten Modul und dem Abschluss des Kurses von den Teilnehmenden eine Informationsvideoreihe in Form von Webinaren produziert, um das Gelernte zu dokumentieren und an weitere Kursgenerationen weiterzugeben.

 

 

© privat

Teresa Darian ist seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Kulturstiftung des Bundes und betreut den Programmbereich Vermittlung und Kulturelle Bildung. In dieser Funktion entwickelt und betreut sie u. a. Programme wie „Kulturagenten für kreative Schulen“, „lab.Bode – Initiative zur Stärkung der Vermittlungsarbeit in Museen“, „Jupiter – Darstellende Künste für junges Publikum“ sowie weitere Förderprojekte der Kulturellen Bildung. Sie studierte Angewandte Kulturwissenschaften und Kulturpädagogik. Bis 2014 war sie Lehrbeauftragte an der Hochschule Merseburg. Von 2005 bis 2008 arbeitete sie in verschiedenen Projekten der Bundeszentrale für politische Bildung.

 

 

 

 

 

Was ist Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Meine Schwerpunkte sind Vermittlung und Kulturelle Bildung. In der Kulturstiftung des Bundes betreue ich alle Programme und Anfragen zu diesem Thema. Es gehört beispielsweise zu meinen Aufgaben als wissenschaftliche Mitarbeiterin, den Status quo im Feld der Kulturellen Bildung kontinuierlich zu verfolgen, mit den Akteur:innen zu sprechen und Bedarfe zu diskutieren, um daraus eigene Modellprogramme abzuleiten und zu entwickeln.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

In unseren Programmen wie „Kulturagenten für kreative Schulen“ und vielen anderen kulturellen Bildungsprojekten haben wir immer mit Künstler:innen zusammengearbeitet und in einer Akademie programmbegleitende Qualifikationen angeboten. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Um mit kleinen wie großen Projekten und Kooperationen mehr öffentliche Aufmerksamkeit für die Qualität der Kulturellen Bildung erzielen und bestmögliche Settings für die Teilnehmenden schaffen zu können, ist es wichtig, gute Qualifizierungs- und Vernetzungsangebote für Künstler:innen anzubieten, die kulturelle Bildungsprojekte planen und durchführen wollen. Hierfür ist der Zertifikatskurs eine sehr gute Grundlage.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Das ist nicht neu: Wir brauchen für den Bereich Vermittlung in den Kulturinstitutionen und künstlerische Projekte in Bildungseinrichtungen verlässliche Strukturen und Budgets, aber ebenso selbstbewusste Vermittler:innen und Künstler:innen, die gut gelaunt mit den Kurator:innen und Lehrer:innen zusammenarbeiten.

 

Teresa Darian bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Teresa Darian beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 6: „Kulturinstitutionen als Lernorte“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

© Alex Wunsch

Simon Kubat, geboren 1990, studierte Sprechkunst und Sprecherziehung an der staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. 2016 schloss er sein Studium mit dem Master of Arts Sprechkunst ab.

Er arbeitet vorwiegend als Darsteller, künstlerischer Mitarbeiter und organisatorisch in der freien Theaterszene. Außerdem gibt er Workshops zu Schauspiel-, Körper- und Textarbeit. Gemeinsam mit Jonas Bolle erhielt er für das Hörspiel „Jahrestag auf Parkbank“ den Kurzhörspielpreis „ARD PiNball 2013“. Seit 2014 entwickelt er mit dem Citizen.KANE.Kollektiv Theaterstücke, Hörspiele, Radiosendungen, Musik und performative Veranstaltungsformate. Als Darsteller und künstlerischer Mitarbeiter war er an verschiedenen Produktionen, unter anderem an „Lokstoff! Theater im öffentlichen Raum“ und „Figurenkombinat“ beteiligt.

 

 

 

Was ist Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Ich bin freiberuflich in der darstellenden Kunst tätig. Dabei arbeite ich konzeptionell und organisatorisch vor allem für das und mit dem Citizen.KANE.Kollektiv. Wir entwickeln, organisieren und veranstalten Performances, Theaterstücke, Hörspiele, Radiosendungen und andere Veranstaltungsformate. Als Performer bin ich für das Citizen.KANE.Kollektiv und andere freie Gruppen und Projekte aktiv. Daneben bin ich auch Sprecher, Moderator, Musiker und Workshopleiter.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Ich sehe die Potenziale der Vernetzung von künstlerisch tätigen Personen und Gruppen sowie den Austausch zwischen Personen mit unterschiedlichen künstlerischen Hintergründen und Erfahrungen.

Kulturschaffende sind meist in mehreren Bereichen tätig, die sich mehr oder weniger überschneiden. Daraus entstehen oft automatisch Fragen dazu, wie die eigene künstlerische Praxis auf die Gesellschaft wirken kann. Da liegt es nahe, die Verbindung zu Kultureller Bildung und pädagogischen und didaktischen Konzepten zu suchen. Ich glaube, es ist sehr wertvoll, sich über die Erfahrungen mit anderen auszutauschen.

Gleichzeitig wohnt dem künstlerischen Schaffen oft eine gewisse Autodidaktik inne, ein Ausprobieren, welches sich gut auf das gemeinsame Lernen übertragen lässt.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Es braucht eine breite Förderung von Kulturschaffenden, die niedrigschwellige, vielseitige Angebote schaffen. Auch der Zugang zu den Förderungen muss niedrigschwellig sein. Das kann auch bedeuten, große Institutionen dazu anzuhalten, beziehungsweise dahingehend zu fördern, mit diversen Akteur:innen der freien Szene zusammenzuarbeiten und mit diesen gemeinsam kulturelle Bildungsangebote zu erarbeiten. Im besten Fall werden die Bedürfnisse in der Gesellschaft direkt abgefragt und dadurch Orte der Kultur geschaffen, an denen sich alle eingeladen fühlen teilzunehmen und mitzugestalten.

 

Simon Kubat bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Simon Kubat beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 6: „Kulturinstitutionen als Lernorte“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Alex Wunsch

Christian Müller ist freischaffender Regisseur und lebt in Stuttgart. Neben Arbeiten für diverse Stadttheater, verwirklicht er vor allem freie Produktionen. Gelegentlich arbeitet er auch als Autor, Dozent, Radiomoderator und Podcast-Macher. Sein Interesse gilt Gegenwartsthemen und ihrer Übertragung in aktuelle theatrale Formen.

Er hat unter anderem für das Junge Ensemble Stuttgart und die Stadttheater in Esslingen, Bremerhaven, Regensburg sowie Bielefeld inszeniert. Mit dem Citizen.KANE.Kollektiv verwirklicht er Freie Theaterprojekte. Seine Inszenierungen wurden unter anderem zu den Festivals theaterszene europa (Köln), Heidelberger Stückemarkt (Heidelberg), AUGENBLICK MAL! (Berlin), Sens Interdits (Lyon) und FESTin pe Bulevard (Bukarest) eingeladen.

christianmueller.info

citizenkane.de

 

 

 

Was ist Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Ich sehe mich als Theaterregisseur und habe ein großes Interesse an interdisziplinärer Arbeit. Neben Schauspiel und Performance arbeite ich zum Beispiel auch in den Bereichen Figuren- und Objekttheater, Musical und digitales Theater. Außerdem realisiere ich Podcasts und Sendungen im Freien Radio für Stuttgart. Inhaltlich wichtig sind mir aktuelle Themen, die dann in verschiedenen Formaten verhandelt werden.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

In meinen Augen bietet der Kurs vor allem die Möglichkeit, Kulturelle Bildung neu zu definieren. Und zwar als integraler Bestandteil der künstlerischen Arbeit und der Ergebnisse. Um Barrieren abzubauen und Kunst gesellschaftlich relevant zu machen, ist das unbedingt nötig. Kunst soll man nicht vermitteln müssen, sondern Kunst soll sich selbst vermitteln können.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Meiner Meinung nach muss die Position von Freien Künstler:innen und Gruppen weiter gestärkt werden. Hier werden innovative Formate und neue inhaltliche Perspektiven entwickelt. Freie Künstler:innen müssen Institutionen gleichgestellt werden, nicht nur im Sinn einer gleichen Wertschätzung, sondern vor allem auch finanziell. Dafür sollte die freie Szene ihre Reichweite und ihre Erfolge deutlicher kommunizieren.

 

Christian Müller bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Christian Müller beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 6: „Kulturinstitutionen als Lernorte“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

Eine Veranstaltung im Rahmen des Zertifikatskurses “Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung” der Universität Hildesheim, gefördert von der Stiftung Mercator

Freitag, 8. Juli – Samstag, 9. Juli 2022 an der Universität Hildesheim / Hauptcampus und Kulturcampus Domäne Marienburg

(C) Victoria Tomaschko. Pilotkurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Stiftung Universität Hildesheim.

Das Symposium richtet sich an Künstler:innen, die im Bereich kulturelle Bildung und anderen gesellschaftlichen Kontexten aktiv sind, an Wissenschaftler:innen, Studierende und Praktiker:innen aus den Bereichen Kulturelle Bildung und Kulturvermittlung sowie an Vertreter:innen aus Kultur- und Bildungsinstitutionen und -verwaltung.

Die Künste haben für die Prozesse Kultureller Bildung besonderes Potenzial. Die Erfahrungen von künstlerischen Prinzipien und Prozessen können bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Neugierde, eigenständiges und unkonventionelles Denken und Handeln sowie die eigene Selbst- und Umweltwahrnehmung anregen, Erfahrungen von Selbstwirksamkeit verstärken sowie für komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge sensibilisieren. Das Internationale Symposium möchte Wissen und Erkenntnisse über kultur- und bildungspolitische Programme in verschiedenen Ländern zugänglich machen und diskutieren, internationale, diverse Perspektiven auf Ziele, Potenziale und Wirkungen künstlerischer Interventionen in Bildungskontexten zeigen und in Praxisworkshops von Künstler:innen unterschiedliche künstlerische Konzepte und Strategien für das Arbeiten in unterschiedlichen sozialen- und Bildungs-Kontexten erfahrbar machen.

Mehr Infos zum Symposium finden sich hier.

Mitbegründerin des Kurses Birgit Mandel veröffentlichte diese Woche auf kubi online einen Fachartikel zu den Inhalten des Zertifikatskurses: Künstlerische Interventionen – Potentiale für die Kulturelle Bildung.

(C) Victoria Tomaschko. Pilotkurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Stiftung Universität Hildesheim.

Abstract

Dass die Künste besondere Potentiale haben, mit denen sie in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten intervenieren und dass sie dabei im besten Falle Veränderungen mit Bildungswirkung auf der individuellen wie der institutionellen Ebene auslösen können, wird immer wieder betont. In diesem Artikel soll genauer betrachtet werden, mit welchen Ansätzen die Künste wirken, vor allem in kulturellen Bildungskontexten. Dies geschieht vor dem Hintergrund des von der Autorin entwickelten Pilotkurses „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Der Begriff der Künstlerischen Intervention fokussiert auf die Autonomie der Künste, die gerade deswegen Wirkung entfalten, weil sie sich nicht anpassen an gängige Arbeitsweisen und Konventionen.  Ziel des Pilotkurses ist es, Künstler*innen dabei zu unterstützen, Verfahren aus ihrer eigenen künstlerischen Arbeit zu entwickeln, die Raum für die Ideen der Teilnehmenden geben, ohne die eigene künstlerische Autonomie aufzugeben. Kulturelle Bildung also konsequent von Kunst aus zu denken und zugleich Interesse an und Verständnis für die Logik anderer Institutionen und Lebenswelten zu entwickeln, kann ein Beitrag dafür sein, Kunst über Kunst hinaus wirksam zu machen.
Finanziell ermöglicht wird dieses Qualifizierungsprogramm für Künstler*innen in der Kulturellen Bildung durch die Stiftung Mercator, die damit ihr langjähriges Engagement in der Kulturellen Bildung abschließt.

Der komplette Artikel findet sich hier.

 

(C) Victoria Tomaschko. Pilotkurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Stiftung Universität Hildesheim.

Nach fünf spannenden Modulen zu den Themenschwerpunkten “Potenziale der Künste”, “Theorien und Diskurse in der Kulturellen Bildung”, “Strategien und Praxisformate” und “Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten” und “Kulturmanagement für Kunstschaffende in der Kulturellen Bildung ”  startet am 11.03.2022 Modul 6 mit Impulsen zu Kulturinstitutionen als Lernorte. 

Eingeladen waren Vertreter:innen aus Kulturinstitutionen, darunter Alexia Manzano, Leitung der Bildung und Vermittlung – KW Institute for Contemporary Art sowie Astrid Petzoldt, Theaterpädagogin am Maxim Gorki Theater, die im Gespräch mit Tänzerin und Choreografin Modjgan Hashemian ihre Erfahrungen zur Zusammenarbeit am Maxim Gorki teilten. Zusätzlich brachte das Citizen.KANE.Kollektiv, vertreten durch Christian Müller und Simon Kubat, die Perspektiven aus der Freien Szene mit in das Modul ein.

Das Modul wird von der Mitbegründerin des Kurses Mona Jas moderiert. Mona Marijke Jas ist seit 2015 Honorarprofessorin an der weißensee kunsthochschule berlin. Sie war u. a. Mitglied der Faculty der documenta 14 in Kassel und Athen im Jahr 2017 und leitete die (Ver-)Mittlung der 10. Berlin Biennale 2018. Außerdem lehrt sie aktuell an der Universität Hildesheim im Bereich Kulturelle Bildung und Kunstvermittlung. Ihr Forschungsschwerpunkt ist künstlerische Kunstvermittlung von zeitgenössischer bildender Kunst und Biennalen.

(C) Victoria Tomaschko. Pilotkurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Stiftung Universität Hildesheim. Auf dem Bild: Mona Jas.

Nach vier spannenden Modulen zu den Themenschwerpunkten “Potenziale der Künste”, “Theorien und Diskurse in der Kulturellen Bildung”, “Strategien und Praxisformate” und “Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten” startete am 11.03.2022 Modul 5 mit Impulsen zu “Kulturmanagement für Kunstschaffende in der Kulturellen Bildung ”. 

(C) Victoria Tomaschko. Pilotkurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Stiftung Universität Hildesheim. Zu sehen: Sophia Pompéry. Vortrag: Orientierung im Förder-Dschungel. Sich selbst positionieren im Feld und
erfolgreich Anträge schreiben.

Das Modul fand nach den letzten beiden digitalen Modulen seit langem wieder in der Bundesakademie Wolfenbüttel statt. Die Teilnehmenden bekamen Inputs zu den verschiedenen Feldern des Kulturmanagements. Moderatorin Birgit Mandel gab einen Überblick über das Themenfeld. Zusätzlich hielt unter anderem Siglinde Lang einen Vortrag zum Thema Partizipatives Kulturmanagement und Thomas Renz ergänzte zu steuerlichen Grundlagen im Kulturmanagement. Am Samstagnachmittag referierte Helle Becker im hybriden Format zu den Praxisfeldern der Kulturellen Bildung. Daran schloss Nicola Scherer mit einem Input zu den Trendthemen “Cultural Entrepreneurship und Leadership” an. Sophia Pompèry beendete die Veranstaltung mit einem Vortrag zur Orientierung im Förderbereich. 

 

Die Referent:innen aller Module im Überblick finden sich hier.

Information in english will follow soon.

© Evi Weiss

Siglinde Lang ist mit ihrem Büro für künstlerisch wissenschaftliche Praxis (https://buero-kwp.net) als freie Kulturwissenschaftlerin, Dozentin und Kuratorin tätig. Sie lehrt/e an verschiedenen Universitäten, ist Autorin von Publikationen über ‚Partizipatives Kulturmanagement‘, ‚Künstlerisch-kulturelles Unternehmertum‘ oder ‚Kunst im ländlichen Raum‘. Seit 2015 ist sie zunehmend auch als freie Kuratorin und kulturpolitische Beraterin, seit 2021 zusätzlich als Assistenzprofessorin am Institut für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien an der Katholischen Privatuniversität Linz in Österreich tätig.

 

 

 

 

 

 

Was ist Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Meine beruflichen Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind partizipative und dezentrale Kulturprojekte im zeitgenössischen Kunstsektor.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Kunst wird noch zu wenig als transdisziplinäre Ressource der Gesellschaft anerkannt. Künstlerische Interventionen sind ein wesentlicher Ansatz, um dieses Potenzial – etwa in der Stadtplanung, in der Regionalentwicklung oder auch bei ökologischen Herausforderungen – aktiv zu nutzen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Transdisziplinäre Ansätze und Realisierungsmodelle sind auf allen Ebenen gefragt.

 

Siglinde Lang bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Siglinde Lang beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 5: „Kulturmanagement für Kunstschaffende in der Kulturellen Bildung“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Heike Overberg

Sophia Pompéry (*1984, Künstlerin) unterstützt aus der praktischen Erfahrung heraus andere Kreative dabei, ihre Souveränität im Beruf zu stärken. Sie studierte Bildhauerei bei Karin Sander und Antje Majewski an der Weißensee Kunsthochschule Berlin sowie bei Olafur Eliasson am Institut für Raumexperimente an der Universität der Künste Berlin. Ihre Arbeiten waren u. a. im Stedelijk Museum, im Marta Herford, im Museum of Contemporary Art Tokyo, an der Neuen Nationalgalerie Berlin, im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden und im Hamburger Bahnhof Berlin zu sehen. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit, die sie kürzlich als Fellow der Berliner Akademie der Künste in die Villa Serpentara bei Rom führte, ist sie regelmäßig Jurymitglied und doziert an diversen Institutionen. Zwischen 2017 und 2021 leitete sie das See-up-Programm zur kreativen und unternehmerischen Qualifizierung an der Weißensee Kunsthochschule Berlin, wo sie weiterhin lehrt.

www.sophiapompery.de

 

Was ist Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Da ich sowohl Dozentin als auch Künstlerin bin, habe ich zwei berufliche Schwerpunkte.
Als Dozentin ist es meine Aufgabe, Dinge zu hinterfragen und darüber zu sprechen. Wenn sich die „Kontrollgesellschaft“ (Gilles Deleuze) in eine Zivilgesellschaft souveräner Akteur:innen verwandeln soll, sehe ich einen zwingenden Handlungsbedarf über künstlerische „Haltung“ zu sprechen. Was bedingt unser Tun und wie können wir Freiheit realisieren? Um das zu reflektieren, muss man den Dingen ihre Gewöhnlichkeit nehmen. Die Vermessung der Welt beruht auf Übereinkunft, und es ist an uns, die Werkzeuge dafür entweder zu akzeptieren oder nicht – oder etwas ganz anderes damit anzustellen.

Als Künstlerin transformiere ich an der Schnittstelle von Kunst, Physik und Philosophie bekannt Geglaubtes, z. B. Alltagsgegenstände und Messinstrumente, in Parabeln.

Zollstöcke sind unterschiedlich lang, während die fotografische Langzeitbelichtung eines leuchtenden Kinderglobus alles auf null setzt und weiß erstrahlt. Wieviel Meter Mee(h)r sind 2 Grad Celsius? Die epochale Auswirkung der Klimakrise aus subjektiver Perspektive zu erfassen, ist zwar existenziell, nur nahezu unmöglich. Diese Zerbrechlichkeit menschlicher Maßstäbe festzuhalten, ist mein Ziel.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Der Zertifikatskurs trägt dazu bei, dass künstlerische Praxis mehr Einfluss auf die Welt nehmen kann. Mit ihm werden vielseitige, offene Lernumgebungen geschaffen, die Foren des interdisziplinären Austausches bieten und unerwartete Ideen hervorbringen. Diese Art Kultureller Bildung schafft einen Nährboden für Synergien und Verflechtungen unterschiedlicher Disziplinen auf ganz persönlicher Ebene.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Es braucht die Erkenntnis, dass in den Köpfen von Schüler:innen und Studierenden der größte natürliche Rohstoff wohnt, den dieses Land zu bieten hat, und dass dieser Schatz gehegt werden muss. Machtverteilung, Klimakrise, Strukturschwäche öffentlicher Institutionen, Digitalisierung etc: Auf vielen Ebenen ist die Gesellschaft im Wandel, und die Zukunft von Unsicherheiten geprägt. Die zukünftige Realität ist dann eine andere als die geplante – und das Studium damit überholt. Die Antwort auf dieses Spannungsfeld kann nur Flexibilität, Neugier und Offenheit sein – Felder in denen Künstler:innen besondere Expertise haben.

 

Sophia Pompéry bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Sophia Pompéry beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 5: „Kulturmanagement für Kunstschaffende in der Kulturellen Bildung“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© MCSF by M.-C. Schempershofe

Dr. Helle Becker hat Germanistik, Anglistik, Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte, Publizistik und Erziehungswissenschaften studiert und danach in Erziehungswissenschaft (Bildungstheorie) promoviert. Bis 1992 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, ab 1992 Internationale Referentin der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung e. V. (BKJ). Seit 1995 ist sie Leiterin von Expertise & Kommunikation für Bildung, seit 2014 außerdem Geschäftsführerin von Transfer für Bildung e. V. Darüber hinaus hat sie Lehraufträge an zahlreichen Hochschulen: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Universität zu Köln, FernUniversität Hagen, Hochschule Niederrhein/Mönchengladbach, Freie Universität Bozen, Universität Luxemburg, Hochschule Osnabrück, Technische Hochschule Köln, Universität Hildesheim.

 

 

 

 

Was ist Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Ich forsche, lehre und vermittle in den Bereichen Kulturelle, politische und internationale Bildung. Meine beiden Organisationen – Expertise & Kommunikation für Bildung sowie Transfer für Bildung e. V. – sind auf angewandte Forschung und deren Nutzbarmachung für die Praxis spezialisiert.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Wenn Kooperationen auf individueller und systemischer Ebene als Schlüsselbedingungen für eine bessere Versorgung mit Kultureller Bildung angesehen werden, dann müssen die Akteur:innen dieser Kooperationen dafür qualifiziert werden. Vor allem muss klar werden, dass in Kooperationen ganz unterschiedliche Professionen mit verschiedenen Kompetenzen und Vorstellungen von Kultureller Bildung aufeinandertreffen. Hier sehe ich Potenziale im Zertifikatskurs. Zudem sind Qualifizierungsangebote rar gesät. In meiner Studie „Qualifizierungen zu Kooperativität und Interprofessionalität im Schnittfeld Kultur und Schule. Konzepte, Angebote“ konnte ich feststellen, dass es so gut wie keine Lehrer:innenfortbildung für Kooperationen mit außerschulischen Partner:innen der Kulturellen Bildung gibt. Für andere Akteur:innen, darunter Künstler:innen, sieht es nicht besser aus.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Es gibt in Deutschland spätestens seit den 1980er-Jahren eine selbstverständliche Zusammenarbeit von Träger:innen außerschulischer Kultureller Bildung und Künstler:innen. Außer, dass der Bereich immer noch unterfinanziert ist, sehe ich hier wenig Nachholbedarf. Abstimmung und Qualifikation passieren in der Regel innerhalb dieser Kooperationen. Neu ist die Kooperation von Schulen mit Künstler:innen und Kultureinrichtungen. Diese Kooperationen finde ich nach wie vor schwierig. Sobald der Einsatz von Künstler:innen an der Schule als Substitut für Unterricht dient, sind alle Potenziale verschenkt. In jedem Fall halte ich nichts davon, Künstler:innen per se als kulturelle Bildner:innen zu verstehen. Dies ist eine eigene Qualifikation. Diese sowie vorhandene Qualifikationen sollten auf kultur- und bildungspolitischer Ebene mehr anerkannt und damit für mehr – vor allem pädagogische – Qualifikationen gesorgt werden.

 

Helle Becker bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Helle Becker beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 5: „Kulturmanagement für Kunstschaffende in der Kulturellen Bildung“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

Vom 28.01.2022 bis zum 30.01.2022  fand das vierte Modul von „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ statt. Aufgrund der derzeitigen Covid-Situation wurde das Modul wie das vorherige in den digitalen Raum verlagert. Inhaltlich beschäftigte sich das Modul mit Leitfragen wie “Was macht Schule zu einem Ort der Kultur? Wie kann ich meine künstlerische Expertise nachhaltig in der Schule einbringen?”

Moderiert wurde das Modul von Friederike Schönhuth. Friederike Schönhuth war Referentin für Bildende Kunst und Kuratorin des „ars viva“-Preises beim Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI und leitete die Abteilung Kulturelle Bildung der Stiftung Nantesbuch. Seit fünf Jahren arbeitet sie bei der Crespo Foundation und verantwortet dort mittlerweile als Bereichsleitung „Ästhetische Bildung und Kunst“ die Förderung, Entwicklung und Ausweitung der bestehenden Programme in ihrem Bereich.  Friederike Schönhuth führte anregend durch das dichte Programm. So gab es beispielsweise einen allgemeinen Überblick zum Thema Schule und Kulturelle Bildung von Tom Braun. Ursula Rogg referierte aus der konkreten Perspektive als Künstlerin im Kontext Schule. Alexandra Kersten und Saskia Köhler gaben einen Input zu „Kooperationen an und mit Schulen“. Magdalena von Rudy und Nicole Berner von KLAUS gaben Einblicke zum Thema Artist-in-residence an Schulen.

Ein Übersicht zu allen bisherigen Referent:innen findet sich hier.

 

© Barbara Keller

Prof. Dr. Nicole Berner (*1981) studierte Kunstpädagogik, Psychologie und Allgemeine Pädagogik. 2013 promovierte sie zum Thema Bildnerische Kreativität im Grundschulalter. Seit 2016 ist sie Professorin für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz und leitet dort die Professur für Didaktik in Kunst und Design am Institut Sekundarstufe I und II. Zuvor war sie Juniorprofessorin an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Deutschland. Dort leitete sie das „Kunstlabor an und mit Schulen“ (kurz: KLAUS) und führte die wissenschaftliche Begleitung des Modellversuchs durch. In ihrer Forschung bearbeitet sie Fragen zur Kreativitätsförderung sowie zur Qualität künstlerischer Lehr-Lernprozesse im schulischen und außerschulischen Bereich. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit verfolgte sie bisher verschiedene Unterrichts- und Lehrtätigkeiten an Primarschulen und Gymnasien, in der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung sowie in der Lehrerweiterbildung.

 

Was ist Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Als Kunstpädagogin bin ich forschend und lehrend im Bereich der künstlerischen Bildung tätig. Meine Lehr- und Forschungstätigkeiten fokussieren dabei auf die fachliche und fachdidaktische Professionalisierung von Lehrenden im schulischen Bereich.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Extracurriculare künstlerische Projekte mit Künstler:innen an Schulen leisten einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Teilhabe aller Schüler:innen und bieten die Chance zum interdisziplinären Lernen. Dabei sehe ich es als wichtig an, dass sich an Schulen arbeitende Künstler:innen mit Vermittlungsfragen auseinandersetzen, ihr Handeln in pädagogischen Kontexten reflektieren und professionelle Kompetenzen weiterentwickeln. Hier kann der Zertifikatskurs unterstützen und zu einer Schärfung des eigenen künstlerisch-pädagogischen Profils beitragen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

 Im schulischen Kontext benötigt es noch viel mehr ein gegenseitiges Aufeinanderzugehen und Verstehen der Institutionen und der Künstler:innen. Das System Schule ist heute in seiner Struktur reformbedürftig und unterstützt leider nicht immer das persönliche Engagement vieler dort Tätiger. Hier braucht es flexible Strukturen, Offenheit und Wertschätzung, um die jeweiligen Potenziale der Zusammenarbeit mit Künstler:innen voll entfalten zu können.

 

Nicole Berner bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Nicole Berner beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 4: „Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten“. Des Weiteren ist Nicole Berner zusammen mit  Magdalena von Rudy auch als Projektpartnerin mit KLAUS – Kunstlabor an und mit Schulen,  in dem Zertifikatskurs vertreten. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Andrea Sunder-Plassmann

Magdalena von Rudy ist freischaffende Künstlerin mit dem Schwerpunkt Videokunst. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Anthony Cragg. Seit 2001 arbeitet sie parallel zu ihrer künstlerischen Praxis im Bereich der Kulturellen Bildung. Von 2016 bis 2018 war sie Artist in Residence bei dem Projekt „Kunstlabore“ der MUTIK gGmbH, der Mercator Stiftung, der Alanus Hochschule und der Fachhochschule Nordwestschweiz. Zuvor war sie Visiting Professor an der Wladyslaw-Strzemiński-Kunstakademie in Lodz (Polen) und hatte Lehraufträge an der Bergischen Universität Wuppertal und an der Hochschule Düsseldorf. Sie ist unter anderem die Preisträgerin des 12. Marler Video-Kunst-Preises, Stipendiatin der Film- und Medienstiftung NRW und der Kunststiftung NRW.

 

 

 

 

 

Was ist Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Mein beruflicher Schwerpunkt liegt im Bereich der Videokunst, parallel dazu im Bereich der künstlerischen und Kulturellen Bildung mit dem Fokus auf die Intermedialität.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Eines der größten Potenziale ist die Möglichkeit einer deutschlandweiten Vernetzung der Teilnehmenden und die dadurch entstehenden Kooperationen und Inspirationen untereinander. Auch die Möglichkeit der Durchführung eines Praxisprojekts an der diesjährigen DOKUMENTA ist eine großartige Möglichkeit für die Teilnehmenden. Der Zertifikatskurs ermöglicht die Schärfung, Stärkung und Reflexion eigener künstlerisch-pädagogischer Positionen im Bereich der Kulturellen Bildung.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Um die Potenziale einer Zusammenarbeit zu stärken, brauchen wir niedrigschwellige Zugänge zu den finanziellen Förderungen; die Stärkung der prozessorientierten, partizipativen Arbeit, die möglichst offen in Bezug auf das Endergebnis ist. Strukturell gesehen wäre eine Berücksichtigung der Lebensumstände freischaffender Künstler:innen notwendig. Ein wichtiger Faktor ist die Vergütung des kompletten Zeitaufwands inklusive Vorbereitung, Fahrtwege etc.

 

Magdalena von Rudy bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Magdalena von Rudy beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 4: „Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten“. Des Weiteren ist Magdalena von Rudy zusammen mit Nicole Berner auch als Projektpartnerin mit KLAUS – Kunstlabor an und mit Schulen,  in dem Zertifikatskurs vertreten. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

Nach drei spannenden Modulen zu den Themenschwerpunkten “Potenziale der Künste”, “Theorien und Diskurse” und “Strategien und Praxisformate” startet am 28.01.2022 Modul 4 mit Impulsen zu “Kultureller Bildung in schulischen Kontexten”. Was macht Schule zu einem Ort der Kultur? Wie kann ich meine künstlerische Expertise nachhaltig in der Schule einbringen? 

(C) Victoria Tomaschko. Pilotkurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Stiftung Universität Hildesheim.

Der Pilotkurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim findet dieses mal nicht in der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel statt. Aufgrund der derzeitigen steigenden Fallzahlen hat sich das Team entschieden, das Modul ebenfalls digital durchzuführen. 

Zu diesem Modul sind unter anderem die Praxispartner:innen eingeladen, die im digitalen Raum Vertiefungseinheiten anbieten werden. 

Mehr zu den Modulen des Zertifikatskurses finden sich hier

© Beate Nelken

Alexandra Kersten ist seit 2011/2012 Lehrerin an der Heinz-Brandt-Schule Berlin-Weißensee – einer Integrierten Sekundarschule. Zuvor war sie an einer Hauptschule in Berlin-Neukölln tätig. Sie hat Kunst, Deutsch und Erziehungswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und an der Europa-Universität Flensburg studiert und neben einer Fakultas in Ethik auch eine in Darstellendem Spiel.

Zurzeit ist sie Klassenlehrerin einer 9. Klasse, Kulturbeauftragte im Rahmen des Landesprogramms „Kulturagenten Kreative Schulen“ und vor allem Fachleiterin für Kulturelle Bildung an der Heinz-Brandt-Schule, und damit an der Schnittstelle von Schulentwicklung und Kooperationen mit Kunst- und Kulturschaffenden tätig.

 

 

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Neben dem Unterrichten liegt mein beruflicher Schwerpunkt in der Ent- und Weiterentwicklung von Unterrichtsszenarien und Schulstrukturen, die Kulturelle Bildung fördern, ermöglichen und unterstützen. Dazu bedarf es neben guter Netzwerkarbeit und gelingenden Kooperationen auch immer wieder neu erlebbarer Formate mit gut ausgebildeten Externen in multiprofessionellen Teams.

So sind meiner Meinung nach die Schlagwörter des 4K-Modells „Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und Kritisches Denken“ eben jene, denen sich Schule jetzt intensiv zuwenden muss. Ich stehe für die Idee, dass Schule keine kurzzeitigen Projekte braucht, sondern einen dauerhaft zu bespielenden Freiraum, in dem sich Schüler:innen forschend Themen und Fragestellungen zuwenden können. Es braucht Raum und Zeit, individuelle Begleitung und ein gemeinsames neugieriges Lernen.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Schulen brauchen Settings, die es Schüler:innen erlauben, sich individuell Themen zu erschließen, übergreifende Kompetenzen zu schulen und sich selbst und das eigene Lernen und kreative Tun als bedeutsam zu sehen.

Um Kreativität zu fördern, benötigt es wenigstens relativ freie Ausgangsräume, in denen Neues entstehen kann und auch Ordnungen fehlen. Also müssen Möglichkeiten geschaffen werden, die es den Schüler:innen zum einen erlauben, kreativ zu sein, und die ihnen zum anderen Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln, diese Kreativität umsetzen zu können. Wichtig ist es, „Umwege“ in der künstlerischen Praxis als „bessere Ortskenntnis“ zu verstehen. An dieser Schnittstelle sehe ich den Zertifikatskurs – als Bindeglied, das sich vor allem an Künstler:innen wendet und in Schulen wirksam wird.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

In allen Bereichen braucht es mehr Freiheit, mehr Autonomie der Schulen und auch gesellschaftliches Vertrauen. Schulen sollten die Möglichkeiten bekommen, sich frei und nach ihrem Profil ausgerichtet, multiprofessionelle Teams zusammenzustellen. Es ist dabei wichtig, nicht nur die „klassischen“ kreativen Fächer zu stärken, sondern die Chancen, die die Kulturelle Bildung bietet, in allen „Fächern“ mitzudenken.

Schulen brauchen Zeit und gutes Personal, um Kooperationen einzugehen, auszuprobieren, anzupassen, zu evaluieren und neu zu verorten. Gleichzeitig brauchen sie Geld, um solche Vorhaben zu finanzieren und um gleichzeitig attraktiv für externe Kunst- und Kulturschaffende zu sein. Zeitliche und auch finanzielle Strukturen müssen für alle offener, einfacher und schneller verfügbar gestaltet werden.

Am Ende läuft es auf Zeit, Geld und Engagement für das eigenen Tun hinaus.

 

Alexandra Kersten bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Alexandra Kersten beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 4: „Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

Vom 10.12.2021 bis zum 11.12.2021 fand das dritte Modul von „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ statt. Aufgrund der derzeitigen Covid-Situation wurde das Modul in den digitalen Raum verlagert. Zumindest auf inhaltlicher Ebene knüpft das Format an einer der Leitfragen “Auf welche Weise können digitale Verfahren, Arbeitsformen der Kulturellen Bildung bereichern?” an.

Doch wie gestaltet sich ein Modul im digitalen Raum? Im folgenden Blogeintrag werden drei unserer Strategien für erfolgreiche digitale Seminare vorgestellt:

Ästhetische Praxiseinheiten
Wie auch im analogen Raum haben wir die einzelnen Modultage mit kleinen ästhetischen Praxiseinheiten gestartet. So hat beispielsweise Lisa Haucke (verlinken) am Samstag morgen einen digitalen Körperworkshop angeleitet, um vor dem PC etwas körperliche Abwechslung zu fördern. Unsere Stipendiatin Lucia Matzke startete am Freitag mit einer 15-minütigen Tanzeinheit, die sowohl den Körper, als auch das private Umfeld der eigenen Wohnung mit einbezogen hat. Aufgabenstellungen wie “Tanze eine Gabel” lockern sowohl die Stimmung als auch den Körper auf und funktionieren wunderbar im digitalen Raum.

Digital Art
Videokonferenzportale wie Zoom oder BBB bieten allerlei Möglichkeiten der kreativen Partizipation. So haben wir beispielsweise das Zeichnen-Tool im geteilten Bildschirm nutzen können, um gemeinsam eine kleine künstlerische Intervention zu kreieren. 

GatherTown
Trotz Gruppenarbeiten über Breakoutsession kann der digitale Raum gerade die informellen Gespräche, die in Präsenz stattfinden, nicht komplett umsetzen. Für solche Gespräche müssen im Programm zusätzliche Zeiteinheiten geschaffen werden. Zum Abschluss unseres Moduls haben wir einen Austauschraum auf der Plattform GatherTown geschaffen. GatherTown ist ein kostenfreies Tool, in dem man reale Räume digital nachbauen kann und sich dort gemeinsam treffen kann. In unserem Falle fanden die informellen Gespräche in einer digitalen nachgebauten Bundesakademie statt. 

 

© Gundula Friese

Ursula Rogg studierte in München und London freie Kunst und Kunstpädagogik. Danach war sie freiberuflich als Fotokünstlerin und Performerin in einem Frauenkollektiv tätig. Außerdem arbeitete sie zehn Jahre als Lehrerin an sogenannten Brennpunktschulen Berlins – worüber sie ein viel beachtetes Essay schrieb. Parallel dazu entstand die KontextSchule – ein Praxis- und Diskurslabor für Lehrer:innen und Künstler:innen. Den Forschungsrahmen ihrer Ph. D. Thesis an der Bauhaus Universität Weimar bildete ein Pilotprojekt für Schulen in infrastrukturarmen Gegenden Brandenburgs, in dem ästhetische Lernstrategien in allen Fächern implementiert wurden. Seit 2021 leitet Ursula Rogg als Professorin eine Klasse für Quereinsteiger:innen an der Kunstakademie München.

 

 

 

 

Was ist Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Als Künstlerin und Autorin gehe ich in meinen Texten, Fotos, Performances und Hörstücken von dokumentarischen Aufzeichnungen aus. Ich setze mich dabei im Schwerpunkt mit zwei Feldern auseinander: mit ästhetischen Praxen und Traditionen in Peripheriebereichen und mit materialistischen und atmosphärischen Bedingungen des Lernens und Lehrens an Schulen. In der Bearbeitung und Montage des Materials arbeite ich Perspektiven auf Wirklichkeiten heraus und mache deren kaleidoskopische Vielfalt deutlich; dabei ist mir das Universale so wichtig wie das Poetische.
Als Pädagogin und Vermittlerin entwickle ich – oft und gern zusammen mit anderen – Szenarien, Scores und Material für Interventionen und ästhetisches Handeln im Bildungskontext. Ich achte dabei besonders auf die Verschränkung von Theorie und Praxis.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Kulturelle Bildung, verstanden als Alltagsforschung und umfassende Bildungspraxis, stellt die Lebenswelt des Kinds oder anderer Adressaten ins Zentrum. Dabei ist es besonders wichtig, die ästhetischen Sprachen einer Gesellschaft im permanenten Übergang zu erfassen und sie in ihren medialen und formalen sowie sozialen und hegemonialen Bedeutungen zu thematisieren.

Kunst stellt in diesem Zusammenhang vielfach einen „Sonderfall“ dar. Sie wendet sich häufig dem Außeralltäglichen, dem Innerlichen, manchmal auch dem Absonderlichen zu und generiert immer wieder differente Fragen, Erscheinungsformen und Aussagen. Ihre Eigenschaften sowohl der Vieldeutigkeit bei gleichzeitig hoher Konkretion als auch der Sinnlichkeit und Körperlichkeit bei hoher Distanz sind in Bildungszusammenhängen nach wie vor unterbelichtet. Dabei machen sie einen wesentlichen Teil menschlicher Existenz aus. Die Arbeit von Künstler:innen an Schulen eröffnet Möglichkeiten gemeinschaftlicher Produktivität und relevanter Suchbewegungen, deren Erfolg im Finden des vormals nicht Gesuchten bestehen kann.

Mein Anliegen ist, den teilnehmenden Künstler:innen bewusst zu machen, welches Können und welches Potenzial sie bereits aus ihrer künstlerischen Praxis mitbringen. Ich expliziere, welche Dimension zwei Fragen für die künstlerische Vermittlungsarbeit haben können: Das Wie und das Wozu werfen eine solche Fülle von Fragen und möglichen Antworten auf, dass damit den Anforderungen einer zeitgemäßen künstlerischen Lern- und Lehrpraxis begegnet werden kann. Es ist also gar nicht so schwer – und gleichzeitig ergibt sich mit Blick auf ein Verständnis von Bildungsprozessen als „Science Fiction“ eine enorme Dimension der Aufgabe.

 

Ursula Rogg bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Ursula Rogg beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 4: „Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

© LKJ Baden-Württemberg

Susanne Rehm ist seit 2015 Geschäftsführerin der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) Baden-Württemberg. Diese setzt Programme und Projekte der kulturellen und mediengestützten Jugendbildung um und ist landesweiter Dachverband und Interessenvertretung der kulturellen Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Bevor sie Geschäftsführerin der LKJ Baden-Württemberg wurde, leitete Rehm das Landesbüro „Kulturagenten für kreative Schulen“ in Baden-Württemberg. Hier konnte sie ihre vielfältigen Erfahrungen nutzen, die sie als freiberufliche Theaterpädagogin, Regisseurin und Kulturmanagerin zuvor gesammelt hatte. Ihr Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Kunstgeschichte und Anglistik absolvierte sie in Bochum und Dublin.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Als Geschäftsführung der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung vertrete ich das gesamte Feld der außerschulischen Kulturellen Bildung in Baden-Württemberg gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Um diese Aufgabe gut erfüllen zu können, ist es mir besonders wichtig, im engen Austausch mit verschiedensten Akteur:innengruppen aus dem Feld zu sein. Darüber hinaus ist es mir ein Anliegen, die fachliche Weiterentwicklung der Kulturellen Bildung voranzutreiben. Dafür entwickele ich mit meinem Team für die LKJ immer wieder modellhafte Projekte und Programme zu den jeweils aktuellen Themen und Herausforderungen der Kulturellen Bildung. Last but not least informieren wir die Akteur:innen der Kulturellen Bildung über aktuelle Entwicklungen.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Künstler:innen sind wichtige Akteur:innen der Kulturellen Bildung. Mit dem Zertifikatskurs erhalten Sie Know-how, wie sie ihre künstlerische Arbeit noch besser in der kulturellen Bildungslandschaft einbringen können. Darüber hinaus setzen sich die Teilnehmenden mit Fragestellungen, die über ihr eigentliches Handlungsfeld hinausgehen, auseinander, um z. B. in Kooperationen oder mit digitalen Tools Angebote der Kulturellen Bildung zu entwickeln und langfristig aufzugleisen. Dies ist eine wichtige Erweiterung der Handlungskompetenzen von Künstler:innen. So können langfristig auch neue Zielgruppen für kulturelle Bildungsprojekte erreicht werden.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Um flächendeckend Zugänge zu und Teilhabe an kulturellen Bildungsangeboten für alle Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen, spielen die Schulen eine zentrale Rolle. Hier können sich Künstler:innen in Kooperationen mit ihren spezifischen Qualitäten einbringen. Dies gelingt besonders gut dort, wo Schulen sich konzeptionell so aufgestellt haben, dass diese Angebote Teil ihres jeweiligen Curriculums sind. Die bildungs- und kulturpolitische Verantwortung dafür liegt bei den Bundesländern. Leider sind die Rahmenbedingungen hier noch immer sehr unterschiedlich. Langfristig gilt es also, die Kooperationen von Schulen mit außerschulischen Bildungspartner:innen zu stärken und die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen entsprechend zu gestalten.

 

Susanne Rehm bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Susanne Rehm beteiligt sich im Rahmen des Zertifikatskurses als Referentin im Modul 3: „Strategien und Praxisformate der Kunst- und Kulturvermittlung“. Bei Fragen oder Interesse an einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de.

Vom 05.11.2021 bis zum 07.11.2021 fand das zweite Modul von „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ in der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel statt. Für die 33 Teilnehmenden gab es Inputs zu verschiedenen Diskursen, wie man Vermittlungsarbeit gestalten kann. Zu den Themen Diversität, Vermittlung in der Schule sowie Prozesshaftigkeit von künstlerischer Arbeit wurden in Wolfenbüttel Diskussionen angeregt.

(C) Victoria Tomaschko. Pilotkurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“. Stiftung Universität Hildesheim. Zu sehen: Nora Amin. Vortrag: The Pedagogy of the Liberated: Cultural Hybridity and Decolonising Dance.

An dem Wochenende besuchten auch unsere wunderbaren Referent:innen die Bundesakademie in Wolfenbüttel, um den Stipendiat:innen spannende Impulse zum Thema Theorien und Diskurse in der Kulturellen Bildung zu vermitteln. 

Moderiert wurde das Modul von Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss. Sie studierte Pädagogik, Theater- und Medienwissenschaften, Italoromanistik und Philosophie. Nach einer Juniorprofessur Kulturelle Bildung am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim ist sie seit 2012 Direktorin der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel und lehrt als Professorin für Kulturelle Bildung weiterhin in Hildesheim. Vanessa-Isabelle Reinwand.Weiss führte durch das dichte Programm. So gab es beispielsweise einen Input zum Thema Künstler:innen in der Bildung – theoretische Ansätze und empirische Studien von Prof. Dr. Frank Jebe. Zu verschiedenen Aspekte der Diversität in der Kulturellen Bildungsarbeit referierten Nora Amin, Dr. Özlem Canyürek und  Nhu Y Linda Nguyen. Eine Besonderheit von Modul 2 war am Sonntag (07.11.) ein Einstieg in das Modul „Train the Trainer“ mit Birgitta Heller-Mevißen und Saskia Köhler.

Ein Übersicht zu allen bisherigen Referent:innen findet sich hier.

 

Vom 05.11.2021 bis zum 07.11.2021 fand das zweite Modul von „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ in der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel statt. Für die 33 Teilnehmenden gab es Inputs zu verschiedenen Diskursen, wie man Vermittlungsarbeit gestalten kann. Zu den Themen Diversität, Vermittlung in der Schule sowie Prozesshaftigkeit von künstlerischer Arbeit wurden in Wolfenbüttel Diskussionen angeregt.

(C) Victoria Tomaschko

Verschiedene Perspektiven wurden eröffnet, um sie vor Ort verknüpfen oder auch abgrenzen zu können. Eine Besonderheit von Modul 2 war am Sonntag (07.11.) ein Einstieg in das Modul „Train the Trainer“. Das Vertiefungsmodul bietet die Möglichkeit, die im Rahmen des Zertifikatskurs erworbenen Kompetenzen selbst als Dozent:innen und Anleiter:innen weitergeben zu können.

Ein besonderes Anliegen von Modul 2 war es dabei, den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, ihre künstlerisch-vermittelnde Tätigkeit auf aktuelle Theorien und Diskurse zu übertragen. Welche theoretischen Ansätze und Diskurse sind prägend und inspirierend für künstlerisches Arbeiten in der Kulturellen Bildung? Wie viel Partizipation ist möglich in der künstlerischen Arbeit mit gesellschaftlichen Gruppen? Auf welche Weise können künstlerische Projekte dazu beitragen, für nachhaltiges Handeln zu mobilisieren?

Das sind nur einige der Fragen, über die in Modul 2 diskutiert worden sind. Die Referent:innen von Modul 2 können Sie hier kennenlernen.

© Falk Weiß

Ellen Kobe lebt als Künstlerin und Kuratorin in Berlin und Potsdam. Nach dem Studium an der Weißensee Kunsthochschule Berlin nahm sie eine Studienresidenz der Villa Arson in Nizza wahr, erhielt ein DAAD Stipendium und beendete das Studium der Bildenden Kunst mit dem Diplom in Marseille, Frankreich. Ihr Fokus liegt auf Interventionen im öffentlichen Raum, Performances/Videos zur Institutionskritik zum Betriebssystem Kunst und zur Kultur des Abwesenden. In den vergangenen Jahrzehnten hat sie dazu einen eigenständigen Ansatz entwickelt, der Performance vom Abwesenden her denkt und vom Begriff der „Fehlstelle“ ausgeht. Ihr Interesse liegt in der Dekonstruktion gesellschaftlicher Rituale, insbesondere im Museum. Mit Performances greift sie in bestehende Strukturen ein, nutzt bereits existierende Räume, Materialien und Objekte und initiiert dadurch Perspektivwechsel durch minimale Umdeutungen.

www.ellenkobe.de

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Als Bildende Künstlerin arbeite ich zum Thema Geschichtsrezeption und realisiere Interventionen und Performances an historischen Orten. Mit dem kritischen Blick auf die museale Behauptung von Deutungshoheiten in Historie und Gegenwart entwickle ich Performances auf dem Grat zwischen Realität und Fiktion, wobei ich mich mit meiner Biografie in eine „Raumerzählung“ einschreibe.

In den jüngsten Performances hat sich die Frage nach der Identität im Spannungsfeld des aktuellen, gesellschaftlichen Diskurses um Fake Identities zu einer neuen Werkreihe konstituiert. Als fiktive Nachfahrin ist die Bezogenheit meiner Person zu einer Person der Geschichte verwandt mit der Beziehung von Sein und Zeit. In der Kühnheit dieser Behauptung offenbart sich den Betrachtenden exemplarisch auch ihre Bezogenheit zur Geschichte. Die Anwesenheit des Abwesenden findet dabei neue Sichtbarkeit, die mit verschiedenen künstlerischen Formaten die Aktualität der Vergangenheit zu hinterfragen erlaubt.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Ich begreife künstlerische Interventionen als Handlungsmacht, um in konkrete räumliche, soziale und politische Strukturen einzugreifen. Raumstrategie fasse ich im Beuys´schen Sinne auf, als Handlungsmacht im sozialen Raum. Es geht darum, die tieferen Zusammenhänge zu ergründen, von der aktuell beleuchteten Tangente der Frauen- und Flüchtlingspolitik zum Kern vorzustoßen und diese vor Ort zu verhandeln, also die Macht- und Gewaltverhältnisse, die deutsche Geschichte und zuvorderst: die Kapitalströme.

Der Pilotkurs fragt nach den Signaturen des neuen Zeitalters, verknüpft Erkenntnisse aus Arbeitswelt, Politik, Wirtschaft und Kulturgeschichte, um der gefühlten Überforderung dieser Gegenwart zu begegnen.

 

Ellen Kobe bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Ellen Kobe beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Künstlerin mit einer Performance in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Bei Fragen oder Interesse an einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de.

© Jonas Dokarzek

Nhu Y Linda Nguyen ist derzeit Meisterschülerin bei Parastou Forouhar. Sie studierte zuvor Bildende Kunst an der Kunsthochschule Mainz sowie Philosophie und Bildungswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 2019 arbeitete sie als studentische Hilfskraft im Projekt „Curriculum für eine diskriminierungskritische Praxis an der Schnittstelle Kunst/Bildung“. Seit 2020 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kunstdidaktik an der Kunsthochschule Mainz tätig. In ihren künstlerischen und wissenschaftlichen Projekten widmet sie sich inter-/transdisziplinären Ansätzen zwischen den Bereichen Kunst(-Vermittlung) und Philosophie. Wissenschaftliche Ansätze wie postmigrantische Identität, Hybridität, Dekolonialität, postkoloniale und feministische Theorie verwebt sie in ihren künstlerischen Arbeiten, in denen sie das vermeintlich Unsichtbare sichtbar macht. Dabei untersucht sie aus einer intersektionalen Perspektive, wie Dominanzstrukturen diese Unsichtbarkeiten erzeugen und arbeitet die narrativen Momente heraus, die diesem Spannungsfeld innewohnen.

 

 

 

© privat

Stefan Bast lehrt im Bereich Kunstdidaktik an der Kunsthochschule Mainz. Er forscht als wissenschaftlicher Mitarbeiter* im Projekt „Curriculum für eine diskriminierungskritische Praxis an der Schnittstelle Bildung/Kunst“. In seiner Promotion untersucht er Macht- und Herrschaftsdiskurse im kunstpädagogischen Feld in einer diskriminierungskritischen Perspektive. Von 2015 bis 2020 unterrichtete Bast die Fächer Bildende Kunst und Deutsch am Melanchthon-Gymnasium in Berlin Marzahn-Hellersdorf und war als Kontaktlehrkraft für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt tätig. Die Werkstatt für experimentelle Fotografie der Jugendkunstschule des Bezirks Marzahn-Hellersdorf in Berlin leitete er als abgeordnete Lehrkraft von 2017 bis 2019. Vor der Arbeit als Lehrer* an der Institution Schule war er von 2014 bis 2015 künstlerischer Mitarbeiter* im Arbeitsbereich Theorie und Praxis der Visuellen Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel und darüber hinaus von 2012 bis 2015 in der außerschulischen Kunstvermittlung tätig. In seiner kunstpädagogischen Praxis interessiert er sich insbesondere für künstlerische und handlungsorientierte Zugriffe auf Kunst, Design, Mode, Architektur und Populärkultur. Zudem ist er Teil des Kollektivs TOYTOYTOY, einer interdisziplinären Plattform für Geschlechterpolitiken und Kollegiat* im Graduiertenkolleg „Bildungsprozesse in der diskriminierungskritischen Hochschullehre“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Der Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ stellt einen Raum, in dem sich Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen vernetzen, austauschen und diskriminierungskritische Perspektiven diskutieren und einüben können. Räume wie diese bieten Möglichkeiten zur Intervention, zum Verlernen von Ungleichheitsverhältnissen und zur Reflexion der eigenen sozialen Positionierung. Darüber hinaus kann der Austausch in solchen Lernumgebungen empowernd sein. Für Arbeiter:innen an der Schnittstelle Kunst/Bildung, die intersektionale Diskriminierungserfahrungen machen, eröffnen sich so mitunter Perspektiven und Praktiken der Selbstermächtigung, die Eingang ins Feld (der Kulturellen Bildung) finden können.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

In schulischen Lernräumen, der Kulturellen Bildung und anderen Situationen der Bildungsarbeit und in den Künsten finden sich nicht nur Vertreter:innen der sozialen Norm: weiß, die Mehrheitssprache verwendend, bürgerlich, den Körper- und Belastungsnormen entsprechend fit, cis-männlich oder -weiblich, heterosexuell, wirtschaftlich abgesichert. Im Gegenteil sind diese Räume in ihrer sozialen Zusammensetzung heterogen. Wir gestalten unsere Lehre, unsere Forschung und damit auch unseren Umgang miteinander daher konsequent diskriminierungskritisch: Ein- und Ausschluss-mechanismen in der Bildung und in den Künsten werden kontinuierlich thematisiert und auch in Hinblick auf die eigene Lehr-Lernsituation reflektiert.

Aus unserer Sicht braucht es, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung zu stärken, auf kultur- und bildungspolitischer Ebene einen Willen zur Veränderung hin zu einer diskriminierungskritischen Praxis. Kanon, Methoden und Strukturen müssen konsequent befragt und reflektiert werden und Räume müssen entstehen, die gute Lehr- und Lernerfahrungen für alle ermöglichen und in denen insbesondere auch minorisiertes Wissen einbezogen wird. Dafür braucht es Bildungsarbeiter:innen an der Schnittstelle Kunst/Bildung, die entsprechend diskriminierungskritisch sensibilisiert sind bzw. diese Perspektive einüben.

 

Nhu Y Linda Nguyen & Stefan Bast bei “Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung”

Nhu Y Linda Nguyen & Stefan Bast beteiligen sich im Rahmen des Kurses als Referent:innen in Modul 2: „Theoretische Konzepte und Diskurse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

Vom 24.09.-26.09.2021 fand das erste Modul von „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ in der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel statt. 33 Teilnehmende sowie sechs Referent:innen und eine Künstlerin gestalteten die drei Tage mit Inputs, Workshops, ästhetischen Vermittungsformaten und künstlerischen Impulsen. Auf unserer Homepage geben wir drei Perspektiven rückblickend auf das Wochenende.

Nicht das Team, sondern auch die Teilnehmenden konnten sich auf den spannenden Austausch miteinander beim ersten Kennenlernen freuen. Aus den Sparten Bildende Kunst, Interdisziplinäres, Literatur, Musik, Theater und Tanz nehmen 33 Stipendiat:innen mit den verschiedensten Hintergründen und Biografien teil, die nicht nur von unserem Kurs, sondern auch von den unterschiedlichen Expertisen der jeweils Anderen profitieren können. Wer unsere Teilnehmenden noch nicht kennt, kommt unter diesem Link zu den Stipendiat:innen des Zertifikatskurses “Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung”.

© Victoria Tomaschko

 

© privat

Nora Amin wohnt seit 2015 in Berlin und arbeitet dort als Mentorin am Performing Arts Programm (PAP) Berlin des Landesverbands freie darstellende Künste Berlin e. V. (LAFT) und bei Flausen+Bundesnetzwerk. Sie ist Expertin in den Bereichen Theater der Unterdrückten, kritische Pädagogik und Tanz/Performance. Darüber hinaus ist sie Autorin, Performerin, Choreografin und Theaterdirektorin. Amin gründete das landesweite „Egyptian Project for Theatre of the Oppressed“ und dessen arabisches Netzwerk. Außerdem ist sie Gründerin und künstlerische Leiterin der „Lamusica Independent Theatre Group“, an der sie 40 Präsentationen von Tanz, Theater und Musik produzierte. Sie ist derzeit Mitglied des Steuerungsteams des künftigen „Dance Mediation Centre“ in Berlin und Vorstandsmitglied des „German Centre of the International Theatre Institute“. Ihre neueste Produktion ist „Tanz Der Verfolgten“ (MSB Matthes & Seitz Berlin, 2021) – ein Versuch, die Geschichte des Baladi-Tanzes aus einer feministischen Perspektive zu entkolonisieren, bei dem der Patriarchalismus mit dem Kapitalismus und Rassismus in Verbindung gebracht wird.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Im kritischen Diskurs im Allgemeinen, genauer gesagt, in Verbindung mit Tanz und den darstellenden Künsten. Ich arbeite mit den Theorien der kritischen Pädagogik und der „Pädagogik der Unterdrückten“ und greife auch die Kritik des Rassismus und die feministische Sichtweise in der Performance und der Trauma-Heilung auf.

 

Welches Potenzial sehen Sie im Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Spezialgebiet?

Er bietet Möglichkeiten, die marginalisierten Kulturen in der Bildung zu behandeln, sich von einer eurozentristischen Sichtweise zu einer Vision der Gleichstellung, in der alle Formen der Kulturen und kreativen Ausdrucksformen gleichermaßen angesprochen werden können, zu bewegen sowie die unterschiedlichen Zuschauer:innen und Gemeinschaften anzuerkennen, die mit ihrer jeweiligen Geschichte und ihren Erfahrungen in allen Formen Kultureller Bildung vertreten sein müssen, um gleichgestellte Partner:innen zu sein.

 

Welche Veränderungen sind auf kulturpolitischer oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um das Potenzial der Zusammenarbeit mit Künstler:innen in der Kulturellen Bildung in Deutschland zu erhöhen?

Wir brauchen eine Kulturpolitik, die nicht nur die Diversität anspricht, sondern an sich schon divers ist und aus diversen Perspektiven besteht, die sich eignen, die gegenwärtige Realität der deutschen Gesellschaft neu zu definieren und eine Zukunft der Gleichstellung und Pluralität als Ziel zu haben. Zu diesem Zweck brauchen wir eine neue Pädagogik – und zwar sowohl in der Kulturpolitik als auch in der Bildungspolitik – in der es keinen Eurozentrismus mehr und keine Hierarchie des Wissens oder der Herkunft gibt.

 

Nora Amin bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Nora Amin beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 2: „Theoretische Konzepte und Diskurse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

© privat

Während und nach dem Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München (M. A.), der New York University, dem Dance Theater Workshop, New York und der Middlesex University London (Ph. D.) hat Dr. Renate Bräuninger als Tanz- und Musikwissenschaftlerin an zahlreichen deutschen und englischen Universitäten unterrichtet, zuletzt als Senior Lecturer sowie Kursleiterin für Dance (B. A.) und Performing Arts (M. A.) an der University of Northampton. Ihre Forschung beschäftigt sich hauptsächlich mit musikalisch-choreografischer Analyse und hier speziell mit den Choreografien George Balanchines und Anne Teresa de Keersmaekers. Darüber hinaus forscht und publiziert sie zu den Themen: Notation, Archivierung und Prozesse der Bedeutungsfindung sowie künstlerisch-wissenschaftlicher Forschung (Practice as Research) in deutscher und englischer Sprache.

 

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf der Erforschung möglicher Beziehungen zwischen Musik und bewegtem Bild in Tanz und Film, hier insbesondere auf der veränderten Wahrnehmung visueller Sinneseindrücke durch akustische Signale. In diesem Kontext habe ich mich intensiv mit Fragen der Notation und Archivierung (hier speziell mit oralen Archivierungsprojekten) sowie theoretischen Modellen der Bedeutungsfindung, von Friedrich Schleiermacher bis hin zu Tristan Garcia, beschäftigt. Ausgangspunkt meiner Auseinandersetzung – in diesem inter- und transdisziplinären Feld – ist nicht so sehr die Betrachtung der künstlerischen Artefakte als solche, sondern das „Handwerkszeug“ sowie die kreativen Prozesse, derer es bedarf, damit eine Aufführung zustande kommen kann.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Mögliche Potenziale des Kurses für mein Fachgebiet sind:

Ein kritisches Hinterfragen der gängigen diskursiven Strategien – sowohl der verschiedenen theoretischen Modelle als auch der praktischen, physischen, handwerklichen Ausübung verschiedener Kunstformen aus der Perspektive der Kunstvermittler:innen.

Eine Brückenbildung zwischen den Positionen der Betrachter:innen, der Macher:innen und der Vermittler:innen, damit die Zuschauer:innen die Möglichkeit erhalten, an den Erfahrungsräumen der Kunstschaffenden stärker teilhaben zu können.

Ein größeres Interesse und Verständnis für das Zusammenspiel verschiedener Kunstschaffender und Medien, die an einer Aufführung mitwirken.

Neue, kulturell diversere Ansätze, die sich aus den Diskussionen mit den Studierenden ergaben.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Während die deutsche Staats -und Stadttheaterlandschaft im europäischen Vergleich ihresgleichen sucht, bedarf es auch darüber hinaus der Kulturförderung. Die ganze Breite der Bevölkerung unterschiedlichster Bildungsgrade und kultureller Herkunft sollte erreicht werden. Es geht zum einen darum, traditionelle Kunstformen wie z. B. Oper, Ballett oder Schauspiel verschiedenen Zuschauergruppen zugänglich zu machen, zum anderen den kulturellen Stellenwert dieser Formen in einer diversen multikulturellen Gesellschaft zu hinterfragen. Welche Formen und Inhalte würden die kulturellen Diskurse in einem künstlerischen Raum adäquater abbilden, wie könnten Mischformen entstehen? Dieses Ziel ist nicht automatisch erreicht, wenn Inhalte vereinfacht dargestellt werden und sie Elemente verschiedener Kulturen enthalten.

 

Renate Bräuninger bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Renate Bräuninger beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 2: „Theoretische Konzepte und Diskurse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

Vom 24.09.-26.09.2021 fand das erste Modul von „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ in der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel statt. 33 Teilnehmende sowie sechs Referent:innen und eine Künstlerin gestalteten die drei Tage mit Inputs, Workshops, ästhetischen Vermittungsformaten und künstlerischen Impulsen. Auf unserer Homepage geben wir drei Perspektiven rückblickend auf das Wochenende.

Den Mittelpunkt des Wochenendes bildete dabei die Performance FESTMAHL! von Ellen Kobe, die im Schloss Museum Wolfenbüttel inszeniert wurde. Das historische Gebäude diente lange den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg als Residenz. Heute zeichnet sich das Schloss Museum Wolfenbüttel durch die original erhaltenen barocken Räumlichkeiten aus, die noch heute vom Glanz und Pracht des höfischen Lebens zeugen. Während des FESTMAHLS! von Ellen Kobe in Zusammenarbeit mit dem Koch Christoph Pemmann und seinem Team, das im Festsaal des Schlosses umringt von originalen Exponaten stattfand, wurden die historischen Räumlichkeiten mit ihren Geschichten und Erzählungen verlebendigt.

Alte Kerzenständer, wertvolles Porzellan und andere Artefakte der Sammlung stimmten ein zur barocken, festlichen Atmosphäre des Abends. Durch das Prinzip des Tromp- l‘oeil gelang ein Verwirrspiel des Sehens und Begreifens. Die Geschichte der Verwandschaft Ellen Kobes mit der preussischen Königin Elisabeth Christine wurde durch die historischen Artefakte, die als “Beweisstücke” dienten, so glaubhaft gemacht, dass die Frage im Raum blieb: Wo treffen historische Erzählung und Erfindung aufeinander? Die Teilnehmenden mussten sich immer wieder fragen: Was ist hier eigentlich echt?

Mit einer Choreografie des Speisens, die nach dem Regelwerk barocker Tafelkultur inszeniert wurde, gelang es, das FESTMAHL! zu einem Ort des Austauschs und der Begegnung der Stipendiat:innen zu machen. „Meine Identität als Performerin wurde korrekt im Programm annonciert, schimmerte durch die Perspektive der Handlung und Rede und blieb schwebend zwischen Realität und Fiktion.“ (Ellen Kobe)

 

 

Vom 24.09.-26.09.2021 fand das erste Modul von „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ in der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel statt. 33 Teilnehmende sowie sechs Referent:innen und eine Künstlerin gestalteten die drei Tage mit Inputs, Workshops, ästhetischen Vermittungsformaten und künstlerischen Impulsen. Auf unserer Homepage geben wir drei Perspektiven rückblickend auf das Wochenende.

Das Kennenlernen der Stipendiat:innen, Mini-Workshops, Speeddating und ein ästhetisch inszeniertes Festmahl! – vergangenes Wochenende gab es zum Kursstart von “Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung” viele innovative Begegnungsräume – sowohl für die Stipendiat:innen als auch für die Referent:innen – um sich untereinander kennenzulernen und auszutauschen.

Ein besonderes Anliegen von Modul 1 war es dabei, den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, sich in ihrer künstlerischen Tätigkeit zu positionieren. Was haben große Begriffe wie Kulturelle Bildung, Künstlerische Forschung, Künstlerische Intervention oder Kunst- und Kulturvermittlung eigentlich mit der eigenen Praxis zu tun? Was kann nur Kunst? Und wie definiere ich mich selbst als Akteur:in in diesem Feld? Das sind nur einige der Fragen, über die in Modul 1 diskutiert worden sind. Die Referent:innen von Modul 1 können Sie hier kennenlernen.

© Nico Wefers

Susanne Hesse-Badibanga (*1963) studierte von 1992 bis 1997 freie Kunst/Kunstpädagogik in Kassel. Nach einem Stipendium der Hessischen Kulturstiftung mit Studioaufenthalt in New York arbeitete sie als Kunstvermittlerin auf der documenta 12 in Kassel und leitete den Workshop „Deutsch-Wissen“ in Kooperation mit dem documenta-Beirat. Hesse-Badibanga leitete und konzipierte diverse interkulturelle Integrationsprojekte in Frankfurt am Main sowie das Vermittlungsprojekt „Schulstudio“ des Frankfurter Kunstvereins in Kooperation mit zahlreichen Schulen aus der Region. Sie ist freie Mitarbeiterin an der Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main. Darüber hinaus hat sie Lehraufträge an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main und an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main am Institut für Kunstpädagogik. Bei der documenta fifteen leitet sie den Bereich Bildung und Vermittlung.

 

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Ich bin sowohl Künstler:in als auch Kunstvermittler:in. Beide Bereiche greifen bei meiner Arbeit ineinander. Meine Aufgabe für die kommende documenta fifteen ist beispielsweise die Konzeption der Walks für Besucher:innen. Die Konzeption und Planung der Walks erfolgt in enger Absprache mit der künstlerischen Leitung, dem indonesischen Künstlerkollektiv ruangrupa, und dem Artistic Team. Ein weiteres Feld meiner Tätigkeit ist die Planung und Organisation der Ausbildung der Guides zur Vorbereitung für deren Arbeit und Begegnung mit den Besucher:innen in der Ausstellung.

Im Austausch mit Universitäten und Schulen aus internationalen Kontexten beschäftigen wir uns mit Fragestellungen zu zeitgenössischen Formaten Kultureller Bildung in transnationalen Räumen. Im Kontext eines aktuellen Curatorial Turn wird Kunstvermittlung neu gedacht und neue Praxisformate werden ausprobiert.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Die Zusammenarbeit mit Künstler:innen in Feldern Kultureller Bildung ist ein wichtiger und unverzichtbarer Baustein. Künstler:innen haben einen anderen Zugriff auf künstlerische Techniken, Denkweisen und Handlungsstrategien als zum Beispiel Kunstvermittler:innen oder auch Kunstpädagog:innen. Ein unvermittelter Blick im Umgang mit Kunst eröffnet besonders jungen Teilnehmer:innen für sie unbekannte Formen des Verstehens und unerwartete Handlungsmöglichkeiten.

Damit sich die Zusammenarbeit von Künstler:innen und Schule oder einer anderen Institution nachhaltig fruchtbar gestaltet, ist es für die Künstler:innen ebenso hilfreich, Wissen darüber zu haben, wie zum Beispiel eine Institution funktioniert, unter welchen Bedingungen in der Regel Lehre stattfindet oder wie sich normalerweise geläufige Modelle Kultureller Bildung gestalten. Ein sensibler Umgang mit den jeweiligen Bedingungen, Konstellationen und Lernsituationen sind meines Erachtens wichtige Voraussetzung dafür, eine konstruktive (Lern-)Atmosphäre mit einer Gruppe zu gestalten.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Sicherlich braucht es bessere Förderstrukturen für jedwede Zusammenarbeit mit Künstler:innen, die ebenfalls vor und Nachbereitungszeiten finanzieren und möglich machen. Künstler:innen sollten stärker in Lehrzusammenhänge einbezogen werden, besonders für den Kunstunterricht in der Schule.

 

Susanne Hesse-Badibanga bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Susanne Hesse-Badibanga beteiligt sich im Rahmen des Kurses unter anderem als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Zusätzlich begleitet sie interessierte Stipendiat:innen bei der Entwicklung ihrer Praxisprojekte im Rahmen der documenta 15. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Daniel Kunzfeld

Birgit Mandel ist Professorin für Kulturvermittlung und Kulturmanagement sowie Direktorin des Instituts für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim. Sie leitet den Masterstudiengang Kulturvermittlung sowie den Bachelorstudiengang Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis. Mandel ist Vizepräsidentin der Kulturpolitischen Gesellschaft, Kuratoriumsmitglied der Commerzbank Stiftung, für die sie den Preis „ZukunftsGut“ für institutionelle Kulturvermittlung entwickelt hat, sowie Aufsichtsratsmitglied der Berlin Kulturprojekte GmbH. Außerdem ist sie Gründungsmitglied des Fachverbands für Kulturmanagement und hat den Verband mehrere Jahre als Präsidentin geleitet. Sie hat diverse Forschungsprojekte an der Schnittstelle von Kulturvermittlung, Kultureller Bildung, Audience Development, Kulturmanagement und Kulturpolitik sowie Besucherstudien und Bevölkerungsbefragungen durchgeführt und ist Autorin vieler Publikationen.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Meine Schwerpunkte sind Forschung und Lehre in der Kulturvermittlung an der Schnittstelle von ästhetisch-künstlerischer Praxis, Kunst-/Kulturvermittlung, Kulturelle Bildung, Kulturmanagement und Kulturpolitik.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Die Künste bieten besondere Potenziale für die Kulturelle Bildung, da sie gleichzeitig emotional, ästhetisch und intellektuell ansprechen. Sie ermöglichen in ihrer Zweckfreiheit und ihrem spielerischen Charakter „Probehandeln“ und können utopische Räume formieren: „Alles könnte auch ganz anders sein“. Durch ihre Mehrdeutigkeit und ihren Bedeutungsüberschuss „Es gibt nicht die eine richtige Lösung“ lassen sich in ihnen auch Konflikte und Widersprüche verhandeln. Diese Qualitäten der Künste können in der Verbindung mit Strategien der Vermittlung produktiv werden in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten wie Schule, Jugendarbeit, Stadtentwicklung, politische Arbeit oder auch in Wirtschaftsunternehmen.

Da auch unsere Hildesheimer kulturwissenschaftlichen Studiengänge seit ihrer Gründung 1978 auf das Potenzial der Künste für die Vermittlung im weitesten Sinne setzen, knüpft dieser Zertifikatskurs unmittelbar an unsere Expertise an und entwickelt sie weiter für freie Künstlerinnen und Künstler.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Es gibt bereits viele Förderprogramme auf der Ebene von Bund, Ländern und Kommunen für Künstler:innen in der Kulturellen Bildung, häufig aber in Projektstrukturen. Sinnvoll wäre eine feste Verankerung des Bereichs „Kulturelle Bildung“ in allen allgemeinbildenden Schulen mit kontinuierlichen Verträgen für Künstler:innen. In den öffentlichen Kultureinrichtungen ließe sich – z. B. mit einer Vorgabe für einen festen Anteil an Vermittlungsaufgaben im Budget – der Anteil der Vermittlung erhöhen, was auch kontinuierlichere Tätigkeiten für freie Künstler:innen eröffnen könnte.

 

Birgit Mandel bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Birgit Mandel beteiligt sich im Rahmen des Zertifikatskurses als Referentin im Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“Modul 5: „Kulturmanagement für Kunstschaffende in der Kulturellen Bildung“ sowie im Modul 6: „Kulturinstitutionen als Lernorte“. Des Weiteren hat sie als künstlerische Projektleiterin den Pilotkurs mitkonzipiert und auf den Weg gebracht.

Siehe hierzu: https://kuenstlerische-interventionen.de/team/.

Bei Fragen oder Interesse an einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

© privat

Dr. Tom Braun ist Professor für Kultur- und Medienpädagogik an der IU Internationale Hochschule. Zuvor war er Geschäftsführer der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) und verantwortete die Konzeption und Durchführung bundesweiter Modell- und Praxisforschungsprojekte sowie Maßnahmen zur bundesweiten Feldentwicklung der kultur- und medienpädagogischen Fachstrukturen. Tom Braun ist Mitglied des Bundesjugendkuratoriums der Bundesregierung, des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) sowie des wissenschaftlichen Beirats der Wissensplattform kubi-online.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: Theorie und Praxis der Kulturellen Bildung, kritische Kulturpädagogik, kulturelle Schulentwicklung.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Wenn Praktiker:innen aus Kunst und Kultur an Schulen tätig werden wollen, dann müssen sie in der Lage sein, ihre eigene Fachlichkeit zu entwickeln, reflektieren und zum Bildungsauftrag der Schule und ihrer Akteur:innen ins Verhältnis setzen zu können. Künstlerische Interventionen wirken im Bildungssektor allein dann nachhaltig, wenn sie von reflektierten Praktiker:innen und in Kooperation mit den verantwortlichen Feldakteur:innen geplant und umgesetzt werden. An diesem Anspruch muss sich auch der Zertifikatskurs messen lassen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Die drängende Aufgabe besteht in einer analog-digitalen Bildungskonzeption, die sich vor allem an den Förder-, Beteiligungs- und Schutzrechten von Kindern und Jugendlichen orientiert. In diesem Sinne gilt es eine kinder- und jugendgerechte Ganztagsbildung umzusetzen. Dies heißt konzeptionell auch, dass das Recht auf vollumfängliche Teilhabe am kulturellen Leben für alle Kinder und Jugendlichen grundlegend berücksichtigt werden muss. Das geht aber nur durch eine verbesserte Zusammenarbeit von einerseits Bund, Ländern und Kommunen sowie andererseits durch förderliche Rahmenbedingungen, die eine multiprofessionelle Zusammenarbeit von schulischen und außerschulischen Akteuren ermöglichen. Alles ist aber nichts, ohne eine bessere Beteiligung der Kinder und Jugendlichen!

 

Tom Braun bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Tom Braun beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 4: „Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Thomas Krätzig

Maike Gunsilius ist Professorin für die Ästhetik des Kinder- und Jugendtheaters an der Stiftung Universität Hildesheim. Als Kulturwissenschaftlerin, Dramaturgin und Performance-Macherin hat sie seit 2003 an Theatern u. a. in Basel, Frankfurt am Main, Hamburg sowie in theatralen Stadtprojekten, freien Performances und Schulen gearbeitet. Außerdem hat sie an Hochschulen u. a. in Hamburg und Hildesheim gelehrt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Dramaturgien des zeitgenössischen und performanceorientierten Kinder- und Jugendtheaters sowie partizipative künstlerische Forschung mit Kindern und Erwachsenen.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Ich untersuche, wie zeitgenössische Formen von Theater und Performance für und mit Kindern und Jugendlichen deren Fragen und Anliegen bearbeiten. Dabei begreife ich das Kinder- und Jugendtheater als eine künstlerische demokratische Praxis, mit der Fragen des Zusammenlebens in einer diversen Gesellschaft für Gegenwart und Zukunft verhandelt werden und in der es deshalb stets darum geht, die Perspektive von Kindern und Jugendlichen und ihre gesellschaftliche Position im Verhältnis zu Erwachsenen neu zu verhandeln.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Ich sehe es als Herausforderung für den Kulturbetrieb und für Bildungsinstitutionen, Fragen gesellschaftlicher Diversität und Transformation in engerer Verbindung mit unterschiedlichen Bürger:innen zu bearbeiten. Das bedeutet für Künstler:innen verstärkt, mit ganz unterschiedlichen Expert:innen des Alltags zusammenzuarbeiten und künstlerische Formen und Arbeitsweisen für sehr heterogene Konstellationen zu entwickeln. Der Zertifikatskurs bietet die Chance, eine dafür notwendige Expertise zu vermitteln.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Zeit und Personal sind die zentralen Ressourcen für die künstlerische Arbeit in sozialen Feldern, um Fragen von Diversität und Teilhabegerechtigkeit in künstlerischen Projekten sowohl strukturell als auch ästhetisch bearbeiten zu können. Das erfordert neue personelle Aufstellungen und zeitliche Abläufe – und eine entsprechend höhere finanzielle Ausstattung.

 

Maike Gunsilius bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Maike Gunsilius beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Stefan Liefländer

Seraphina Lenz studierte Bildhauerei an der Kunstakademie Münster und entwickelt seit 2001 Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland. In Berlin betreibt sie mit fünf anderen Künstler:innen den Projektraum oqbo |raum für bild wort und ton. Für ihre künstlerischen Arbeiten erhielt Lenz zahlreiche Preise und Stipendien: 2021 Artist in Residence, P1 mobile Studio, Tenthaus, Norwegen; 2015 ARIO Residency, Odawara, Japan; 2002 bis 2014 erster Preis und Realisierung im Kunstwettbewerb für den Carl-Weder-Park, Berlin.

Von 2019 bis 2020 hatte Lenz einen Lehrauftrag an der Universität der Künste (UDK) Berlin, ebenfalls 2019 war sie als teaching artist an der Hochschule der Künste Bern (HKB) in der Schweiz tätig. Von 2011 bis 2013 arbeitete sie als Dozentin am Institut für Kunst im Kontext an der UDK Berlin. Zuvor war sie im Jahr 2010 als teaching artist an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg tätig und von 2001 bis 2005 arbeitete sie als Künstlerin im  Forschungsprojekt Kulturelle Bildung im Medienzeitalter der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK). Im Jahr 2000 hatte sie eine Gastdozentur an der Yokohama National University in Japan.

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Meine künstlerische Arbeit hat ihren Ursprung in der Bildhauerei. In den 2000er-Jahren fokussierte sich das Interesse auf die Herstellung von Stadträumen. Die Stadt ist Bühne und Austragungsort gesellschaftlicher Themen. Sie wird zum Forschungsgegenstand und Erfahrungsraum, in dem unterschiedliche Lebenswelten zusammentreffen und in dem historische Dimensionen, Architektur und Konsum auf Wahrnehmung und Verhalten wirken. Es ist mir wichtig, Projekte langfristig anzulegen, um spezifische Formen der Zusammenarbeit mit Anwohner:innen entwickeln zu können. Ein weiterer Schwerpunkt sind verschiedene Lehrtätigkeiten im Kontext von Schule und Hochschule. Es entstehen Übergänge zwischen beiden Bereichen.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Mit dem sich diversifizierenden Kunstfeld verändern sich gleichzeitig Prozesse der Kunstvermittlung und Definitionen der Kulturellen Bildung. Es fliegen Begriffe durch den Raum, deren Bedeutung je nach Kontext changieren kann. Was heißt zum Beispiel Intervention – hier, heute, in diesem Zusammenhang?

Waren die Kunst- und Bildungsdebatten der 1990er-Jahre geprägt durch vergleichsweise statische und unterscheidbare Positionen, so scheint 2021 eine neue Fluidität zu herrschen.

Die Chance des Kurses besteht meines Erachtens darin, dass sich die Beteiligten über Begriffe verständigen werden und sich im Wissen um verschiedene mögliche Positionen eine eigene künstlerische Haltung erarbeiten können. Das kann eine Grundlage dafür sein, das Arbeitsfeld der Kulturellen Bildung aus der Kunst heraus aufzurollen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Im Sinne der vorangegangenen Antwort möchte ich die Frage in sechs Rückfragen umwandeln: Was ist die kulturpolitische Ebene? Was ist die bildungspolitische Ebene? Welche Potenziale sind gemeint? Was zeichnet eine starke Zusammenarbeit aus? Von welcher Definition Kultureller Bildung soll ausgegangen werden? Und welcher Kunstbegriff bzw. welches Künstler:innenbild ist relevant? Eine Verständigung über diese Fragen würde mich im Verlauf des Wochenendkurses in Wolfenbüttel interessieren.

 

Seraphina Lenz bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Seraphina Lenz beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Laurie Hall

Alicia de Bánffy-Hall ist Professorin für ästhetische Praxis in der Sozialen Arbeit (Schwerpunkt Musik und Medien) an der Hochschule Landshut. Nach einem B. A. Performing Arts/Community Music und einem M. Sc. Arts and Cultural Management hat sie zehn Jahre lang in Liverpool, England gelebt und europaweit als Community Musician gearbeitet. Sie war in Projekten u. a. mit Orchestern, Museen, Schulen, Kindertagesstätten, Gemeindezentren sowie in freien Projekten engagiert. De Bánffy-Hall hat in Deutschland den ersten M.-A.-Studiengang inklusive Musikpädagogik/Community Music mit aufgebaut. Sie ist im Vorstand des Community Music Netzwerks, außerdem ist sie Mitglied des Editorial Boards des International Journal for Community Music und der Community Music Activity Commission.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Mein Schwerpunkt liegt in der Community Music, mit Schnittmengen zur Musik in der Sozialen Arbeit, Musikpädagogik und Kulturellen Bildung.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Ich sehe in dem Kurs eine wichtige Ergänzung zu existierenden Fortbildungsangeboten, da er sich explizit an Künstler:innen wendet. Ich finde vor allem die interdisziplinären Aspekte spannend!

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Eine realistische Finanzierung und die Ausbildung für Künstler:innen im Bereich sozialer Innovationen sind essenziell. Deshalb ist dieser Zertifikatskurs so wichtig! Darüber hinaus ist das Sensibilisieren von Bildungs- und Kulturinstitutionen für die Potenziale der Zusammenarbeit mit Künstler:innen sehr wichtig.

 

Alicia de Bánffy-Hall bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Alicia de Bánffy Hall beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

© Christian Clarke

Prof. Dr. Frank Jebe (*1973) ist Künstler und Erziehungswissenschaftler sowie Professor für Kunst- und Kulturvermittlung an der Hochschule Niederrhein. Zuvor war er als wissenschaftlicher Referent in der Geschäftsstelle des Rats für Kulturelle Bildung mit den Publikationen und Studien des Expertengremiums befasst. Von 2008 bis 2013 verantwortete er als freiberuflicher Projektmanager des Kulturamts Düsseldorf kulturelle Bildungsangebote für Kindertagesstätten, Grund- und Hauptschulen sowie Jugendfreizeiteinrichtungen. Die Kooperationsprojekte zeichneten sich durch sozialraumbezogene Angebote der künstlerischen Erprobung aus. Von 1996 bis 2003 studierte Jebe an der Kunstakademie Düsseldorf. Von 2009 bis 2012 studierte er Erziehungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen.

 

 

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Mit dem Bezugspunkt der Kunst- und Kulturvermittlung kommen in meiner Lehre an der Hochschule Niederrhein unterschiedliche Schwerpunkte zum Tragen. Vorrangig sind hier die frühkindliche Kulturelle Bildung, die künstlerische Erprobung, die Handlungsformen der Kulturvermittlung, das Projektmanagement im Kulturbereich sowie die kulturelle Dimension von Digitalität zu nennen. In den Lehrveranstaltungen zur künstlerischen Erprobung spielen insbesondere meine biografischen Bezüge zur Bildenden Kunst eine wesentliche Rolle. Was mein Forschungsinteresse angeht, so liegt mein Augenmerk auf den bildungsrelevanten Schnittstellen von Kultur und Schule. Neben der Frage, wie Angebote von Künstler:innen im Sinne der Freien Künste Einzug in die Schule halten, sind für mich auch Fragen nach den bildungspolitischen Erwartungshaltungen an die Künste oder nach den Bildungspotenzialen für die Kulturvermittlung, die es im Zuge der Digitalisierung zu erforschen gilt, von Bedeutung.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Sicherlich liegt in der Professionalisierung des Felds ein großes Potenzial. Für mich lautet jedoch das zentrale Stichwort „Sichtbarkeit“. Der Zertifikatskurs besitzt das Potenzial, ein Arbeitsfeld für Künstler:innen in den Vordergrund zu rücken, das an den Akademien kaum thematisiert wird. Wenn es darüber hinaus gelingt, die bedeutsamen Erfahrungen, die mit künstlerischen Angeboten in der Schule einhergehen, sichtbar zu machen, ist viel gewonnen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Ob es der Zertifikatskurs vermag, die Rolle der Künstler:innen auf dem „freien“ Bildungsmarkt strukturell zu stärken, ist fraglich. Dafür scheint das Machtgefälle zwischen den lobbylosen Solo-Selbstständigen und der Institution Schule doch zu groß zu sein. Für mich besteht die bildungspolitische Notwendigkeit darin, die Kommunen bei der Auswahl und Vermittlung von außerschulischen Bildungsanbietern stärker in die Verantwortung zu nehmen. Wie das beispielhaft gelingen kann, zeigt die Stadt Düsseldorf mit dem „Düsseldorfer Modell“.

 

Frank Jebe bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Frank Jebe beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 2: „Theoretische Konzepte und Diskurse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Victoria Tomaschko

Mona Marijke Jas ist Künstlerin und forscht im Bereich Kuratieren und Vermitteln zeitgenössischer Kunst. Sie war u. a. 2017 Mitglied der faculty der documenta 14 in Kassel und Athen und leitete die (Ver-)Mittlung der 10. Berlin Biennale 2018. Bis 2021 leitete Mona Jas das Forschungsprojekt Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung am Institut für Kulturpolitik der Uni Hildesheim und vertrat dort die Professur für Kulturelle Bildung. Seit 2021 ist Mona Jas künstlerische Leiterin des KinderKunstLabors, AUT, das in 2024 eröffnet und zeitgenössische Kunst für und mit einem jungen Publikum zeigt und zur Diskussion stellt. Ihr Forschungsschwerpunkt ist künstlerische Kunstvermittlung von zeitgenössischer bildender Kunst und Biennalen.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Als Künstlerin und Wissenschaftlerin geht es mir stets darum, Netzwerke zu schaffen, über die Künstler:innen und verschiedene Institutionen wie Schulen, Hochschulen, Kunstinstitutionen und soziale Einrichtungen auf Augenhöhe zusammenfinden und zusammenarbeiten. Das Besondere hierbei ist der beiderseitige Dialog: Meine künstlerischen Impulse und wissenschaftlichen Analysen fließen in Qualifizierungsprogramme für Künstler:innen, in die Lehre, in Kunstinstitutionen. Vor diesem Hintergrund schaffen wir einen gemeinsamen Erfahrungsschatz mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die zum Teil erstmals mit zeitgenössischer Kunst und den dazugehörigen Institutionen in einen intensiven Austausch treten können. Gemeinsam entwickeln wir innovative Vermittlungsformate – und ein generations- und sozialraumübergreifender Austausch kann entstehen.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Hier können Kunst- und Kulturschaffende dabei unterstützt werden, Bewegung zu erzeugen und Änderungen zu bewirken. Das ist sehr wichtig für eine Gesellschaft, aber auch genauso wichtig für die Weiterentwicklung des Kunstfelds. Der Zertifikatskurs bietet dabei den Raum, die eigene Arbeit kritisch zu reflektieren, andere zu irritieren und selbst auch irritiert zu werden. Um Dinge verändern zu können, müssen wir uns in den Systemen auskennen. Nur so lässt sich herausfinden, wo Schwachstellen, aber auch Stärken sind und an welchen Stellen Veränderungen möglich werden. Veränderungen sind vor allem möglich, wenn das Bewusstsein von Künstler:innen für die eigene Deutungshoheit und die eigene Handlungsfähigkeit gestärkt wird. Das sind zentrale Aspekte des Kurses. Zu diesen zählt auch der Anspruch an die künstlerische Qualität in der Vermittlung, verbunden mit einer selbstkritischen Kontextualisierung der künstlerischen Arbeit in der Bildung im Zusammenhang mit Diversität, Internationalität und lokalen Bezügen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Auf kultur- und bildungspolitischer Ebene ist zunächst die Verbesserung der ökonomischen Lage von Künstler:innen, zum Beispiel durch das bedingungslose Grundeinkommen, erforderlich. So kann ein Raum geschaffen werden, in dem es jenseits von politischen Interessen und Marktzwängen möglich wird, der eigenen intrinsischen Motivation zur Arbeit im Bildungs- und Sozialbereich zu folgen. Dann gilt es auch, die Widersprüche einer komplexen gesellschaftlichen Realität von Künstler:innen auf politischer Ebene und im Bildungsbereich nachzuzeichnen: Markt versus politisches Engagement – oder geht beides? Und wie geht das wiederum zusammen mit dem künstlerischen Anspruch nach Singularität und Qualität? Oder auch mit der oben angesprochenen ökonomischen Situation? Zumindest bleibt festzustellen: Lineare und starre Vorstellungen von der künstlerischen Arbeit im Bildungsbereich helfen nicht weiter. Heute finden wir nicht nur Komplexitäten, sondern auch die Möglichkeiten, dass einander widersprechende Prozesse gleichzeitig stattfinden können. Dies gilt es im kultur- und bildungspolitischen Bereich viel stärker mitzudenken.

 

Mona Jas bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Mona Jas beteiligt sich im Rahmen des Zertifikatskurses als Referentin im Modul 3: „Strategien und Praxisformate der Kunst- und Kulturvermittlung“. Des Weiteren hat sie als künstlerische Projektleiterin den Pilotkurs mitkonzipiert und auf den Weg gebracht.

Siehe hierzu: https://kuenstlerische-interventionen.de/team/.

Bei Fragen oder Interesse an einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

 

© Petra Coddington

Prof. Dr. Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss studierte Pädagogik, Theater- und Medienwissenschaften, Italoromanistik und Philosophie in Erlangen und Bologna und schloss 2007 mit einer Arbeit zu Bildungs- und Lernprozessen im Theaterspiel ihre Promotion an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ab. Anschließend leitete sie als Postdoktorandin eine Studie zur frühkindlichen Bildung an der Universität Freiburg (Schweiz). Nach einer Juniorprofessur Kulturelle Bildung am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim ist sie seit 2012 Direktorin der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel und lehrt als Professorin für Kulturelle Bildung weiterhin in Hildesheim. Reinwand-Weiss ist in zahlreichen Gremien und Jurys Kultureller Bildung aktiv, so ist sie z. B. Gründungsmitglied des bundesweiten Netzwerks Forschung Kulturelle Bildung und Expertin im Rat für Kulturelle Bildung.

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Ich bin sowohl Kulturmanagerin als auch kulturpolitisch, lehrend und forschend im Feld der (frühkindlichen) Kulturellen Bildung unterwegs.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Ich verspreche mir von dem Kurs eine Sensibilisierung und Profilierung von Künstler:innen für vermittelnde Tätigkeiten in Bildungs- und Kultureinrichtungen und damit in der Zukunft eine stärkere strukturelle Verankerung von Kultureller Bildung in Bildungs- und Kultureinrichtungen. Unsere Bildungs- und Kultureinrichtungen haben mehr Kulturelle Bildung dringend nötig!

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Im Bildungsbereich bräuchte es mehr strukturelle Freiheiten und Mut von Kindertagesstätten und Schulen, ihr Profil ästhetisch auszurichten und sich über eine kulturelle (Schul-)Entwicklung auch anderen aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit, Demokratieerziehung oder Diversität stellen zu können. Für vor allem staatliche Kultureinrichtungen bräuchte es meines Erachtens förder- und kulturpolitische Rahmenvorgaben zur Umsetzung Kultureller Bildung und Vermittlung als Querschnittsaufgabe. Für beides ist qualifiziertes Personal eine Grundvoraussetzung.

 

Vanessa Reinwand-Weiss bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ 

Vanessa Reinwand-Weiss beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Des Weiteren vertritt Vanessa Reinwand-Weiss die Bundesakademie für Kulturelle Bildung als einer der Projektpartner, die das Pilotprojekt begleiten.

Siehe hierzu: https://kuenstlerische-interventionen.de/projektpartner/bundesakademie-fur-kulturelle-bildung/. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

© Astrid Lennartz

Saskia Köhler (*1976) ist Schauspielerin, Theaterpädagogin und Kulturagentin im Programm Kulturagenten für kreative Schulen NRW in Bielefeld. Nach Schauspiel-Engagements im Stadttheater Bielefeld und im Theater für Kinder Hamburg war sie seit 1999 hauptsächlich in der künstlerischen, kulturellen Bildung tätig, zum Beispiel als Künstlerin für das mus-e Programm der Yehudi Menuhin Stiftung Deutschland und als künstlerische Leiterin einer mus-e Modellschule. Als Lernbegleiterin ist sie seit 2015 in der Peter Gläsel Schule (PRRITTI-Bildungsmodell) für das Themenfeld Schulentwicklung und künstlerisch-kulturelle Bildung zuständig. Für die PRRITTI- Akademie arbeitet sie als Expertin für die Entwicklung und Umsetzung digitaler und kreativer Lernformate. Bundesweit ist sie als Referentin und Beraterin für kreative und künstlerische Bildungsprozesse mit Stiftungen, Universitäten, künstlerisch-kulturellen Programmen und Schulen tätig.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Schwerpunkte meiner Arbeit sind die Themen Partizipation und Gestaltung im Bereich künstlerisch-kultureller Bildung. In allen meinen Betätigungsfeldern und bei meiner Arbeit steht stets im Fokus, durch methodische und systemische Partizipation und künstlerische Interventionen Veränderungsprozesse des Systems Schule anzustoßen sowie die Zusammenarbeit zwischen Kultureinrichtungen und freien Künstler:innen zu etablieren. Die Dimensionen und Qualitätsaspekte Kultureller Bildung sind für mich in diesem Spannungsfeld besonders interessant, um das Potenzial der Künste durch ihre transformativen Eigenschaften in ihrem Nutzen für die Bildung sichtbar zu machen und systemisch zu verankern.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Durch die Kollaboration der Künste mit dem System Schule können sich Lernprozesse auf die Potenziale der Menschen ausrichten. Das Zusammenwirken von künstlerischen Arbeitsweisen, Methoden und Herangehensweisen schafft neue Lernzugänge, die die Lebenswelt der Schüler:innen als Gestalter:innen eigener Lernprozesse in den Mittelpunkt stellt. Soziale und künstlerisch- ästhetische Kompetenzen werden durch künstlerische Zugänge, die sich aus dieser Verknüpfung ergeben, hinzugewonnen, sodass persönliche Entfaltung und kooperatives Denken und Handeln ermöglicht werden. Das sind Kompetenzen, die für die Zukunft notwendiger sind als Anweisungen zu befolgen oder Informationen zu repetieren. Kunst vermag die Komplexität von Lernprozessen sichtbar zu machen, Transformationen zuzulassen, und es zu ermöglichen, dass veraltete Strukturen aufbrechen und Lehrplänen ersetzt werden.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Evaluationen verschiedener Programme der Kulturellen Bildung der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Künstler:innen in Schulen keine strukturellen Veränderungen bewirken können. Daher müssen Künstler:innen und auch Lehrer:innen eine neue Form der Ausbildung bekommen. Hierfür braucht es ein neues Berufsbild der Künstler:innen, die im Bildungskontext arbeiten möchten. Alle Kunstformen müssen in Schulen angeboten und gleichwertig behandelt werden. Zudem müssen Künstler:innen wie auch Lehrer:innen eine strukturelle Anbindung bekommen, um ihre Expertise gesichert entfalten zu können, um kooperatives und partizipatives Lernen zu ermöglichen.

 

Saskia Köhler bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Gemeinsam mit Birgitta Heller-Mevißen beteiligt sich Saskia Köhler im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 2: „Theoretische Konzepte und Diskurse“ und ist in Modul 8 sowie zusätzlichen Online-Formaten besonders für die „Train the Trainer“-Ausbildung verantwortlich. Des Weiteren wird sie den Kurs auch bei Modul 4:„Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten“ als Referentin begleiten.  Bei Fragen oder Interesse an einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de.

 

© Colya Kärcher

Dr. phil. Thomas Renz (*1979) ist Kulturwissenschaftler. Seit 2020 forscht er am Institut für Kulturelle Teilhabeforschung in der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung (SKWK) in Berlin zu Fragen der strategischen Publikumsentwicklung von Kultureinrichtungen und -verwaltungen. Von 2017 bis 2020 wirkte er als kaufmännischer Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des Stadttheaters Peiner Festsäle – Kulturring Peine e. V. Von 2010 bis 2017 lehrte und forschte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim. Er lehrt an mehreren deutschen Hochschulen und ist Co-Sprecher der Arbeitsgruppe Methoden im Fachverband Kulturmanagement e. V.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Als Kulturwissenschaftler mit breitem künstlerischem Hintergrund betreibe ich vor allem empirische kultursoziologische Forschung zu Fragen nach der kulturellen Teilhabe. Aktuell berate ich als Mitarbeiter am Institut für Kulturelle Teilhabeforschung Kultureinrichtungen und die Senatsverwaltung in Berlin zu Fragen der strategischen Publikumsentwicklung. In allen bisherigen beruflichen Stationen kam ich mit Verwaltungs- und Rechtsfragen in Kontakt. Diese Erfahrungen möchte ich gern im Kurs weitergeben.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Eine umfassende und thematisch breit angelegte Weiterbildung.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Fragen der Kulturellen Bildung, der Kulturvermittlung und der Publikumsentwicklung müssten in alle kulturpolitischen Entscheidungen mit einfließen. Die Besetzung einer Theaterintendanz darf nicht nur vom künstlerischen Profil der Person abhängig sein, sondern muss auch diese Kenntnisse beinhalten. Auf der anderen Seite müssen auch Künstler:innen die Bedeutung von Vermittlung stärker in ihre eigene Arbeit integrieren. Es funktioniert nicht, irgendeine Kunst zu machen und dann darauf zu hoffen, dass irgendein:e Vermittler:in das schon unter die Leute bringen wird.

 

Thomas Renz bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Thomas Renz beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 5: „Kulturmanagement für Kunstschaffende in der Kulturellen Bildung“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Lupi Suma

Uta Plate ist Theatermacherin und Dozentin. Nach ihrem Studium der angewandten Kulturwissenschaften (Universität Hildesheim) wurde ihre Publikation „Fremd bleiben“ über interkulturelle Theaterarbeit veröffentlicht (Co-Autorin: W. v. Bernstorff). Von 1999 bis 2014 war sie leitende Theaterpädagogin an der Schaubühne Berlin. Seit 2014 arbeitet Plate international als freischaffende Regisseurin. Ihre Schwerpunkte sind: intergenerative Projekte, Arbeit mit sozial benachteiligten Gruppen, Bürger:innentheaterprojekte, dokumentarisches Theater, internationale Projekte mit Jugendlichen, Site-specific-Projekte. Zudem lehrt sie als Dozentin an Universitäten in Berlin, Gießen, Hildesheim, Hannover, Kopenhagen (Dänemark) und Ouagadougou (Burkina Faso).

 

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

„There is a crack in everything. That’s how the light gets in.“ (Leonard Cohen)

Mein beruflicher Schwerpunkt ist meine kollaborative Arbeit mit den Expert:innen des Alltags, dem gemeinsamen Suchen und Experimentieren mit eigenen biografischen Lebenslinien, die durch Brüche geprägt sind – Momente des Zusammenbruchs, des Umbruchs, des Aufbruchs. Das durch einen Riss durchbrechende Licht erzählt dem Publikum von neuen Wegen, die man vorher vielleicht nicht für möglich gehalten hat.

Menschen mit verschiedenen Perspektiven auf gesellschaftliche Kontexte lade ich in meine Theaterarbeit ein, beispielsweise Familienrichter:innen oder Rainbow-Familien-Vereine wie bei der Produktion „Schöne neue Welt: Familie 2.0“ (Schauspielhaus Graz). In dem dokumentarischen internationalen Rechercheprojekt „Youth Memory“ (Deutsches Theater Berlin) untersuchten wir mit russischen, polnischen und deutschen Jugendlichen die diversen Gedenkrituale für den Zweiten Weltkrieg in den jeweiligen Ländern. Es entstanden Reibungen aufgrund der unterschiedlichen historischen Narrative, die dann ihren Ausdruck auf der Bühne fanden. Den Mut zur Auseinandersetzung braucht es auch in intergenerativen Theaterprojekten mit einheimischem Senior:innen und jungen Geflüchteten, um sich gegenseitig Fragen zu stellen, die sich sonst keiner zu fragen traut. (Residenztheater München: Servus Salem)

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Der Kurs soll die Kunst des „gemeinsamen“ Prozesses erforschen, wie dieser initiiert und gestaltet werden kann. Wie entsteht das Wechselspiel zwischen eigener künstlerischer Inspiration und der Suche und den Ideen sowie dem Forschen der Teilnehmenden?
Da die Form die Aussage definiert, gilt es in dem Kurs die Wirkungsweisen ästhetisch-formaler Sprache zu untersuchen: Wie wollen wir unsere Inhalte erzählen? Soll eine Entdeckung offenbart werden? Soll die Welt hinterfragt, das Publikum verstört werden? Oder sollen neue Welten erfunden werden?
Sich auf offene Prozesse einzulassen, erfordert von allen Projektteilnehmer:innen viel Mut und Vertrauen. Die Künstler:innen geben dafür den Rückenwind. Die Basis für Klarheit, Risikofreude und Spielraum von Möglichkeiten kann dieser Kurs geben.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Ein dringliches Ziel sollte die Mitbestimmung und Partizipation von Kindern und Jugendlichen sein. Die Chancenungleichheit junger Menschen ist in der Pandemie noch sichtbarer geworden. Wie können wir Kulturschaffende den Ungleichheiten, die zu Sackgassen in Denken, Fühlen und Handeln führen, alternative Erfahrungs- und Entdeckungsräume entgegensetzen?

Als freischaffende Regisseurin und Theaterpädagogin erlebe ich die Herausforderung, Projekte der Kulturellen Bildung an bestehende Hierarchien anzusiedeln. Wie können Spiel- und Forschungsräume an Theaterhäusern, die andere Denkhierarchien und Kommunikationsweisen gewohnt sind, entstehen und reifen? Oft ist es ein konfliktreiches Feld, „das richtige Leben im falschen“ zu etablieren. Diese Konflikte brauchen andere Räume, um sie fruchtbarer zu gestalten – sie also nicht nur in kurzfristigen Prozessen so gut wie möglich zu bewältigen, sondern sie umfassend zu ergründen und weiterzuentwickeln. Solche Forschungsräume wünsche ich allen Beteiligten.

 

Uta Plate bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Uta Plate beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“ sowie in Modul 4: „Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Jens Schmidt

Dr. phil. Özlem Canyürek ist freiberufliche Kulturpolitik-Forscherin und Dozentin. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Aufgabe und Rolle der Kulturpolitik, um eine faire und zugängliche Szene der darstellenden Künste für alle zu erreichen. Sie studierte Soziologie an der Universität Istanbul. Nach ihrem M. A. an der Istanbul Bilgi Universität zum Thema Kulturmanagement und Kulturpolitik promovierte sie an der Universität Hildesheim am Institut für Kulturpolitik. In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit der mangelnden kulturellen Vielfalt in der deutschen Theaterlandschaft. Sie schlägt Rahmenbedingungen einer rezeptiven Kulturpolitik vor, um kulturelle Vielfalt in Bewegung zu setzen für die Produktion und Verbreitung der Diversität von Gedanken, Erfahrungen, Wissen, Ästhetik und Weltanschauungen einer interkulturellen Gesellschaft. Sie ist Mitglied des PostHeimat-Netzwerks und der Global South Arts and Culture Initiative, GLOSACI.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Meine Forschungsinteressen umfassen die Diversifizierungsprozesse in den darstellenden Künsten, die Schaffung gleicher Zugangsbedingungen zu den darstellenden Künsten und zu Kultureller Bildung für alle und den Aufbau interkultureller Kompetenzen und Fähigkeiten in der Kulturellen Bildung. Ich halte Vorträge zu diskriminierungskritischen, diversitätsorientierten Perspektiven in der Kulturpolitik, den darstellenden Künsten und der Kulturellen Bildung.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Kulturelle Bildung spielt eine entscheidende Rolle bei der Stärkung des Zugangs zu und der Teilhabe an Kultur. „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ haben das Potenzial, Horizonte zu erweitern und die westlich dominierte Form der Wissensproduktion in den Künsten zu verändern. Ich hoffe sehr, dass dieser Zertifikatskurs eine Möglichkeit sein kann, Künstler:innen die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen für das Erkennen und die Wertschätzung diversifizierter Arten und Weisen der Ästhetik und künstlerischer Formate zu vermitteln.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Erstens ist es wichtig, ein koordiniertes Vorgehen zwischen Kultur- und Bildungspolitik für eine stabile Zusammenarbeit mit Künstler:innen zu etablieren. Die entscheidende Frage ist jedoch, welche Kulturelle Bildung wir brauchen. Ziel sollte es sein, interkulturell orientierte Perspektiven der Kulturellen Bildung einzuführen. Unter interkulturell verstehe ich einen wechselseitigen, lebenslangen Lernprozess, der sich an alle Kinder und Jugendlichen richtet, unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft in einem Land, in dem kulturelle Vielfalt als gesellschaftliche Norm anerkannt werden sollte. Eine vernetzte Kultur- und Bildungspolitik sollte sich um die Verbreitung verschiedener kultureller Ausdrucksformen bemühen und eine explizite interkulturelle Planung und entsprechende Umsetzungsstrategien anbieten, in denen Künstler:innen als Übermittler:innen von diversifiziertem künstlerischem Wissen positioniert werden.

 

Özlem Canyürek bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Özlem Canyürek beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 2: „Theoretische Konzepte und Diskurse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

© Anke Dörschler

Birgitta Heller-Mevißen ist Schauspielerin, Veranstaltungskauffrau und Kulturagentin. Sie war zehn Jahre an mehreren deutschsprachigen Bühnen beschäftigt und über 20 Jahre als Geschäftsführerin zweier großer soziokultureller Kulturzentren in Leer und Dortmund tätig.

Seit 2011 arbeitet sie als Kulturagentin und hat Schulen in Moers, Krefeld, Duisburg, Münster, Marl und Neukirchen-Vluyn beraten. Als Referentin und Dozentin moderiert sie Teams in Findungs- und Veränderungsprozessen und bildet Akteur:innen im Themenfeld der Kulturellen Bildung aus.

Sie hat eine Ausbildung sowohl für systemisches Coaching als auch für Teamcoaching und nutzt kreative Moderationsmethoden, um schnell und effizient Ergebnisse zu generieren.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Projekte der Kulturellen Bildung können in der Schulentwicklung maßgeblich Impulse setzen und Veränderungen bewirken. In den dafür notwendigen Prozessen gilt es, Schule und Kulturschaffende in Übereinstimmung zu bringen, Widerstände zu überwinden, Ressourcen zu entdecken und Strukturen zu entwickeln. Meine Aufgabe ist dabei die Rolle der Vermittlerin und Prozessbegleiterin. Fragen, Zuhören, Expertise einbringen und Impulse geben – dazu nutze ich Methoden des klassischen Coachings und Settings, die allen Beteiligten eine kreativ-künstlerische Teilhabe ermöglichen und damit neue Wege erfahrbar machen.

In meiner Arbeit als Dozentin werbe ich für die Potenziale und Chancen dieser Arbeitsweise – und vermittle mit ebendiesen Methoden das Werkzeug, um Teams und Akteur:innen zu befähigen, genau an den Schnittstellen zwischen systemischer Wahrnehmung, künstlerischer Arbeit und den klassischen Tools der Prozessbegleitung wirksam zu werden.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Künstler:innen sind in vielen Schulen in zunehmend divers besetzten multiprofessionellen Teams eingebunden. Gut, wenn sie bei aller Autonomie und künstlerischer Eigenständigkeit auch Systemkenntnisse und Expertise im Arbeitsfeld Schule mitbringen. Wie können künstlerische Prozesse und qualitativ hochwertige Projekte im oft starren schulischen Kontext realisiert werden? Das Einschätzen von Möglichkeiten, Formaten und vorhandenen materiellen Ressourcen ist oft schon eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches und nachhaltiges Arbeiten. Dabei gilt es, Diskurse lösungsorientiert und impulsgebend zu führen, um die Bedingungen für die künstlerische Arbeit an Schulen zu verhandeln.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Entscheidungsträger:innen aus Politik und Schulverwaltung sollten wissen und anerkennen, dass Schulen in ihren massiven Veränderungsprozessen vielfältige Impulse, Begleitung und Expertise brauchen, um neue Wege der Unterrichtsentwicklung und des sozialen Miteinanders zu finden. Als eine gestaltende Kraft und wirksam in Veränderungsprozessen, sollten Kunst und Kultur und deren Vertreter:innen, also Künstler:innen und Kultureinrichtungen intensiv in die Diskurse über neue Wege eingebunden werden. Die nonverbale, einende Kraft von kreativen Aktionen und Projekten ist eine unschätzbare Hilfe in Einigungs- und Findungsverläufen. Die Rolle und die Aufgabe der Künstler:innen sollten willkommen und definiert sein. Für die Teilhabe und das Einbringen ihrer speziellen Expertise sollten Künstler:innen dann auch adäquat und nachhaltig honoriert werden.

 

Birgitta Heller-Mevißen bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Gemeinsam mit Saskia Köhler beteiligt sich Birgitta Heller-Mevißen im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 2: „Theoretische Konzepte und Diskurse“ und ist in Modul 8 sowie zusätzlichen Online-Formaten besonders für die „Train the Trainer“-Ausbildung verantwortlich. Bei Fragen oder Interesse an einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de.

 

© Thorsten Jansen

Friederike Schönhuth studierte Visuelle Kommunikation und Bildhauerei in Offenbach sowie Kunstgeschichte und Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Sie war Referentin für Bildende Kunst und Kuratorin des „ars viva“-Preises beim Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI und leitete die Kulturelle Bildung der Stiftung Nantesbuch. Seit fünf Jahren bei der Crespo Foundation verantwortet sie dort mittlerweile als Bereichsleitung „Ästhetische Bildung und Kunst“ die Förderung, Entwicklung und Ausweitung der bestehenden Programme in ihrem Bereich.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Als studierte Künstlerin, Kunsthistorikerin und Soziologin sehe ich als einen meiner heutigen Arbeitsschwerpunkte und meine Expertise als Bereichsleitung „Ästhetische Bildung und Kunst“ bei der Crespo Foundation vor allem in der Entwicklung neuer Formate, die insbesondere auch immer die zeitgenössischen Künste und Künstler:innen an der interprofessionellen Schnittstelle zur kulturellen Bildung fördern und einbeziehen.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Vor allem mit ihrem Programm „Das fliegende Künstlerzimmer“ möchte die Crespo Foundation Künstler:innen an der Schnittstelle von Kunst und Kultureller Bildung fördern und in ihrer Interprofessionalität stärken. Die damit verbundene Expertise soll dem Zertifikatskurs zugute kommen – und dieser wiederum den Künstler:innen. Darüber hinaus freuen wir uns auf die Aussicht, mit dem „Fliegenden Künstlerzimmer“ als Weiterbildungsort für den Zertifikatskurs in Hessen zukünftig die Anerkennung und Sichtbarkeit einer qualitätsvollen Arbeit von Künstler:innen in der Kulturellen Bildung zu erhöhen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Um die Arbeit von Künstler:innen in der Kulturellen Bildung weiter anzuerkennen und zu fördern, gilt es, die Expertise von Künstler:innen stärker in die Konzeption, Rahmenbedingungen und Honorierung von Formaten kultureller Bildung einzubinden. Bisher sind sie in Kooperationen noch zu oft das letzte Glied in der Förderkette. Dadurch geht sehr viel an Kompetenz und Professionalität verloren, die eigentlich schon vorhanden ist, aber noch nicht genug abgefragt wird. Die „Künstlerischen Interventionen“ sind ein weiterer Schritt auf diesem Weg zur Stärkung der Interprofessionalität der Künstler:innen.

 

Friederike Schönhuth bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Friederike Schönhuth beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Des Weiteren vertritt Friederike Schönhuth die Crespo Foundation als einer der Projektpartner, die das Pilotprojekt begleiten.

Siehe hierzu: https://kuenstlerische-interventionen.de/projektpartner/crespo-foundation/. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

33 finale Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten wurden zur Teilnahme an dem Zertifikatskurs ermittelt.

Nach einem intensiven Auswahlprozess der Projektverantwortlichen der Universität Hildesheim gemeinsam mit den externen Jurorinnen Özlem Canyürek und Khadidiatou Bangoura wurden nun 33 Teilnehmenden für den Pilotkurs ermittelt. Besonderer Fokus lag bei der Auswahl auch auf einer möglichst hohen Vielfalt in Bezug auf die Kunstsparten, ebenso auf Alter, Erfahrungen und Herkunft. Die Heterogenität der Gruppe ermöglicht es, die Inhalte des Kurses aus unterschiedlichsten Perspektiven zu diskutieren.

Jurorin Özlem Canyürek hebt dabei hervor, dass dies „die diverseste Gruppe“ sei, die sie bisher als Jurorin für Qualifizierungen im Kulturbereich in Deutschland ausgewählt habe. Aufgrund des hohen Rücklaufs von 456 Bewerbungen auf 30 Plätze haben sich die Organisator:innen darauf verständigt, die Teilnehmendenzahl um 10% zu erhöhen und 33 Personen aufzunehmen.

Ein wichtiges Signal für diejenigen Kunstschaffenden, die keinen Platz für den Pilotkurs erhalten haben, ist, dass schon jetzt intensiv an einer kontinuierlichen Etablierung der Weiterbildung an verschiedenen Orten in Deutschland  gearbeitet wird.

Die ausgewählten Stipendiat:innen werden im Mai mit ihrem Profil sowie einem Einblick in ihre künstlerische Praxis und bereits realisierte Projekte in der Kulturellen Bildung auf der Projekthomepage vorgestellt.

Bei Interesse an weiteren Informationen oder der Mitwirkung am Transfer des Pilotprojekts finden Sie Informationen auf der Webseite  sowie per E-Mail ( pia [dot] wagner [at] uni-hildesheim [dot] de).

Seit Februar arbeitet die Jury sorgfältig daran, aus den profilierten und vielseitigen Unterlagen eine passende Auswahl zu treffen. An dem Prozess beteiligt waren dabei maßgeblich die Partner:innen des Kurses: der Bundesverband Kulturagent:innen für kreative Schulen, CRESPO Foundation – Das fliegende Künstlerzimmer, TUSCH Hamburg, das Kunstlabor KLAUS, LesArt Berliner Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur, TanzZeit Berlin e. V. und das Zukunftslabor der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sowie die Leitung Bildung und Vermittlung Documenta und Museum Fridericianum GgmbH.

Es wurden nun rund 90 Bewerber:innen zu Auswahlgesprächen eingeladen, um dann final 30 Stipendiat:innen zu ermitteln. Zur Unterstützung der Jury im Rahmen der Auswahlgespräche wird die Expertise von zwei externen Jurorinnen, Khadidiatou Bangoura und Özlem Canyürek, herangezogen.

 

Foto: Privat

Khadidiatou Rachel Bangoura stammt aus Liberia und Guinea. Sie ist in Frankreich geboren und zog im Alter von sieben Jahren nach Deutschland. Nach einem BA in Internationalen Beziehungen & Entwicklungsstudien und einem MA in Afrikanistik in London schloss sie im Oktober 2017 ihr Studium des Zeitgenössischen Tanzes (Danceworks Berlin) ab. Sie arbeitet als freiberufliche Choreografin und Tänzerin u.a. mit Jan Pusch, Okwui Okpokwasili, Ester Ambrosino (Tanztheater Erfurt), Rafaële Giovanola (Cocoon Dance), Lin Verleger (Comedia Theater) und Ives Thuwis-De Leeuw (Junges Ensemble Stuttgart).
 
 
 
 

Foto: Jens Schmidt

Dr. des. Özlem Canyürek hat in Istanbul Soziologie, Kulturmanagement und Kulturpolitik studiert. 2021 promovierte sie in Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim mit einer Arbeit über „Cultural Diversity in Motion. Rethinking Cultural Policy and Performing Arts in an Intercultural Society”. Derzeit arbeitet sie als freiberufliche Kulturpolitikforscherin und Dozentin. Sie ist Ansprechpartnerin für den intersektionalen Diversitätsrahmen des Netzwerks PostHeimat, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Sie ist Mitglied der GLOSACI.

Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung – Qualifizierung und Zertifikat für Kunstschaffende aus den künstlerischen Disziplinen Architektur, Bildende Kunst, Design, Film, Fotografie, Literatur, Medien, Musik, Performance, Sound, Theater, Zeitgenössischer Tanz, Zirkus u. a.

Ein bundesweiter Zertifikatskurs, entwickelt durch das Institut für Kulturpolitik des Fachbereichs Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation der Universität Hildesheim in engem Austausch mit Praxispartner:innen, bietet insgesamt 30 Kunstschaffenden verschiedener künstlerischer Bereiche die Möglichkeit, sich für Arbeitsprojekte in der Kulturellen Bildung an Schulen und anderen Organisationen zu professionalisieren. Mit der Zertifizierung werden zudem Grundlagen für die Vermittlung und Bildung an Museen, Theater-, Tanz- und Opernbühnen, Orchestern, Jugendzentren oder bei Festivals erworben. Damit verbunden ist die Ausbildung als Trainer:in für zukünftige Zertifikatskurse „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“.