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Monat: September 2021

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Referent:innen

Birgit Mandel

© Daniel Kunzfeld

Birgit Mandel ist Professorin für Kulturvermittlung und Kulturmanagement sowie Direktorin des Instituts für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim. Sie leitet den Masterstudiengang Kulturvermittlung sowie den Bachelorstudiengang Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis. Mandel ist Vizepräsidentin der Kulturpolitischen Gesellschaft, Kuratoriumsmitglied der Commerzbank Stiftung, für die sie den Preis „ZukunftsGut“ für institutionelle Kulturvermittlung entwickelt hat, sowie Aufsichtsratsmitglied der Berlin Kulturprojekte GmbH. Außerdem ist sie Gründungsmitglied des Fachverbands für Kulturmanagement und hat den Verband mehrere Jahre als Präsidentin geleitet. Sie hat diverse Forschungsprojekte an der Schnittstelle von Kulturvermittlung, Kultureller Bildung, Audience Development, Kulturmanagement und Kulturpolitik sowie Besucherstudien und Bevölkerungsbefragungen durchgeführt und ist Autorin vieler Publikationen.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Meine Schwerpunkte sind Forschung und Lehre in der Kulturvermittlung an der Schnittstelle von ästhetisch-künstlerischer Praxis, Kunst-/Kulturvermittlung, Kulturelle Bildung, Kulturmanagement und Kulturpolitik.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Die Künste bieten besondere Potenziale für die Kulturelle Bildung, da sie gleichzeitig emotional, ästhetisch und intellektuell ansprechen. Sie ermöglichen in ihrer Zweckfreiheit und ihrem spielerischen Charakter „Probehandeln“ und können utopische Räume formieren: „Alles könnte auch ganz anders sein“. Durch ihre Mehrdeutigkeit und ihren Bedeutungsüberschuss „Es gibt nicht die eine richtige Lösung“ lassen sich in ihnen auch Konflikte und Widersprüche verhandeln. Diese Qualitäten der Künste können in der Verbindung mit Strategien der Vermittlung produktiv werden in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten wie Schule, Jugendarbeit, Stadtentwicklung, politische Arbeit oder auch in Wirtschaftsunternehmen.

Da auch unsere Hildesheimer kulturwissenschaftlichen Studiengänge seit ihrer Gründung 1978 auf das Potenzial der Künste für die Vermittlung im weitesten Sinne setzen, knüpft dieser Zertifikatskurs unmittelbar an unsere Expertise an und entwickelt sie weiter für freie Künstlerinnen und Künstler.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Es gibt bereits viele Förderprogramme auf der Ebene von Bund, Ländern und Kommunen für Künstler:innen in der Kulturellen Bildung, häufig aber in Projektstrukturen. Sinnvoll wäre eine feste Verankerung des Bereichs „Kulturelle Bildung“ in allen allgemeinbildenden Schulen mit kontinuierlichen Verträgen für Künstler:innen. In den öffentlichen Kultureinrichtungen ließe sich – z. B. mit einer Vorgabe für einen festen Anteil an Vermittlungsaufgaben im Budget – der Anteil der Vermittlung erhöhen, was auch kontinuierlichere Tätigkeiten für freie Künstler:innen eröffnen könnte.

 

Birgit Mandel bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Birgit Mandel beteiligt sich im Rahmen des Zertifikatskurses als Referentin im Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“Modul 5: „Kulturmanagement für Kunstschaffende in der Kulturellen Bildung“ sowie im Modul 6: „Kulturinstitutionen als Lernorte“. Des Weiteren hat sie als künstlerische Projektleiterin den Pilotkurs mitkonzipiert und auf den Weg gebracht.

Siehe hierzu: https://kuenstlerische-interventionen.de/team/.

Bei Fragen oder Interesse an einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

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Referent:innen

Tom Braun

© privat

Dr. Tom Braun ist Professor für Kultur- und Medienpädagogik an der IU Internationale Hochschule. Zuvor war er Geschäftsführer der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) und verantwortete die Konzeption und Durchführung bundesweiter Modell- und Praxisforschungsprojekte sowie Maßnahmen zur bundesweiten Feldentwicklung der kultur- und medienpädagogischen Fachstrukturen. Tom Braun ist Mitglied des Bundesjugendkuratoriums der Bundesregierung, des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) sowie des wissenschaftlichen Beirats der Wissensplattform kubi-online.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: Theorie und Praxis der Kulturellen Bildung, kritische Kulturpädagogik, kulturelle Schulentwicklung.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Wenn Praktiker:innen aus Kunst und Kultur an Schulen tätig werden wollen, dann müssen sie in der Lage sein, ihre eigene Fachlichkeit zu entwickeln, reflektieren und zum Bildungsauftrag der Schule und ihrer Akteur:innen ins Verhältnis setzen zu können. Künstlerische Interventionen wirken im Bildungssektor allein dann nachhaltig, wenn sie von reflektierten Praktiker:innen und in Kooperation mit den verantwortlichen Feldakteur:innen geplant und umgesetzt werden. An diesem Anspruch muss sich auch der Zertifikatskurs messen lassen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Die drängende Aufgabe besteht in einer analog-digitalen Bildungskonzeption, die sich vor allem an den Förder-, Beteiligungs- und Schutzrechten von Kindern und Jugendlichen orientiert. In diesem Sinne gilt es eine kinder- und jugendgerechte Ganztagsbildung umzusetzen. Dies heißt konzeptionell auch, dass das Recht auf vollumfängliche Teilhabe am kulturellen Leben für alle Kinder und Jugendlichen grundlegend berücksichtigt werden muss. Das geht aber nur durch eine verbesserte Zusammenarbeit von einerseits Bund, Ländern und Kommunen sowie andererseits durch förderliche Rahmenbedingungen, die eine multiprofessionelle Zusammenarbeit von schulischen und außerschulischen Akteuren ermöglichen. Alles ist aber nichts, ohne eine bessere Beteiligung der Kinder und Jugendlichen!

 

Tom Braun bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Tom Braun beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 4: „Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

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Referent:innen

Maike Gunsilius

© Thomas Krätzig

Maike Gunsilius ist Professorin für die Ästhetik des Kinder- und Jugendtheaters an der Stiftung Universität Hildesheim. Als Kulturwissenschaftlerin, Dramaturgin und Performance-Macherin hat sie seit 2003 an Theatern u. a. in Basel, Frankfurt am Main, Hamburg sowie in theatralen Stadtprojekten, freien Performances und Schulen gearbeitet. Außerdem hat sie an Hochschulen u. a. in Hamburg und Hildesheim gelehrt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Dramaturgien des zeitgenössischen und performanceorientierten Kinder- und Jugendtheaters sowie partizipative künstlerische Forschung mit Kindern und Erwachsenen.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Ich untersuche, wie zeitgenössische Formen von Theater und Performance für und mit Kindern und Jugendlichen deren Fragen und Anliegen bearbeiten. Dabei begreife ich das Kinder- und Jugendtheater als eine künstlerische demokratische Praxis, mit der Fragen des Zusammenlebens in einer diversen Gesellschaft für Gegenwart und Zukunft verhandelt werden und in der es deshalb stets darum geht, die Perspektive von Kindern und Jugendlichen und ihre gesellschaftliche Position im Verhältnis zu Erwachsenen neu zu verhandeln.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Ich sehe es als Herausforderung für den Kulturbetrieb und für Bildungsinstitutionen, Fragen gesellschaftlicher Diversität und Transformation in engerer Verbindung mit unterschiedlichen Bürger:innen zu bearbeiten. Das bedeutet für Künstler:innen verstärkt, mit ganz unterschiedlichen Expert:innen des Alltags zusammenzuarbeiten und künstlerische Formen und Arbeitsweisen für sehr heterogene Konstellationen zu entwickeln. Der Zertifikatskurs bietet die Chance, eine dafür notwendige Expertise zu vermitteln.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Zeit und Personal sind die zentralen Ressourcen für die künstlerische Arbeit in sozialen Feldern, um Fragen von Diversität und Teilhabegerechtigkeit in künstlerischen Projekten sowohl strukturell als auch ästhetisch bearbeiten zu können. Das erfordert neue personelle Aufstellungen und zeitliche Abläufe – und eine entsprechend höhere finanzielle Ausstattung.

 

Maike Gunsilius bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Maike Gunsilius beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

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Referent:innen

Seraphina Lenz

© Stefan Liefländer

Seraphina Lenz studierte Bildhauerei an der Kunstakademie Münster und entwickelt seit 2001 Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland. In Berlin betreibt sie mit fünf anderen Künstler:innen den Projektraum oqbo |raum für bild wort und ton. Für ihre künstlerischen Arbeiten erhielt Lenz zahlreiche Preise und Stipendien: 2021 Artist in Residence, P1 mobile Studio, Tenthaus, Norwegen; 2015 ARIO Residency, Odawara, Japan; 2002 bis 2014 erster Preis und Realisierung im Kunstwettbewerb für den Carl-Weder-Park, Berlin.

Von 2019 bis 2020 hatte Lenz einen Lehrauftrag an der Universität der Künste (UDK) Berlin, ebenfalls 2019 war sie als teaching artist an der Hochschule der Künste Bern (HKB) in der Schweiz tätig. Von 2011 bis 2013 arbeitete sie als Dozentin am Institut für Kunst im Kontext an der UDK Berlin. Zuvor war sie im Jahr 2010 als teaching artist an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg tätig und von 2001 bis 2005 arbeitete sie als Künstlerin im  Forschungsprojekt Kulturelle Bildung im Medienzeitalter der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK). Im Jahr 2000 hatte sie eine Gastdozentur an der Yokohama National University in Japan.

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Meine künstlerische Arbeit hat ihren Ursprung in der Bildhauerei. In den 2000er-Jahren fokussierte sich das Interesse auf die Herstellung von Stadträumen. Die Stadt ist Bühne und Austragungsort gesellschaftlicher Themen. Sie wird zum Forschungsgegenstand und Erfahrungsraum, in dem unterschiedliche Lebenswelten zusammentreffen und in dem historische Dimensionen, Architektur und Konsum auf Wahrnehmung und Verhalten wirken. Es ist mir wichtig, Projekte langfristig anzulegen, um spezifische Formen der Zusammenarbeit mit Anwohner:innen entwickeln zu können. Ein weiterer Schwerpunkt sind verschiedene Lehrtätigkeiten im Kontext von Schule und Hochschule. Es entstehen Übergänge zwischen beiden Bereichen.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Mit dem sich diversifizierenden Kunstfeld verändern sich gleichzeitig Prozesse der Kunstvermittlung und Definitionen der Kulturellen Bildung. Es fliegen Begriffe durch den Raum, deren Bedeutung je nach Kontext changieren kann. Was heißt zum Beispiel Intervention – hier, heute, in diesem Zusammenhang?

Waren die Kunst- und Bildungsdebatten der 1990er-Jahre geprägt durch vergleichsweise statische und unterscheidbare Positionen, so scheint 2021 eine neue Fluidität zu herrschen.

Die Chance des Kurses besteht meines Erachtens darin, dass sich die Beteiligten über Begriffe verständigen werden und sich im Wissen um verschiedene mögliche Positionen eine eigene künstlerische Haltung erarbeiten können. Das kann eine Grundlage dafür sein, das Arbeitsfeld der Kulturellen Bildung aus der Kunst heraus aufzurollen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Im Sinne der vorangegangenen Antwort möchte ich die Frage in sechs Rückfragen umwandeln: Was ist die kulturpolitische Ebene? Was ist die bildungspolitische Ebene? Welche Potenziale sind gemeint? Was zeichnet eine starke Zusammenarbeit aus? Von welcher Definition Kultureller Bildung soll ausgegangen werden? Und welcher Kunstbegriff bzw. welches Künstler:innenbild ist relevant? Eine Verständigung über diese Fragen würde mich im Verlauf des Wochenendkurses in Wolfenbüttel interessieren.

 

Seraphina Lenz bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Seraphina Lenz beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

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Referent:innen

Alicia de Bánffy-Hall

© Laurie Hall

Alicia de Bánffy-Hall ist Professorin für ästhetische Praxis in der Sozialen Arbeit (Schwerpunkt Musik und Medien) an der Hochschule Landshut. Nach einem B. A. Performing Arts/Community Music und einem M. Sc. Arts and Cultural Management hat sie zehn Jahre lang in Liverpool, England gelebt und europaweit als Community Musician gearbeitet. Sie war in Projekten u. a. mit Orchestern, Museen, Schulen, Kindertagesstätten, Gemeindezentren sowie in freien Projekten engagiert. De Bánffy-Hall hat in Deutschland den ersten M.-A.-Studiengang inklusive Musikpädagogik/Community Music mit aufgebaut. Sie ist im Vorstand des Community Music Netzwerks, außerdem ist sie Mitglied des Editorial Boards des International Journal for Community Music und der Community Music Activity Commission.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Mein Schwerpunkt liegt in der Community Music, mit Schnittmengen zur Musik in der Sozialen Arbeit, Musikpädagogik und Kulturellen Bildung.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Ich sehe in dem Kurs eine wichtige Ergänzung zu existierenden Fortbildungsangeboten, da er sich explizit an Künstler:innen wendet. Ich finde vor allem die interdisziplinären Aspekte spannend!

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Eine realistische Finanzierung und die Ausbildung für Künstler:innen im Bereich sozialer Innovationen sind essenziell. Deshalb ist dieser Zertifikatskurs so wichtig! Darüber hinaus ist das Sensibilisieren von Bildungs- und Kulturinstitutionen für die Potenziale der Zusammenarbeit mit Künstler:innen sehr wichtig.

 

Alicia de Bánffy-Hall bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Alicia de Bánffy Hall beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

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Referent:innen

Frank Jebe

© Christian Clarke

Prof. Dr. Frank Jebe (*1973) ist Künstler und Erziehungswissenschaftler sowie Professor für Kunst- und Kulturvermittlung an der Hochschule Niederrhein. Zuvor war er als wissenschaftlicher Referent in der Geschäftsstelle des Rats für Kulturelle Bildung mit den Publikationen und Studien des Expertengremiums befasst. Von 2008 bis 2013 verantwortete er als freiberuflicher Projektmanager des Kulturamts Düsseldorf kulturelle Bildungsangebote für Kindertagesstätten, Grund- und Hauptschulen sowie Jugendfreizeiteinrichtungen. Die Kooperationsprojekte zeichneten sich durch sozialraumbezogene Angebote der künstlerischen Erprobung aus. Von 1996 bis 2003 studierte Jebe an der Kunstakademie Düsseldorf. Von 2009 bis 2012 studierte er Erziehungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen.

 

 

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Mit dem Bezugspunkt der Kunst- und Kulturvermittlung kommen in meiner Lehre an der Hochschule Niederrhein unterschiedliche Schwerpunkte zum Tragen. Vorrangig sind hier die frühkindliche Kulturelle Bildung, die künstlerische Erprobung, die Handlungsformen der Kulturvermittlung, das Projektmanagement im Kulturbereich sowie die kulturelle Dimension von Digitalität zu nennen. In den Lehrveranstaltungen zur künstlerischen Erprobung spielen insbesondere meine biografischen Bezüge zur Bildenden Kunst eine wesentliche Rolle. Was mein Forschungsinteresse angeht, so liegt mein Augenmerk auf den bildungsrelevanten Schnittstellen von Kultur und Schule. Neben der Frage, wie Angebote von Künstler:innen im Sinne der Freien Künste Einzug in die Schule halten, sind für mich auch Fragen nach den bildungspolitischen Erwartungshaltungen an die Künste oder nach den Bildungspotenzialen für die Kulturvermittlung, die es im Zuge der Digitalisierung zu erforschen gilt, von Bedeutung.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Sicherlich liegt in der Professionalisierung des Felds ein großes Potenzial. Für mich lautet jedoch das zentrale Stichwort „Sichtbarkeit“. Der Zertifikatskurs besitzt das Potenzial, ein Arbeitsfeld für Künstler:innen in den Vordergrund zu rücken, das an den Akademien kaum thematisiert wird. Wenn es darüber hinaus gelingt, die bedeutsamen Erfahrungen, die mit künstlerischen Angeboten in der Schule einhergehen, sichtbar zu machen, ist viel gewonnen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Ob es der Zertifikatskurs vermag, die Rolle der Künstler:innen auf dem „freien“ Bildungsmarkt strukturell zu stärken, ist fraglich. Dafür scheint das Machtgefälle zwischen den lobbylosen Solo-Selbstständigen und der Institution Schule doch zu groß zu sein. Für mich besteht die bildungspolitische Notwendigkeit darin, die Kommunen bei der Auswahl und Vermittlung von außerschulischen Bildungsanbietern stärker in die Verantwortung zu nehmen. Wie das beispielhaft gelingen kann, zeigt die Stadt Düsseldorf mit dem „Düsseldorfer Modell“.

 

Frank Jebe bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Frank Jebe beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referent in Modul 2: „Theoretische Konzepte und Diskurse“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de

 

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Referent:innen

Mona Jas

© Victoria Tomaschko

Mona Marijke Jas ist Künstlerin und forscht im Bereich Kuratieren und Vermitteln zeitgenössischer Kunst. Sie war u. a. 2017 Mitglied der faculty der documenta 14 in Kassel und Athen und leitete die (Ver-)Mittlung der 10. Berlin Biennale 2018. Bis 2021 leitete Mona Jas das Forschungsprojekt Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung am Institut für Kulturpolitik der Uni Hildesheim und vertrat dort die Professur für Kulturelle Bildung. Seit 2021 ist Mona Jas künstlerische Leiterin des KinderKunstLabors, AUT, das in 2024 eröffnet und zeitgenössische Kunst für und mit einem jungen Publikum zeigt und zur Diskussion stellt. Ihr Forschungsschwerpunkt ist künstlerische Kunstvermittlung von zeitgenössischer bildender Kunst und Biennalen.

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

Als Künstlerin und Wissenschaftlerin geht es mir stets darum, Netzwerke zu schaffen, über die Künstler:innen und verschiedene Institutionen wie Schulen, Hochschulen, Kunstinstitutionen und soziale Einrichtungen auf Augenhöhe zusammenfinden und zusammenarbeiten. Das Besondere hierbei ist der beiderseitige Dialog: Meine künstlerischen Impulse und wissenschaftlichen Analysen fließen in Qualifizierungsprogramme für Künstler:innen, in die Lehre, in Kunstinstitutionen. Vor diesem Hintergrund schaffen wir einen gemeinsamen Erfahrungsschatz mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die zum Teil erstmals mit zeitgenössischer Kunst und den dazugehörigen Institutionen in einen intensiven Austausch treten können. Gemeinsam entwickeln wir innovative Vermittlungsformate – und ein generations- und sozialraumübergreifender Austausch kann entstehen.

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Hier können Kunst- und Kulturschaffende dabei unterstützt werden, Bewegung zu erzeugen und Änderungen zu bewirken. Das ist sehr wichtig für eine Gesellschaft, aber auch genauso wichtig für die Weiterentwicklung des Kunstfelds. Der Zertifikatskurs bietet dabei den Raum, die eigene Arbeit kritisch zu reflektieren, andere zu irritieren und selbst auch irritiert zu werden. Um Dinge verändern zu können, müssen wir uns in den Systemen auskennen. Nur so lässt sich herausfinden, wo Schwachstellen, aber auch Stärken sind und an welchen Stellen Veränderungen möglich werden. Veränderungen sind vor allem möglich, wenn das Bewusstsein von Künstler:innen für die eigene Deutungshoheit und die eigene Handlungsfähigkeit gestärkt wird. Das sind zentrale Aspekte des Kurses. Zu diesen zählt auch der Anspruch an die künstlerische Qualität in der Vermittlung, verbunden mit einer selbstkritischen Kontextualisierung der künstlerischen Arbeit in der Bildung im Zusammenhang mit Diversität, Internationalität und lokalen Bezügen.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Auf kultur- und bildungspolitischer Ebene ist zunächst die Verbesserung der ökonomischen Lage von Künstler:innen, zum Beispiel durch das bedingungslose Grundeinkommen, erforderlich. So kann ein Raum geschaffen werden, in dem es jenseits von politischen Interessen und Marktzwängen möglich wird, der eigenen intrinsischen Motivation zur Arbeit im Bildungs- und Sozialbereich zu folgen. Dann gilt es auch, die Widersprüche einer komplexen gesellschaftlichen Realität von Künstler:innen auf politischer Ebene und im Bildungsbereich nachzuzeichnen: Markt versus politisches Engagement – oder geht beides? Und wie geht das wiederum zusammen mit dem künstlerischen Anspruch nach Singularität und Qualität? Oder auch mit der oben angesprochenen ökonomischen Situation? Zumindest bleibt festzustellen: Lineare und starre Vorstellungen von der künstlerischen Arbeit im Bildungsbereich helfen nicht weiter. Heute finden wir nicht nur Komplexitäten, sondern auch die Möglichkeiten, dass einander widersprechende Prozesse gleichzeitig stattfinden können. Dies gilt es im kultur- und bildungspolitischen Bereich viel stärker mitzudenken.

 

Mona Jas bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Mona Jas beteiligt sich im Rahmen des Zertifikatskurses als Referentin im Modul 3: „Strategien und Praxisformate der Kunst- und Kulturvermittlung“. Des Weiteren hat sie als künstlerische Projektleiterin den Pilotkurs mitkonzipiert und auf den Weg gebracht.

Siehe hierzu: https://kuenstlerische-interventionen.de/team/.

Bei Fragen oder Interesse an einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de