Ellen Kobe lebt als Künstlerin und Kuratorin in Berlin und Potsdam. Nach dem Studium an der Weißensee Kunsthochschule Berlin nahm sie eine Studienresidenz der Villa Arson in Nizza wahr, erhielt ein DAAD Stipendium und beendete das Studium der Bildenden Kunst mit dem Diplom in Marseille, Frankreich. Ihr Fokus liegt auf Interventionen im öffentlichen Raum, Performances/Videos zur Institutionskritik zum Betriebssystem Kunst und zur Kultur des Abwesenden. In den vergangenen Jahrzehnten hat sie dazu einen eigenständigen Ansatz entwickelt, der Performance vom Abwesenden her denkt und vom Begriff der „Fehlstelle“ ausgeht. Ihr Interesse liegt in der Dekonstruktion gesellschaftlicher Rituale, insbesondere im Museum. Mit Performances greift sie in bestehende Strukturen ein, nutzt bereits existierende Räume, Materialien und Objekte und initiiert dadurch Perspektivwechsel durch minimale Umdeutungen.
Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?
Als Bildende Künstlerin arbeite ich zum Thema Geschichtsrezeption und realisiere Interventionen und Performances an historischen Orten. Mit dem kritischen Blick auf die museale Behauptung von Deutungshoheiten in Historie und Gegenwart entwickle ich Performances auf dem Grat zwischen Realität und Fiktion, wobei ich mich mit meiner Biografie in eine „Raumerzählung“ einschreibe.
In den jüngsten Performances hat sich die Frage nach der Identität im Spannungsfeld des aktuellen, gesellschaftlichen Diskurses um Fake Identities zu einer neuen Werkreihe konstituiert. Als fiktive Nachfahrin ist die Bezogenheit meiner Person zu einer Person der Geschichte verwandt mit der Beziehung von Sein und Zeit. In der Kühnheit dieser Behauptung offenbart sich den Betrachtenden exemplarisch auch ihre Bezogenheit zur Geschichte. Die Anwesenheit des Abwesenden findet dabei neue Sichtbarkeit, die mit verschiedenen künstlerischen Formaten die Aktualität der Vergangenheit zu hinterfragen erlaubt.
Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?
Ich begreife künstlerische Interventionen als Handlungsmacht, um in konkrete räumliche, soziale und politische Strukturen einzugreifen. Raumstrategie fasse ich im Beuys´schen Sinne auf, als Handlungsmacht im sozialen Raum. Es geht darum, die tieferen Zusammenhänge zu ergründen, von der aktuell beleuchteten Tangente der Frauen- und Flüchtlingspolitik zum Kern vorzustoßen und diese vor Ort zu verhandeln, also die Macht- und Gewaltverhältnisse, die deutsche Geschichte und zuvorderst: die Kapitalströme.
Der Pilotkurs fragt nach den Signaturen des neuen Zeitalters, verknüpft Erkenntnisse aus Arbeitswelt, Politik, Wirtschaft und Kulturgeschichte, um der gefühlten Überforderung dieser Gegenwart zu begegnen.
Ellen Kobe bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“
Ellen Kobe beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Künstlerin mit einer Performance in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Bei Fragen oder Interesse an einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de.