Mona Marijke Jas ist Künstlerin und forscht im Bereich Kuratieren und Vermitteln zeitgenössischer Kunst. Sie war u. a. 2017 Mitglied der faculty der documenta 14 in Kassel und Athen und leitete die (Ver-)Mittlung der 10. Berlin Biennale 2018. Bis 2021 leitete Mona Jas das Forschungsprojekt Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung am Institut für Kulturpolitik der Uni Hildesheim und vertrat dort die Professur für Kulturelle Bildung. Seit 2021 ist Mona Jas künstlerische Leiterin des KinderKunstLabors, AUT, das in 2024 eröffnet und zeitgenössische Kunst für und mit einem jungen Publikum zeigt und zur Diskussion stellt. Ihr Forschungsschwerpunkt ist künstlerische Kunstvermittlung von zeitgenössischer bildender Kunst und Biennalen.
Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?
Als Künstlerin und Wissenschaftlerin geht es mir stets darum, Netzwerke zu schaffen, über die Künstler:innen und verschiedene Institutionen wie Schulen, Hochschulen, Kunstinstitutionen und soziale Einrichtungen auf Augenhöhe zusammenfinden und zusammenarbeiten. Das Besondere hierbei ist der beiderseitige Dialog: Meine künstlerischen Impulse und wissenschaftlichen Analysen fließen in Qualifizierungsprogramme für Künstler:innen, in die Lehre, in Kunstinstitutionen. Vor diesem Hintergrund schaffen wir einen gemeinsamen Erfahrungsschatz mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die zum Teil erstmals mit zeitgenössischer Kunst und den dazugehörigen Institutionen in einen intensiven Austausch treten können. Gemeinsam entwickeln wir innovative Vermittlungsformate – und ein generations- und sozialraumübergreifender Austausch kann entstehen.
Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?
Hier können Kunst- und Kulturschaffende dabei unterstützt werden, Bewegung zu erzeugen und Änderungen zu bewirken. Das ist sehr wichtig für eine Gesellschaft, aber auch genauso wichtig für die Weiterentwicklung des Kunstfelds. Der Zertifikatskurs bietet dabei den Raum, die eigene Arbeit kritisch zu reflektieren, andere zu irritieren und selbst auch irritiert zu werden. Um Dinge verändern zu können, müssen wir uns in den Systemen auskennen. Nur so lässt sich herausfinden, wo Schwachstellen, aber auch Stärken sind und an welchen Stellen Veränderungen möglich werden. Veränderungen sind vor allem möglich, wenn das Bewusstsein von Künstler:innen für die eigene Deutungshoheit und die eigene Handlungsfähigkeit gestärkt wird. Das sind zentrale Aspekte des Kurses. Zu diesen zählt auch der Anspruch an die künstlerische Qualität in der Vermittlung, verbunden mit einer selbstkritischen Kontextualisierung der künstlerischen Arbeit in der Bildung im Zusammenhang mit Diversität, Internationalität und lokalen Bezügen.
Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?
Auf kultur- und bildungspolitischer Ebene ist zunächst die Verbesserung der ökonomischen Lage von Künstler:innen, zum Beispiel durch das bedingungslose Grundeinkommen, erforderlich. So kann ein Raum geschaffen werden, in dem es jenseits von politischen Interessen und Marktzwängen möglich wird, der eigenen intrinsischen Motivation zur Arbeit im Bildungs- und Sozialbereich zu folgen. Dann gilt es auch, die Widersprüche einer komplexen gesellschaftlichen Realität von Künstler:innen auf politischer Ebene und im Bildungsbereich nachzuzeichnen: Markt versus politisches Engagement – oder geht beides? Und wie geht das wiederum zusammen mit dem künstlerischen Anspruch nach Singularität und Qualität? Oder auch mit der oben angesprochenen ökonomischen Situation? Zumindest bleibt festzustellen: Lineare und starre Vorstellungen von der künstlerischen Arbeit im Bildungsbereich helfen nicht weiter. Heute finden wir nicht nur Komplexitäten, sondern auch die Möglichkeiten, dass einander widersprechende Prozesse gleichzeitig stattfinden können. Dies gilt es im kultur- und bildungspolitischen Bereich viel stärker mitzudenken.
Mona Jas bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“
Mona Jas beteiligt sich im Rahmen des Zertifikatskurses als Referentin im Modul 3: „Strategien und Praxisformate der Kunst- und Kulturvermittlung“. Des Weiteren hat sie als künstlerische Projektleiterin den Pilotkurs mitkonzipiert und auf den Weg gebracht.
Siehe hierzu: https://kuenstlerische-interventionen.de/team/.
Bei Fragen oder Interesse an einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de