Susanne Hesse-Badibanga (*1963) studierte von 1992 bis 1997 freie Kunst/Kunstpädagogik in Kassel. Nach einem Stipendium der Hessischen Kulturstiftung mit Studioaufenthalt in New York arbeitete sie als Kunstvermittlerin auf der documenta 12 in Kassel und leitete den Workshop „Deutsch-Wissen“ in Kooperation mit dem documenta-Beirat. Hesse-Badibanga leitete und konzipierte diverse interkulturelle Integrationsprojekte in Frankfurt am Main sowie das Vermittlungsprojekt „Schulstudio“ des Frankfurter Kunstvereins in Kooperation mit zahlreichen Schulen aus der Region. Sie ist freie Mitarbeiterin an der Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main. Darüber hinaus hat sie Lehraufträge an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main und an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main am Institut für Kunstpädagogik. Bei der documenta fifteen leitet sie den Bereich Bildung und Vermittlung.
Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?
Ich bin sowohl Künstler:in als auch Kunstvermittler:in. Beide Bereiche greifen bei meiner Arbeit ineinander. Meine Aufgabe für die kommende documenta fifteen ist beispielsweise die Konzeption der Walks für Besucher:innen. Die Konzeption und Planung der Walks erfolgt in enger Absprache mit der künstlerischen Leitung, dem indonesischen Künstlerkollektiv ruangrupa, und dem Artistic Team. Ein weiteres Feld meiner Tätigkeit ist die Planung und Organisation der Ausbildung der Guides zur Vorbereitung für deren Arbeit und Begegnung mit den Besucher:innen in der Ausstellung.
Im Austausch mit Universitäten und Schulen aus internationalen Kontexten beschäftigen wir uns mit Fragestellungen zu zeitgenössischen Formaten Kultureller Bildung in transnationalen Räumen. Im Kontext eines aktuellen Curatorial Turn wird Kunstvermittlung neu gedacht und neue Praxisformate werden ausprobiert.
Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?
Die Zusammenarbeit mit Künstler:innen in Feldern Kultureller Bildung ist ein wichtiger und unverzichtbarer Baustein. Künstler:innen haben einen anderen Zugriff auf künstlerische Techniken, Denkweisen und Handlungsstrategien als zum Beispiel Kunstvermittler:innen oder auch Kunstpädagog:innen. Ein unvermittelter Blick im Umgang mit Kunst eröffnet besonders jungen Teilnehmer:innen für sie unbekannte Formen des Verstehens und unerwartete Handlungsmöglichkeiten.
Damit sich die Zusammenarbeit von Künstler:innen und Schule oder einer anderen Institution nachhaltig fruchtbar gestaltet, ist es für die Künstler:innen ebenso hilfreich, Wissen darüber zu haben, wie zum Beispiel eine Institution funktioniert, unter welchen Bedingungen in der Regel Lehre stattfindet oder wie sich normalerweise geläufige Modelle Kultureller Bildung gestalten. Ein sensibler Umgang mit den jeweiligen Bedingungen, Konstellationen und Lernsituationen sind meines Erachtens wichtige Voraussetzung dafür, eine konstruktive (Lern-)Atmosphäre mit einer Gruppe zu gestalten.
Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?
Sicherlich braucht es bessere Förderstrukturen für jedwede Zusammenarbeit mit Künstler:innen, die ebenfalls vor und Nachbereitungszeiten finanzieren und möglich machen. Künstler:innen sollten stärker in Lehrzusammenhänge einbezogen werden, besonders für den Kunstunterricht in der Schule.
Susanne Hesse-Badibanga bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“
Susanne Hesse-Badibanga beteiligt sich im Rahmen des Kurses unter anderem als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“. Zusätzlich begleitet sie interessierte Stipendiat:innen bei der Entwicklung ihrer Praxisprojekte im Rahmen der documenta 15. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de