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Uta Plate

© Lupi Suma

Uta Plate ist Theatermacherin und Dozentin. Nach ihrem Studium der angewandten Kulturwissenschaften (Universität Hildesheim) wurde ihre Publikation „Fremd bleiben“ über interkulturelle Theaterarbeit veröffentlicht (Co-Autorin: W. v. Bernstorff). Von 1999 bis 2014 war sie leitende Theaterpädagogin an der Schaubühne Berlin. Seit 2014 arbeitet Plate international als freischaffende Regisseurin. Ihre Schwerpunkte sind: intergenerative Projekte, Arbeit mit sozial benachteiligten Gruppen, Bürger:innentheaterprojekte, dokumentarisches Theater, internationale Projekte mit Jugendlichen, Site-specific-Projekte. Zudem lehrt sie als Dozentin an Universitäten in Berlin, Gießen, Hildesheim, Hannover, Kopenhagen (Dänemark) und Ouagadougou (Burkina Faso).

 

 

 

Wo liegt Ihr beruflicher Schwerpunkt?

„There is a crack in everything. That’s how the light gets in.“ (Leonard Cohen)

Mein beruflicher Schwerpunkt ist meine kollaborative Arbeit mit den Expert:innen des Alltags, dem gemeinsamen Suchen und Experimentieren mit eigenen biografischen Lebenslinien, die durch Brüche geprägt sind – Momente des Zusammenbruchs, des Umbruchs, des Aufbruchs. Das durch einen Riss durchbrechende Licht erzählt dem Publikum von neuen Wegen, die man vorher vielleicht nicht für möglich gehalten hat.

Menschen mit verschiedenen Perspektiven auf gesellschaftliche Kontexte lade ich in meine Theaterarbeit ein, beispielsweise Familienrichter:innen oder Rainbow-Familien-Vereine wie bei der Produktion „Schöne neue Welt: Familie 2.0“ (Schauspielhaus Graz). In dem dokumentarischen internationalen Rechercheprojekt „Youth Memory“ (Deutsches Theater Berlin) untersuchten wir mit russischen, polnischen und deutschen Jugendlichen die diversen Gedenkrituale für den Zweiten Weltkrieg in den jeweiligen Ländern. Es entstanden Reibungen aufgrund der unterschiedlichen historischen Narrative, die dann ihren Ausdruck auf der Bühne fanden. Den Mut zur Auseinandersetzung braucht es auch in intergenerativen Theaterprojekten mit einheimischem Senior:innen und jungen Geflüchteten, um sich gegenseitig Fragen zu stellen, die sich sonst keiner zu fragen traut. (Residenztheater München: Servus Salem)

 

Welche Potenziale sehen Sie in dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ für Ihr Fachgebiet?

Der Kurs soll die Kunst des „gemeinsamen“ Prozesses erforschen, wie dieser initiiert und gestaltet werden kann. Wie entsteht das Wechselspiel zwischen eigener künstlerischer Inspiration und der Suche und den Ideen sowie dem Forschen der Teilnehmenden?
Da die Form die Aussage definiert, gilt es in dem Kurs die Wirkungsweisen ästhetisch-formaler Sprache zu untersuchen: Wie wollen wir unsere Inhalte erzählen? Soll eine Entdeckung offenbart werden? Soll die Welt hinterfragt, das Publikum verstört werden? Oder sollen neue Welten erfunden werden?
Sich auf offene Prozesse einzulassen, erfordert von allen Projektteilnehmer:innen viel Mut und Vertrauen. Die Künstler:innen geben dafür den Rückenwind. Die Basis für Klarheit, Risikofreude und Spielraum von Möglichkeiten kann dieser Kurs geben.

 

Welche Veränderungen sind auf kultur- oder bildungspolitischer Ebene notwendig, um die Potenziale einer Zusammenarbeit mit Künstler:innen für die Kulturelle Bildung in Deutschland zu stärken?

Ein dringliches Ziel sollte die Mitbestimmung und Partizipation von Kindern und Jugendlichen sein. Die Chancenungleichheit junger Menschen ist in der Pandemie noch sichtbarer geworden. Wie können wir Kulturschaffende den Ungleichheiten, die zu Sackgassen in Denken, Fühlen und Handeln führen, alternative Erfahrungs- und Entdeckungsräume entgegensetzen?

Als freischaffende Regisseurin und Theaterpädagogin erlebe ich die Herausforderung, Projekte der Kulturellen Bildung an bestehende Hierarchien anzusiedeln. Wie können Spiel- und Forschungsräume an Theaterhäusern, die andere Denkhierarchien und Kommunikationsweisen gewohnt sind, entstehen und reifen? Oft ist es ein konfliktreiches Feld, „das richtige Leben im falschen“ zu etablieren. Diese Konflikte brauchen andere Räume, um sie fruchtbarer zu gestalten – sie also nicht nur in kurzfristigen Prozessen so gut wie möglich zu bewältigen, sondern sie umfassend zu ergründen und weiterzuentwickeln. Solche Forschungsräume wünsche ich allen Beteiligten.

 

Uta Plate bei „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“

Uta Plate beteiligt sich im Rahmen des Kurses als Referentin in Modul 1: „Potenziale der Künste für kulturelle Bildungsprozesse“ sowie in Modul 4: „Kulturelle Bildung in schulischen Kontexten“. Bei Fragen oder Interesse einer Zusammenarbeit wenden Sie sich gern an zertifikatskurs [at] uni-hildesheim [dot] de