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Absolvent:innen

Lisa Haucke – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Ein Thema der vergangenen Jahre war für mich, Lebensorte, Tanzen und Performance miteinander zu verbinden. Bei meinem Projekt „An der Kreuzung“ in Braunschweig 2016 habe ich gemeinsam mit den an einer Straßenkreuzung lebenden und arbeitenden Menschen die Kreuzung zum Aufführungsort bestimmt – und beispielsweise in einem Bioladen, in Wohnhäusern und einem Kirchturm Installationen, künstlerische Interventionen, Videoarbeiten und Tanz realisiert. In meinem Stipendium in Meinersen habe ich sogar die gesamte Dorfgemeinschaft zum Mitmachen aufgefordert. Performances mit Menschen in einem zuvor abgesteckten sozialen Feld zu realisieren, in dem ich als Künstlerin interagiere, ist auch in meiner derzeitigen Arbeit im Fliegenden Künstlerzimmer an der Limesschule in Idstein zentral.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich interessiere mich dafür, Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen für den Tanz, die Körperarbeit, die künstlerische Arbeit zu öffnen. Ich bin davon überzeugt, dass Tanzen als gemeinsame Sprache Menschen zueinander bringt, füreinander öffnet, dabei hilft, Vorurteile abzubauen und sensibler zu werden im Umgang mit sich selbst und mit anderen. Tanzen hat etwas sehr Friedliches, schafft Freiräume im Kopf und im Miteinander. Ich erlebe in meiner Arbeit immer wieder, dass die in der Tanzpraxis verborgenen Potenziale für die Persönlichkeitsentwicklung immens sind. Diese Freiräume möchte ich Menschen ermöglichen, indem ich sie zum eigenen künstlerischen Tun anrege.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Eine Intervention stößt Veränderungsprozesse an, ermöglicht Partizipation, Aneignung, Selbstreflexion. Sie ist lange geplant oder spontan improvisiert. Sie inspiriert und regt zum Dialog an, schafft Begeisterung und Erkenntnisse. Sie erfordert Vertrauen in den Dialog nach innen und nach außen. Sie kann ein überraschender Tanz auf dem Schulhof sein oder ein länger geplantes großes Aufführungsprojekt, bei dem viele Beteiligte involviert sind und ihre eigenen Themen mit einbringen oder mit neuen Themen konfrontiert werden. Die Intervention gibt die Erlaubnis, etwas anders zu denken und zu machen, als es der gängige Ablauf, zum Beispiel in einer Institution, sonst erfordert – und bringt diesem zugleich Respekt und Wertschätzung entgegen.