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Absolvent:innen

Anke Eberwein – Fragen

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Musizieren, Musik hören, Bewegen zu Musik – Musik wirkt ganzheitlich und mehrdimensional: kognitiv, motorisch, emotional, affektiv. Wie lässt sich Wirklichkeit mithilfe musikalischer Mittel ästhetisch, ganzheitlich und mehrdimensional erleben? Ist (inter)aktives, improvisiertes, intuitives miteinander Musizieren der Schlüssel? Wie kann ich ein künstlerisches „Feld“ so bereiten, dass schöpferische Kräfte darin wachsen und agieren können? Ich suche die Durchmischung von Kunst und Alltag, den ästhetischen Blick auf Alltägliches, und den alltäglich-vertrauten Blick auf Musik – jenseits von Virtuosität und Exklusivität. Jeder Mensch ist auf seine Weise musikalisch, wird auf seine Weise von Musik berührt, überall und lebenslang.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Besonders im ländlichen Raum, der kulturell meist stark unterversorgt ist und wo altersgerechte Kulturangebote fehlen, möchte ich Menschen im dritten und vierten Lebensalter mit ästhetischen, erlebnis- und wahrnehmungserweiternden Musikprojekten anregen und aktivieren. Über die Begegnung mit sich und Musik (Instrument, Stimme, Tanz) wird Identität, Selbstfindung, Entfaltung, Selbstwirksamkeit, Erkenntnis und Eigenverwirklichung („den eigenen Ton finden“), Lernen und Weiterentwicklung möglich. Mit musikalischen Mitteln kann die Lebensqualität alter Menschen erhalten und verbessert werden.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Ich versuche, einen ästhetischen Raum in vertrauter, beruhigender und anregender Atmosphäre zu schaffen, in der Kunst entstehen und sich entfalten kann. In diesem Raum begleite ich Menschen beim Erinnern an Lebensmomente, an Bekanntes – ein Lied, Musikstück, Instrument – oder auch an Emotionen wie Glück, Trauer, Liebe. Bekanntes wird während eines dialogischen Prozesses in einen neuen Kontext gesetzt, woraus sich neue Formen entwickeln. Beispiel: Das Protestlied „Bella ciao“ wird gemeinsam umgetextet und in einen persönlichen Zusammenhang gestellt oder instrumental zu einem Trauerblues umgeschrieben. Die Agierenden erleben dabei neue Erfahrungsräume und Selbstwirksamkeit – sie spüren in der Musik ihre eigene schöpferische Kraft.