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Damian Ibn Salem

© Sonja Palade

Damian Ibn Salem ist als Dirigent, Korrepetitor, Pädagoge und Projektmanager im musikalischen Bereich aktiv. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Neukonzeption instrumentaler Musik und das aktuelle Musiktheater. 

Er leitete Opernvorstellungen am Theater Lüneburg, der Oper Leipzig (Schulvorstellung) und an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. Darunter aktuelle Opern von Peter Maxwell Davies, Udo Zimmermann, Dominick Argento und Manuel Durão, sowie bekannteres Opernrepertoire. Als Stipendiat der Akademie Musiktheater Heute der Deutschen Bank Stiftung arbeitet er an einem Opernprojekt mit dem Ensemble Modern. Engagements als Korrepetitor führten ihn an die Oper Leipzig, das Theater Chemnitz und das Theater Nordhausen.

Während seiner Studienzeit hatte er die Möglichkeit, mit zahlreichen professionellen Orchestern zu arbeiten. Darunter die Nürnberger Sinfonikern, das Orchester der Musikalischen Komödie, das Leipziger Sinfonieorchester, der Erzgebirgischen Philharmonie Aue und den I Pomeriggi Musicali (Milano). Als Assistenzdirigent beim Akademischen Orchester Leipzig leitet er Orchesterproben und Konzerte im Gewandhaus.

Er studiert Dirigieren bei Prof. Matthias Foremny und schloss das Studium mit einem Bachelor und einem Master of Music ab. Ein Erasmus- Stipendium ermöglichte ihm 2013 einen sechsmonatigen Auslandsaufenthalt bei dem Dirigenten Prof. Gilberto Serembe in Brescia. Das Deutschlandstipendium sowie das Sparda-Bank-Stipendium wurden ihm für hervorragende Leistungen in den Fächern Orchesterleitung und Klavier verliehen. Sein Studium begann Damian Ibn Salem an der Hochschule für Musik Würzburg mit dem Hauptfach Klavier. Die Teilnahme an Meisterkursen von Friedemann Rieger, Fabio Bidini, Benedetto Lupo sowie an der Pianale 2011 in Schlitz bereicherten sein Studium.

In Nürnberg führte er sein Klavierstudium bei Frau Schmidt-Noll weiter und studierte zusätzlich Orchesterleitung bei Prof. Guido J. Rumstadt. Damian Ibn Salem wurde in der hessischen Stadt Schlitz geboren. Mit Klavierunterricht bei dem Dirigenten und Musikforscher Harke de Roos begann er seine musikalische Laufbahn

Kontakt:

d [dot] ibn [dot] salem [at] gmail [dot] com 

ibnsalem.de

 

EINBLICKE IN DIE PRAXIS von Damian Ibn Salem

„Call and Response“

In dem Projekt Call and Response trafen drei Musiker*innen der Kammerphilharmonie Bremen auf drei Schüler*innen der Gesamtschule Bremen Ost, um mit Hilfe von elektronischer Manipulation ein Gespräch aus Melodien und Geräuschen zu entwickeln, das sich in eine komplexe Klangstruktur entwickelte.

Das Projekt löste die klassische Hierarchie der Vermittlung von professionellen Musiker*innen und den Lernenden auf, indem die aufeinander treffenden Personen in ein Abhängigkeitsverhältnis versetzt wurden und die Musiker*innen im Bereich der Improvisation ihre Komfortzone verlassen mussten. Es wurde versucht, eine wertneutrale Improvisationplattform zu erstellen, wo Musiker*innen und Schüler*innen sich in kürzester Zeit auf ein Ergebnis einigen mussten. Dies geschah in einem Prozess gegenseitiger Beeinflussung. Das musikalische Material der Instrumentalist*innen konnte durch Live-Processing der Schüler*innen bis zur Unkenntlichkeit verändert werden. Die Instrumentalist*innen reagierten wiederum auf diesen Prozess. So entstand ein gegenseitiges Zuhören und Reagieren, was die Basis jedes gemeinsamen Musizierens ist. Notenmaterial wurde nur als Einstieg in die Improvisation verwendet. Abbildungen von schwarz-weiß strukturierter Mondoberfläche haben dazu gedient, Stationen festzuhalten, die als Erinnerung an bestimmte Klänge halfen.

 

Das Zukunftslabor ist eines der innovativsten musikalischen Vermittlungsformate in Deutschland und basiert auf der Partnerschaft der Kammerphilharmonie Bremen und der Gesamtschule Bremen-Ost. In vielen Formaten findet hier ein Austausch zwischen den Institutionen statt. 

Der Club 443 Hz ist das experimentellste Programm des Zukunftslabors. Mit dem Thema „Reise zum Mond“ arbeiteten Musiker*innen, Lehrkräfte und Schüler*innen an einem Programm für einen gemeinsamen Auftritt. Ein Teil davon war das Projekt Call and Response ein.

 

Ablauf

Damian Ibn Salem bereitete die gemeinsamen Proben mit einfachen Kompositionen für die Instrumentalist*innen vor, die diese als Grundlage für ihre Improvisation nutzen konnten. Die Effektgeräte und Soundcomputer wurden mit farblichen Markierungen und einfachen Anleitungen versehen, sodass sie nach einer kurzen Einleitung für die Schüler*innen nutzbar waren. Die Geräte wurden sorgfältig ausgewählt, um eine große Bandbreite an Veränderungen des Sounds, aber gleichzeitig eine intuitive Kontrolle zu ermöglichen. In vier Proben trafen die Schüler*innen auf die Musiker der Kammerphilharmonie. Die Proben begannen mit einer Einführung in die elektronischen Geräte der Schüler*innen, um ihnen einen Wissensvorsprung gegenüber den Musiker*innen zu geben. In einem weiteren Schritt wurden jeweils ein Instrument der Musiker*innen mit einem Effektgeräte der Schüler*innen verbunden, sodass eine direkte Kommunikation möglich war. Dies geschah in den Proben auch mit Kopfhörern um sich akustisch nicht zu stören. Als nächstes organisierten sich die vier Paare zueinander. Es wurden Abläufe besprochen und es entstand ein Improvisationskonzept.

Die Hauptprobe und die Generalprobe wurde genutzt, um den Improvisationsrahmen zu erkunden und sich mit dem Gefühl vertraut zu machen live auf die jeweils anderen Personen zu reagieren. Eingeübte Abläufe wurden an die Situation des Raumes, die Verstärkung und den Programmverlauf angepasst. In beiden Konzerten konnten die Beteiligten eine intensive Spannung durch die Improvisation aufbauen und einen atmosphärischen sich entwickelnden Sound kreieren.

kontext:europa

© Tobias Paul

Das Projekt kontext:europa bringt kontroverses Kulturgut auf die Bühne und setzt sich mit dem Kosmopoliten Beethoven auseinander. Mit der Instrumentierung irischer, schottischer und walisischer Volkslieder lässt Beethoven seine Zeitgenossen durch die ästhetische Brille der Wiener Klassik teilhaben – an den geschichtlichen, gesellschaftlichen und menschlichen Bedürfnissen dieser Völker. Jahrhundertealte Konflikte werden thematisiert, und zeigen auf, welche Ressentiments oder Verbindungen bis heute zwischen den Menschen bestehen. Die Auseinandersetzung hiermit, in Form von Musik und Gespräch, bietet ein interessantes Zeugnis dieser Ereignisse.

Was haben Sie aus diesem Projekt für ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Für mich war erstaunlich, wie gut das Gespräch innerhalb des Konzerts aufgenommen wurde. Erst dadurch konnte eine Verbindung zu aktuellen Konflikten zwischen den betroffenen Völkern hergestellt werden.

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Das einzige, wirklich Verbindende in meinen Arbeitsfeldern ist die Musik. Einige Fragen begleiten mich in meiner Arbeit aber immer wieder: Wie schwer lastet die musikalische Tradition der vergangenen 300 Jahre auf uns? Was davon ist Reichtum? Warum hindert uns so vieles an einem offenen, zeitgemäßen Umgang mit dieser Tradition?

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Wir lassen uns in unserer Meinung über künstlerische Arbeit oft durch Klickzahlen, Vorschläge oder Beurteilungen leiten. Ich würde mich freuen, zu einem festeren Selbstbewusstsein beitragen zu können, um mit Neugier und ohne Vorbehalt Kultur aufzunehmen.

Was macht für Sie künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Mir gefällt die Aussage von Joseph Beuys „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Für die kulturelle Bildungsarbeit bedeutet das, dass es nicht nötig ist, Menschen Kunst beizubringen. Wir können stattdessen zusammen Kunst erschaffen und erleben.