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Rosmarie Weinlich

© Rosmarie Weinlich

Rosmarie Weinlich (*1984, Erfurt) ist freischaffende Künstlerin und Kunstvermittlerin. Sie studierte Freie Kunst an der Bauhaus Universität Weimar und am Milwaukee Institute of Art and Design in Wisconsin in den USA. Ihre künstlerischen Arbeiten werden national und international in Ausstellungen und Biennalen gezeigt, und sie befinden sich in diversen Sammlungen. Für einige erhielt sie renommierte Auszeichnungen, zum Beispiel den 1. Deutschen Installationskunstpreis. Außerdem ist Weinlich seit 2013 in der Kunstvermittlung tätig. Mit ihren künstlerisch-kulturellen Projekten arbeitet sie gezielt an der Vermittlung künstlerisch-methodischer Strategien und leitet Workshops für Lehrende, aber auch für Kinder und Jugendliche. Seit 2019 ist sie als Museumspädagogin bei der Klassik Stiftung Weimar tätig und arbeite seit 2021 verstärkt an der Digitalisierung kultureller Arbeit.

 

Kontakt: https://www.rosmarieweinlich.de/ 

 

EINBLICKE IN DIE PRAXIS von Rosmarie Weinlich

„Expedition Insekten: Staunen. Zeichnen. Neuerfinden.“

Bildungs- und Vermittlungsarbeit sind in einem ständigen Prozess begriffen. Tendenzen und innovative Impulse, wie auch die große Vielfalt an selbstständig-kreativen Angebotsformaten und die Heterogenität der Teilnehmenden beeinflussen die Qualitätskriterien. Einen Orientierungsrahmen für eine gelungene Bildungsarbeit zu geben, bietet Herausforderungen und Schwierigkeiten. Konkrete und passgenaue Kriterien können daher nur für die eigene Arbeit entwickelt werden.

Der vorliegende Bericht legt Faktoren für Gelingen und Fehlentwicklungen für die Bildungs- und Vermittlungsarbeit aus meiner aktuellen Perspektive als Künstlerin dar. Mit Methoden der künstlerischen Forschung — von der ästhetischen Wahrnehmung bis hin zur Praxis — fördere ich die Vielfalt des gegenseitigen Erfahrens und Lernens, den kreativen Austausch und die Partizipation.

Wie kann ein Prozess angestoßen werden, der künstlerisches, alltägliches und (kultur-) wissenschaftliches Wissen zusammenführt?

In wieweit kann mein Projekt Impulse setzen und einen Beitrag zur nachhaltigen Umweltgestaltung leisten?

© Rosmarie Weinlich

Meine eigene künstlerische Arbeit liegt im Grenzbereich von Wissenschaft, Natur und Kunst. Ich erschaffe Parallelwelten neuer Möglichkeiten und des Widernatürlichen. Für mich ist entscheidend der wissenschaftlich fundierten Welt meine eigene künstlerische Welt entgegenzusetzen und neue Realitäten zu schaffen. Dabei bediene ich mich hauptsächlich zweier künstlerischer Medien – Malerei und Installation.

Die Künstlerische Forschung ist auch wesentlicher Bestandteil meiner Projektarbeit in der Kulturellen Bildung. Ich ermögliche Lernräume, die vom kreativen Experiment leben. Durch sinnliche Erfahrungen im Ausprobieren verschiedener künstlerisch- kreativen Techniken, Methoden und Materialen, in Erweiterung zu physikalischen Phänomenen und biologischen Prozessen, kommen die Teilnehmenden meiner Projekte zu neuen Erkenntnissen.

Kunst und Forschung haben beide das Ziel, die umgebende Welt, aber auch sich selbst, besser zu verstehen, um nachfolgend bewusst und zweckbestimmt in Aktion zu gehen. So bedeutet jedes Erkennen auch ein schöpferisches Wirken.

 

Try 

Know 

Lead 

Inspire 

and have Fun.

 

© Rosmarie Weinlich

Projekt-Steckbrief

Titel:  Expedition Insekten: Staunen. Zeichnen. Neuerfinden. 

als Teil des Projektes Kunst-Labor

Künstlerischer Workshop: 

Zeichnung und Objektgestaltung 

Programmpartner: NETZ – Medien und Gesellschaft e.V., die Kunstmuseen Erfurt und die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen e.V. 

Förderprogramm: Bundesministerium für Bildung und Forschung aus dem Programm „Kultur macht stark, Bündnisse für Bildung“ und der BKJ, Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung e.V. 

 

Partizipirende: Künstlerin Rosmarie Weinlich, Wissenschaftler Diplom-Biologe Matthias Hartmann und Konrad Kürbis, M. Sc., Zoologische Präparatoren Ralf Nowak und Marco Fischer

Zielgruppe: Kinder und Jugendliche 10 – 18 Jahre 

Durchführungszeit: Ferienprojekt 19. – 22. April 2022, tgl. 9.30 – 14.00 Uhr

Durchführungsort: Projektraum im Naturkundemuseum Erfurt

Personenanzahl: 8 Personen 


Insekten machen mehr als die Hälfte aller auf der Erde lebenden Arten aus und haben enormen Einfluss auf natürliche oder anthropogene Ökosysteme. Durch eine Vielzahl von Anpassungen haben sie alle wichtigen Ökosysteme der Erde erobert und nehmen eine wichtige Rolle für das ökologische Gleichgewicht unseres Planeten ein. Doch angesichts der hohen Spezialisierung von Insekten stehen viele Arten durch die Zerstörung der Lebensräume bereits kurz vor dem Aussterben. 

Das Projekt umfasst einen künstlerisch-ästhetischen Forschungsprozess in der Auseinandersetzung mit der Thematik und zielt darauf hin, das ökonomische und gesellschaftliche Potenzial der Kleinstlebewesen besser verstehen zu lernen. Dabei gehen wir in den direkten Austausch mit Wissenschaftler*innen, um evolutionäre Aspekte bei Insekten zu untersuchen und mittels des kreativen Arbeitens Zukunftsperspektiven zu entwickeln. 

Der Ferienwochen-Workshop eröffnet allen beteiligten Kindern und Jugendlichen ein Prozess kreativer Aktivitäten und liefert künstlerisch-methodische Angebote zu experimentellen und recherchierenden Verfahren im Spannungsfeld zwischen Mensch, Natur, Kunst und Wissenschaft. 

Die Teilnehmer*innen erkunden die Gegenwart und reflektieren ihr verantwortungsbewusstes, nachhaltiges Handeln zur möglichen Neugestaltung einer zukünftigen Welt.

 

Ästhetische Forschung zur Lichtverschmutzung, 2013-2014

© Rosmarie Weinlich

Die „Ästhetische Forschung zur Lichtverschmutzung“ ist ein gelungenes interdisziplinäres Projekt der künstlerischen Forschung unter einem brisanten Thema, das das Ziel verfolgt, kulturferne Regionen in den kulturellen Austausch zu bringen. Unter gesellschaftlichen, kulturellen, astronomischen und ökologischen Aspekten umfasste das Projekt einen ästhetischen Forschungsprozess zur Auseinandersetzung mit der Problematik der Lichtverschmutzung. In drei Projektzyklen wurde ein gestalterischer Exkurs entwickelt, welcher in visueller Kommunikation, in Objekt- und Installationskunst, in Interventionen sowie in ein fotodokumentierendes Ausstellungsformat mündete. Ziel jeder Projektphase war ein Präsentationsteil mit Kunstwerken, der wiederum die grundlegende Ideen- und Impulsplattform für die darauffolgende Arbeitsgruppe darstellte.

http://publikation.kulturagenten-programm.de/detailansicht98f7.html?document=113 

Was nehmen Sie aus dem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mit?

Über die gewonnenen ästhetischen Erfahrungen der Jugendlichen hinaus war mir wichtig, mit eigenen kreativen Resultaten und ausgelösten Debatten zu zeigen, dass im Sinne eines offenen, erweiterten Kunstbegriffs jedem die demokratische, verantwortungsbewusste und damit nachhaltige Mitgestaltung von Umwelt obliegt.

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Meine künstlerische Arbeit liegt im Grenzbereich von Wissenschaft, Natur und Kunst. Sie setzt sich mit Phänomenen der Natur und des Sozialen auseinander und baut auf dem Auflösen und Wiedererschaffen auf, wobei der analytische Blick, die ästhetische Empfindsamkeit und die künstlerische Neuformung ineinander übergehen. Ich erschaffe Parallelwelten neuer Möglichkeiten und des Widernatürlichen. Für mich ist entscheidend, der wissenschaftlich fundierten Welt meine eigene künstlerische Welt entgegenzusetzen und neue Realitäten zu schaffen. Dabei bediene ich mich hauptsächlich zweier künstlerischer Medien – Malerei und Installation.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich bin der festen Überzeugung, dass Kunst und Kultur bewegen, unverzichtbare Erfahrungen auslösen und ein wesentlicher Beitrag einer fortschrittlichen, sich entwickelnden demokratischen Gesellschaft ist. Auf dieser Grundlage legt meine kulturelle Bildungsarbeit den Fokus auf die ästhetische Forschung. Mir ist besonders wichtig, über die gewonnenen ästhetischen Erfahrungen hinaus mit eigenen kreativen Resultaten und ausgelösten Debatten zu zeigen, dass im Sinne eines offenen, erweiterten Kunstbegriffs jedem die demokratische, verantwortungsbewusste und damit nachhaltige Mitgestaltung von Umwelt obliegt.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Die Kunst ist Selbstinszenierung, aber auch identitätsstiftend und eine Form, sich die Welt anzueignen. Die künstlerische Arbeit lebt von der Eroberung neuer Dimensionen und ist in der Kulturellen Bildung eine Möglichkeit, Unsichtbares erlebbar zu machen. Dabei dient die künstlerische Intervention, meine professionelle Sichtweise, als Impulsgeber zur künstlerisch-praktischen, aber durchaus kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Gedankenwelt in Verbindung oder Konfrontation mit dem öffentlichen Raum.