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Sabine Funk

© Roland Baege

Sabine Funk ist ausgebildete Bühnenmalerin und Bühnenplastikerin, Künstlerin und Kunstwissenschaftlerin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Kunstakademie Münster, zuvor entwickelte sie am Institut für Kunst und Materielle Kultur der Technischen Universität Dortmund den künstlerischen Arbeitsbereich „Digital & Expanded Painting“. Ihre Interessenschwerpunkte liegen in zeitgenössischer und medienbasierter Kunst, inbesondere in der digitalen Malerei, sowie in der digitalen Transformation im Bildungs- und Kultursektor. Sie ist Gründungsmitglied des wissenschaftlich-künstlerischen Thinktanks Frappanz – Kollektiv kultureller Freiheiten e. V.

www.frappanz.com

 

EINBLICKE IN DIE PRAXIS von Sabine Funk

„Das Ameisen-Projekt“ – Eine Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein Frappanz e.V. 

 

Mein Praxis-Projekt befasst sich mit dem Kollektivgedanken, der hier anhand des Wesens der Ameise untersucht und erfahrbar gemacht werden soll. Das Thema des Kollektivs beschäftigt mich bereits seit der Gründung unseres gemeinnützigen Vereins Frappanz e.V., der uns seit 2020 eine Plattform in Dortmund bietet, die gleichzeitig Labor künstlerischen Handelns und kultureller Praktiken darstellt und die Künstler*innen, Kulturaktivist*innen und Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen und Kontexten ansprechen und zusammenbringen möchte. Unser Raum ist offen für Kooperationen, Aktionen und Vernetzungen.

Ganz in diesem Sinne findet hier seit Herbst 2022 ein ganzjähriges Projekt namens „ANTOLOGY“ statt, das sich der künstlerischen Forschung zur Ameise widmet und dazu die Beteiligung möglichst Vieler fördern möchte. Die Frage nach kollektiven Strukturen und den daraus entstehenden Möglichkeiten für Individuen sowie für Gesellschaft, soll dabei aus unterschiedlichen Perspektiven untersucht werden.

 

In diesem Rahmen entwickelte ich gemeinsam mit einer Künstlerin und Kollegin ein Workshop-Format für Grundschüler*innen, das sich in inhaltlich-informative, künstlerisch-gestalterische und interaktiv-experimentelle Komponenten aufteilt. Ziel war es, bei den Teilnehmenden Neugier zu wecken und sie einzuladen, sich forschend und zugleich spielerisch auf das Thema „Ameisen-Kollektiv“ einzulassen. Nach einer kurzen Einführung konnten die Kinder zuerst selbst Ameisen aus unterschiedlichen Materialien gestalten. Hierbei war es uns wichtig, Anregungen zu geben, anschließend aber nur noch bei der individuellen Umsetzung der eigenen Ideen der Schüler*innen zu beraten oder zu unterstützen. Im darauffolgenden Teil des Workshops durften sich die Kinder mit verschiedenen Stoffen und anderen Materialien zu einem „Ameisen-Kollektiv“ verbinden. Das hierbei entstandene und vernetzte Gruppengebilde wurde direkt im Stadtraum und nahegelegenen Park erprobt. Die Kinder sammelten Erfahrungen, wie sie sich innerhalb eines Kollektivs bewegen können, wann Absprachen bspw. über die Richtung oder das Tempo gemacht werden sollten, wo sich Stärken und Schwächen dieser Form der Gemeinschaft befinden. Es entstand sehr schnell ein starkes Gruppengefühl, innerhalb von nur drei Stunden waren wir zu einer kleinen, vertrauten Kollektiv-Einheit zusammengewachsen.

Auch in meiner sonstigen Tätigkeit als Künstlerin bin ich stets auf der Suche nach Erkenntnissen durch Perspektivwechsel und unterschiedliche Wahrnehmungsmöglichkeiten. Dies mit einer Gruppe junger Menschen so intuitiv ausprobieren und erfahrbar machen zu können, war eine tolle Erfahrung.

Frappanz – Kollektiv kultureller Freiheiten e. V. – Workshop Digital Painting, 2020

© Sabine Funk

Im Sommer 2020 gründete ich mit Akteur:innen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft den gemeinnützigen Verein Frappanz – Kollektiv kultureller Freiheiten e. V. Mit dieser Initiative soll eine direkte Verbindung in den Stadtraum und eine offene Plattform geschaffen werden, auf der wir gemeinsam mit anderen Aktivist:innen gesellschaftliche Themen verhandeln, künstlerische Praxis erfahrbar machen und Stadt und Gesellschaft aktiv mitgestalten können. Unser Projekt #outofthebox umfasste verschiedene Workshops zu den Themen „Radikale Empathie“, „Upcycling“, „Design“ und „Digital Painting“. Das Frappanz ist für uns Probe-, Aktions- und Resonanzraum in einem.

Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?

Mein Workshop „Digital Painting“ im oben genannten Projekt fand aufgrund der Pandemie rein digital statt. Dennoch war es mir wichtig, die Ergebnisse auszudrucken und in einer Pop-up-Walking-by-Ausstellung im realen Frappanz-Raum auszustellen. Da es nicht allen Interessierten möglich war, den realen Raum aufzusuchen, wurde die Aktion hauptsächlich digital über die Social-Media-Kanäle dokumentiert. Menschen und künstlerische Werke „switchten“ in echter und digitalisierter Form zwischen den Realitäten. Gerade dieses Wechselspiel zwischen analoger und digitaler Welt interessiert mich in meiner künstlerischen Arbeit.

 

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

In meiner künstlerischen Arbeit interessieren mich insbesondere die Möglichkeiten von Wahrnehmung unterschiedlicher Realitäten und das Zusammenspiel von digitalen und analogen Elementen. Hier suche ich nach Verschmelzungen, vor allem aber auch nach Grenzen und Irritationen, die die alltäglichen Sehgewohnheiten hinterfragen und zu neuen Verortungen führen können.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich möchte dazu anregen, Perspektivwechsel auszuprobieren, sich von konventionellen Vorstellungen und Strukturen zu befreien und die eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten loszulassen. Persönliche und auch gesellschaftliche Entwicklungsräume können durch Experimentieren, Fragen stellen, Diskutieren und Forschen eröffnet und neu definiert werden. Kulturelle Bildungsarbeit kann dazu ermutigen, die persönliche Umgebung sowie unsere Gesellschaft gemeinsam aktiv mitzugestalten.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung bietet die Möglichkeit, neue Erfahrungen und Erkenntnisse zu gewinnen. Durch Impulse und das Angebot von Interaktionen können die Teilnehmenden zu neuen Perspektiven und Ideen angeregt werden. Die Interaktion kann zwischenmenschlich oder digital ausgeführt werden, ihr sollte jedoch ein ungewohnter Anreiz zugrunde liegen, der dazu auffordert, Dinge neu zu denken.