Rebekka E. Böhme arbeitet seit 2007 international als freischaffende Tänzerin und Choreografin mit Künstler:innen verschiedener Sparten sowie mit Choreograf:innen und Kompanien in den Bereichen Tanz, Theater, Zirkus, audio–visuelle Performance u. a (Volksbühne Berlin, performing:group etc.).
Ihre künstlerischen Arbeiten entstehen in den unterschiedlichsten Kontexten. Sie kreiert Tanztheater, das nicht nur in klassischen Bühnenräumen zu sehen ist, experimentelle Tanzfilme, sowie Vertical/Aerial Dance Performances an Fassaden oder in Museen. Regelmäßig entwickelt sie performative und zirzensische Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen, die von einer interdisziplinären Herangehensweise geprägt sind. Rebekka engagiert sich in mehreren kulturellen Bildungsprojekten (u.a. Zirkus Cabuwazi, Staatliche Museen Berlin – Neue Nationalgalerie, Bode Museum, JHS – „grips gewinnt“), vermittelt Tanz und verschiedene Zirkusdisziplinen oder konzipiert kulturelle Veranstaltungen sowie Bildungsformate.
Kontakt:
www.rebekkaboehme.com
EINBLICKE IN DIE PRAXIS von Rebekka Böhme
„Vorhang auf! Manege frei!“ – Workshop zur Sonderausstellung „Sascha Wiederhold. Wiederentdeckung eines vergessenen Künstlers„
„Wild durcheinander wirbelnde Formen, Muster und intensive Farben setzen sich in Sascha Wiederholds Werken zu erstaunlichen Bildwelten zusammen. Lass dich von seinen Arbeiten inspirieren! Gemeinsam mit anderen Kindern gestaltest du ein bewegtes und eindrucksvolles Bühnenbild für eine neue Zirkuswelt. Du wirst ein:e mutige:r Akrobat:in, zu einer:m galanten Tänzer:in, zum tollpatschigen Clown oder stellst dir vor, in luftigen Höhen zu balancieren.“
In einem dreitägigen Workshop erkundeten Kinder die Ausstellung „Sascha Wiederhold. Wiederentdeckung eines verschollenen Künstlers“ in der Neuen Nationalgalerie.
Sie erforschten, wie sie Bilder und Formen in Bewegung übersetzen können und reagierten auf das, was sie beim Betrachten der Gemälde, Kostüm-, Bühnenbild- sowie Plakatentwürfe des Künstlers inspirierte.
So machten sie Notizen, zeichneten, assoziierten Worte, Geschichten und sammelten Ideen zu den Bildern, über die wir uns später austauschten.
Unterschiedliche Bewegungsmethoden basierend auf den Genres Tanz und Zirkus, wurden ausprobiert. Aus Elementen der (Partner-)Akrobatik, der Tuch-Jonglage und des Clowns, sowie den Möglichkeiten der Bewegung in Relation zum Raum oder zueinander entwickelten die Kinder eigene und gemeinsame Tanz- bzw. Zirkusminiaturen.
Über das bloße Rezipieren hinaus transformierten sie die Ausstellung zu einem Spiel- und Möglichkeitsraum. Dabei waren Zusammenarbeit sowie die Kreativität und Stimme jedes einzelnen Kindes von Bedeutung. Das spielerische Entdecken stand im Vordergrund.
So wie die vielen Farben, Figuren, Muster und Gebilde in Wiederholds Werken, die vielseitig miteinander verbunden sind, wurden die verschiedenartigen Ideen zusammengesetzt und ein neues Kunstwerk entstand.
Mit selbst kreierten Kostümen und Requisiten verwandelten die Kinder den musealen Raum schließlich in eine Bühne und überraschten Besucher:innen mit einer Pop-Up Performance.
Zirkus und Sprache, 2016
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und dem Zirkus Cabuwazi (Projekt Beyond Borders) entwickelte ich 2016 ein zirzensisches Sprachförderungsprojekt für Kinder aus geflüchteten Familien, welches Sprache spielerisch und bewegungsorientiert vermittelt. Das zehntägige Format soll Gemeinschaft, aber auch Individualität stärken sowie die Möglichkeit bieten, die deutsche Sprache unbefangen erlernen und anwenden zu können. Der Lebensraum der Kinder wird in einen bunten Entwicklungsraum verwandelt, in welchem sie verschiedene Zirkusdisziplinen ausprobieren können, Zirkusrequisiten basteln, sich künstlerisch mit Worten und ihrer Bedeutung auseinandersetzen und gemeinsam eine Zirkus-Show gestalten.
Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?
Die Arbeit mit Sprache und Abstraktion von Worten war oft Teil meiner Bewegungsrecherchen beziehungsweise Methode zum Experimentieren mit Bewegungsqualitäten und Rhythmen. Das Ausprobieren und Spielen mit Kindern bringt mich auf neue Ideen und erfrischt meinen Blick auf meine eigenen Praktiken. In den Projektwochen habe ich häufig mit pantomimischen und clownesken Übungen gearbeitet und festgestellt, wie diese zum Motor von Deeskalation wurden sowie Aufmerksamkeit und Verständnis untereinander schafften. Die erfahrbare, künstlerische Energie in einem Projekt entwickelt sich weiter und neue, kreative Impulse entstehen.
Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?
In meiner künstlerischen Arbeit geht es oft um Wahrnehmung und Erleben. Mich interessiert, welche Haltungen, Emotionen oder auch Missverständnisse subjektive Eindrücke und Erfahrungen auslösen können und wie innere Zustände uns bewegen, den Körper formen und verändern. Ich möchte wissen, was hinter dem Sichtbaren verborgen ist. Ziel meiner Arbeit ist es, Verständnis zu schaffen und Bewertung sowie Stigmatisierung aufzulösen, die eine Wahrnehmung von „seltsamen“ Verhaltensweisen und vermeintlicher Andersartigkeit mit sich bringen können.
Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?
Ich möchte Menschen einen kreativen Zugang zu unterschiedlichen Themen ermöglichen und sie dazu animieren, die Umwelt bewusst wahrzunehmen, Blickwinkel zu wechseln und etwas Neues zu entdecken. Im Fokus meiner Arbeit stehen das Erforschen der eigenen Gedanken und Kreativität sowie das Herausarbeiten individueller Besonderheiten und Facetten der Bewegung oder anderer Fähigkeiten. Es ist mir wichtig, einen Raum zu schaffen, in welchem Verständnis und Teilhabe über Grenzen hinweg sowie das voneinander Lernen möglich ist, um Selbstvertrauen und respektvolles Handeln zu fördern.
Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?
Für mich ist die künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung ein Versuch des Verrückens von Vorstellungen und die Einladung zum (Neu-)Entdecken oder (Neu-)Interpretieren der Umwelt mithilfe ästhetischer Mittel und gestalterischer Methoden, die vor allem zugänglich und verständlich gemacht werden. Das künstlerische Erlebnis, durch das eigene, kreative Experimentieren, fördert die persönliche Entwicklung, stärkt das Selbstbewusstsein und motiviert, Herausforderungen mit mehr Offenheit zu begegnen.